Debatte um Hochstraße in Halle Debatte um Hochstraße in Halle: Kaum Alternativen
Halle (Saale) - Im Freylinghausen-Saal der Franckeschen Stiftungen wurde diese Woche auf Einladung der Bundesstiftung Baukultur die Zukunft von Halles umstrittenster Trasse diskutiert: der Hochstraße. Deren Verkehr rauscht in Höhe der dritten Etage direkt am Waisenhaus der Franckeschen Stiftungen vorbei. „Vielleicht können wir mit unserer Sicht von Außen der Debatte in Halle über die Hochstraße Impulse geben“, so Stiftungsvorstand Reiner Nagel.
Die meisten dieser Impulse freilich gefielen den engagierten Verteidigern der halleschen Hochstraße nicht. Denn die Trasse wurde von gleich mehreren Experten - Architekten, Stadtplanern, Bauingenieuren - auf dem Podium eher kritisch gesehen für die künftige Stadtentwicklung. Reiner Halle von der Bürgerinitiative Stadtgestaltung stellte die Position der Hochstraßenbrücken-Befürworter klar: „Die Hochstraße ist einfach die beste Lösung. Sie ist überlebenswichtig für Halle.“ Lautstark, mitunter hart an der Pöbelei-Grenze, ließen einige seiner Mitstreiter bereits die Frage nach einer Zukunft von Halles wichtigster Verkehrsader nicht gelten.
Volkwin Marg vom bekannten Architektenbüro Gerkan, Marg und Partner, die unter anderem den neuen Berliner Hauptbahnhof, die Hamburger Hafencity und in aller Welt spektakuläre Projekte gebaut haben, sah das anders. „Man muss versuchen, die Perspektive der Zukunft einzunehmen und bereit sein, alles in Frage zu stellen“, so Marg. Eines sei sicher: Der Verkehr in den Städten werde sich weiter radikal verändern. Schon heute verzichteten junge Leute auf das Autos. Und Stadtentwicklung müsse Jahrzehnte in den Blick nehmen.
Stadt- und Verkehrsplaner Professor Hartmut Topp führte mehrere, auch internationale Beispiele für zurückgebaute Hochstraßen an. In Ludwigsburg etwa wurde eine von zwei innerstädtischen Hochstraßen weggerissen. Es habe sich gezeigt, dass die gleiche Anzahl an Fahrzeugen auch auf der Straße unten entlang geführt werden konnte. Attraktive Stadtstraßen könnten entstehen, der Platz in Halle würde dafür ausreichen. „Man sieht etwa am Champs-Élysées in Paris - 80 000 Fahrzeuge am Tag -, dass trotz hoher Verkehrsdichte an solchen Straßen attraktive Adressen entstehen können.“ Doch dies ist in Halle Zukunftsmusik. In der Gegenwart spricht alles für die Hochstraße, die Alt- und Neustadt verbindet. Sie ist eine von nur zwei leistungsfähigen, innerstädtischen Saalequerungen. „Wir können derzeit keine Alternativen zur Hochstraße erkennen“, sagte Halles Baudezernent Uwe Stäglin.
Bei der aktuellen Erarbeitung des Verkehrsentwicklungsplanes Halles 2025 seien viele Varianten für ein künftiges Hauptstraßennetz und die Saalequerungen untersucht worden. Nur eine zentrumsnahe, südliche Brücke würde helfen, langfristig einen Ersatz für die Hochstraße zu finden. Dies werde weiter verfolgt, vorerst wolle man sich aber mögliche Optionen nicht verbauen, heißt es im Entwurf für den neuen „Verkehrsentwicklungsplan Halle 2025“, der übrigens seit Donnerstag auf der Internetseite der Stadt unter „Gestalte mit Halle“ veröffentlich ist. Alle Hallenser sind eingeladen, sich an diesem Diskussionsprozess zu beteiligen. Bis Ende des Jahres soll der Plan zum Hauptstraßennetz im Stadtrat vorgestellt werden.
Die Frage nach der Zukunft der Hochstraße ist schon seit Jahren Gegenstand heftiger Debatten. In den nächsten Jahren wird der Unterhalt der Spannbetonbrücke sechs Millionen Euro kosten. Das Geld ist im Haushalt eingeplant. (mz)