"Das ist schon bitter" "Das ist schon bitter": Alles neu am Hauptbahnhof in Halle und keiner bekommt es mit
Halle (Saale) - „Ich mache vier Kreuze, wenn wir die Corona-Pandemie überstanden haben“, sagt Karsten Kammler, Bahnhofsmanager in Halle. Schließlich spielt sich auf dem wichtigsten Verkehrsknoten in Sachsen-Anhalt ein kleines Drama ab. Sechs Jahre wurde der 131 Jahre alte Hauptbahnhof um- und ausgebaut. Unter der historischen Hülle ist quasi alles neu. Nur bekommt es kaum jemand mit. Die Zahl der Reisenden ist dramatisch eingebrochen, Läden und Gastronomie unterliegen den Lockdown-Regeln. „Wir hatten eine große Party geplant, jetzt, da alles fertig ist. Das ist schon bitter“, sagt der 55-Jährige.
Manager bereits an Bahnhöfen in Dresden und Leipzig gearbeitet
Der Bahnhofsmanager, der in Dresden wohnt, gilt im Konzern als Macher, der rastlos nach neuen Ideen sucht und Bahnhöfe als Orte entwickeln will, in denen sich Menschen treffen - nicht nur für An- und Abreisen. Seine Referenzen können sich sehenlassen. Von 2002 bis 2004 war er Chef auf dem Hauptbahnhof seiner Heimatstadt, danach bis 2009 in Leipzig. Zehn Jahre arbeitete er schließlich bei „Station und Service“ übergeordnet im Bahnhofsmanagement. Doch Kammler ist kein Schreibtischtäter. „Als ich das Angebot bekam, nach Halle zu gehen, habe ich es sofort angenommen.“
Als Abstieg in die Provinz sieht er seinen Job nicht. „Das ist eine aufregende Zeit. Der Umbau des Bahnknotens eröffnet uns neue Möglichkeiten, auch das Thema Bahnhof neu zu denken“, sagt er. Was kaum einer weiß: Kammler hat nicht nur Halle unter seinen Fittichen, sondern auch alle anderen Bahnhöfe im südlichen Sachsen-Anhalt. Und auch hier juckt es ihn in den Fingern. „In Bitterfeld wollen wir ein neues Empfangsgebäude bauen, auch Merseburg und Naumburg modernisieren. Wir haben gut zu tun. Mir gefällt das“, sagt er.
Neben beleuchteter Bahnhofskuppel kommt innovative Fahrradparkhaus vor dem Haupteingang
Beim Hauptbahnhof in Halle mit seiner markanten Architektur ist der umtriebige Sachse mit seinem Latein übrigens längst nicht am Ende. Im Juni 2020 hatte Kammler dort mit einer spektakulären Beleuchtungsprobe die Kuppelhalle in Szene gesetzt. Der Test kam so gut an, dass der Hauptbahnhof eine Effektbeleuchtung bekommen soll - innen wie außen.
„Allerdings müssen wir dafür die Elektrik anpassen. Das geht noch einmal richtig ins Geld.“ Ab April soll zudem das innovative Fahrradparkhaus vor dem Haupteingang vom Test- in den Vollbetrieb wechseln. Und auch das Bahnhofsfest hat Kammler nicht zu den Akten gelegt. Möglicher neuer Termin: Der 3. Oktober, wenn Halle die zentralen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit ausrichtet. „Das wäre doch ein guter Anlass“, sagt er. (mz)