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Campus Heide-Süd  Campus Heide-Süd : Vor 80 Jahren als Luftwaffenschule erbaut

Von Detlef Färber 21.01.2018, 13:00
Kaum möglich ist es, den imposanten Eindruck der einstigen Garnison in den Blick zu bekommen. Doch Teilansichten lassen ihn erahnen.
Kaum möglich ist es, den imposanten Eindruck der einstigen Garnison in den Blick zu bekommen. Doch Teilansichten lassen ihn erahnen. Holger John

Halle (Saale) - Ein kleines Jubiläum steht an, dieses Jahr. Denn zehn Jahre ist er her, der Uni-Umzug nach Heide-Süd: Zumindest die Verlagerung der Naturwissenschaften in den Weinberg-Campus war im Jahr 2008 abgeschlossen.

Zu diesem Zeitpunkt nämlich sind große Teile des zuvor vollständig entkernten, sanierten und baulich umprofilierten einstigen Kasernengeländes bezugsfertig gewesen.

Inzwischen studieren dort 3.500 junge Leute in sieben Instituten: Mathematik, Informatik, Physik, Chemie, Geowissenschaften und Geographie, Agrar- und Ernährungswissenschaften sowie Sportwissenschaft. Sie sind fast ein Fünftel der rund 20.000 Studenten, die sich aktuell an der Martin-Luther-Universität eingeschrieben haben.

Und doch gehören gerade sie mehrheitlich zu den Hoffnungsträgern, was die mögliche Ausstrahlung des Hochschulstandorts Halle ins Land und in die Welt betrifft. Gerade sie sind die potenziellen künftigen Leistungsträger für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort.

Und gerade von diesem Campus dürften, ja müssen die künftigen Überflieger in der Forschung kommen, von denen so viel in Sachen Zukunft abhängt.

Überflieger, das taugt vielleicht auch als Klammer mit Blick auf die Geschichte dieser Großimmobilie, für die ebenfalls ein kleines Jubiläum im Kalender steht.

Denn vor reichlich 80 Jahren ist die einstige Heeres- und Luftnachrichtenschule (H.L.N.S) nach abgeschlossener, nur zweijähriger Bauphase in Betrieb genommen worden.

Zwischendurch hat sich an diesem Ort auch Weltgeschichte ereignet. Kaum zwei Jahre nach der Eröffnung der Schule unter anderem für Aufklärungsflieger begann der Zweite Weltkrieg.

Nach der Kapitulation und der Übergabe Halles von den Amerikanern an die Russen wurde auch diese Garnison für Jahrzehnte das Domizil der Sowjetarmee - bis zu deren Abzug Anfang der 1990er Jahre.

Doch was die russischen Truppen hinterließen, waren an diesem Ort vor allem große und sehr teure Probleme. Sie mit zu lösen, war auch die Aufgabe von Horst-Dieter Förster, dem fürs Bauliche zuständigen Abteilungsleiter der Universität.

Förster, der vom Staatshochbauamt kam, war von Anfang an dabei: Dabei buchstäblich bei einem Milliarden-Ding. Denn inklusive Technologiepark und zusammen mit Einigem, das aktuell noch auf dem Gelände geplant ist, wird dieser Campus am Ende wohl eine Milliarde Euro gekostet haben, sagt Foerster.

Doch alles begann mit einem zu 80 Prozent verbilligten Kauf des 1990 in Bundeseigentum übergegangenen Geländes durch das Land für die Uni - was aber die Verpflichtung zu einer Entwicklung der Immobilie zur Bedingung hatte.

Doch immerhin: „Der Bund hat die Sanierung der Altlasten finanziert“, ergänzt Foerster und spielt damit auf eine Aufgabe an, die Anfang der 1990er Jahre für viel Aufregung sorgte - denn: Der Boden der Garnison galt als verseucht.

Unter anderem durch defekte Leitungssysteme, die dem Umstand geschuldet waren, dass in den Russen-Kasernen gelinde gesagt ein mindestens so gravierender Sanierungsstau entstanden war, wie sonst in der DDR und im Real-Sozialismus.

Es musste also alles erneuert werden, alle Leitungen vor allem. Und vieles abgerissen, so etwa die von den Russen gebauten Panzergaragen. Und auch ein großflächiger Bodenaustausch musste schließlich stattfinden, ehe auf dem Gelände gebaut werden konnte.

Auch die Uni hat die alte Bausubstanz ergänzt: Durch ein neues Hörsaalgebäude und eine Mensa, die - im Unterschied zum Ursprung - den großen alten Kasernenhof nach hinten offen lassen: Eine Botschaft in Stein?

Der Umzug der Naturwissenschaften an den Rand des Stadtwalds war übrigens ein wichtiger Schritt in der räumlichen Neustrukturierung der Uni, die zuvor beschlossen hatte, sich aus ihren zahlreichen, über die Stadt verteilten Klein-Instituten in meist denkmalgeschützten Gebäuden zurückzuziehen und ihre Lehrtätigkeit auf nur noch vier Standorte zu beschränken: Neben Weinberg/Heide-Süd sind das der Uni-Platz, die Franckeschen Stiftungen und neuerdings der Steintor-Campus.

Doch mit ihrem Campus in Heide-Süd hat die Universität damals für Halle nicht zuletzt eins der gravierendsten Probleme der Stadtentwicklung gelöst. Und man muss sagen: auf eindrucksvolle Weise! (mz)