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Café Schade Café Schade: Halles Torten-König startet nach Insolvenz neu

Von Michael Falgowski 13.05.2016, 17:18
Marc Christoph Schuba (links) und Ralf-Peter Schade wollen den Traditionsbetrieb Café Schade retten.
Marc Christoph Schuba (links) und Ralf-Peter Schade wollen den Traditionsbetrieb Café Schade retten. Günter Bauer

Halle (Ssaale) - Es sind vor allem die Torten, die den in Halle beinahe legendären Ruf von „Café Schade“ begründet haben. Und natürlich eine sehr lange Konditor-Tradition: Vor 60 Jahren hat Franz Schade sein Café in der Seebener Straße, in der Nähe der Saale, eröffnet. Vor 13 Jahren hat sein Sohn, Konditormeister Ralf-Peter Schade, das Geschäft mit den inzwischen drei Filialen übernommen. Und zwar in zwölfter Generation: 1586, vor 430 Jahren, hat das erste Café der Familie im nahen Wettin geöffnet.

Viele Hallenser verbinden mit Halles wohl bekanntestem Café - neben den Konditor-Erzeugnissen - die Erinnerung an lange Kundenschlangen, die sich vor allem sonntags am Laden bildeten. Doch Tradition und Qualität der Erzeugnisse garantieren keine wirtschaftliche Prosperität. Das erfährt Konditor Ralf-Peter Schade gerade schmerzlich: Im Oktober vergangenen Jahres hat er Insolvenz anmelden müssen.

Café und Torten soll es weiter geben

Im Oktober wurde zunächst das vorläufige Insolvenzverfahren eröffnet. In den drei Schade-Filialen - außer in der Seebener Straße, der Geiststraße und am Hansering - standen die Jobs von zehn Mitarbeitern und eines Lehrlings auf der Kippe. Seit März läuft das Insolvenzverfahren des Inhabers des Café Schade. Von der Misere haben die Kunden nichts mitbekommen, Kuchen- und Torten wurden weiter gebacken, auch die Löhne gezahlt.

Inzwischen ist ein Neustart geschafft. Das Café Schade und seine Torten soll es weiter geben. Wenn auch unter anderen Vorzeichen. Es gibt bereits ein neues Unternehmen: die „Hofkonditorei Schade UG (haftungsbeschränkt)“.

Gesellschafter sind die Familie Schade und der neue Geschäftsführer Marc Christoph Schuba. „Ralf-Peter Schade ist als Konditormeister einfach ein Genie. Das war das wichtigste Argument, mich zu engagieren. Ich kümmere mich um den betriebswirtschaftlichen Teil wie Vertrieb und Buchhaltung“, so Schuba. Der Hallenser hat Erfahrungen bei Betriebsfortführungen in Insolvenzen, im Fall Schade ist er nun selbst eingestiegen.

Filialen werden umgestaltet

Entlassungen gebe es nicht, so Schuba. Alle drei Cafés sollen erhalten bleiben. Und was soll nun anders werden? „Wir möchten das Außerhausgeschäft ausbauen, vor allem mit Kuchen- und Brötchenbuffets. Auch der beliebte Baumkuchen von Schade soll besser vermarktet werden.“ Man habe bereits auch Preise gesenkt, um den Umsatz anzukurbeln.

Stück für Stück wolle man zudem die Filialen umgestalten - wobei man das historische Ambiente und Mobiliar der Seebener Straße erhalten wolle. Im Sommer soll dort übrigens auch der alte Anbau mit der Aufschrift „Café Wittekind“ wieder genutzt werden. Und in der Filiale Geiststraße könnten Mittagsangebot oder Sonntags-Brötchenangebot ausgebaut werden.

Dem neuen Schade-Unternehmensmodell, es ist bereits vorläufig umgesetzt, müssen am Dienstag noch die Gläubiger zustimmen. Insolvenzverwalter Ulrich Luppe will ihnen genau dies empfehlen. Nach der Prüfung der Geschäftslage, Gesprächen mit den Gläubigern hatte sich Insolvenzverwalter Luppe dazu entschieden, das Geschäft samt einer Neuaufstellung fortzuführen.

Schwieriger Markt für Bäcker

„Ich bin von der Chance auf wirtschaftlichen Erfolg überzeugt. Mit einigen Korrekturen kann sich das Unternehmen, vor allem durch die Qualität der lokalen und regionalen Erzeugnisse, im schwierigen Markt der Bäckerei- und Konditorei-Handwerks künftig behaupten“, sagt Rechtsanwalt Luppe. Er sei im Übrigen Hallenser, ein Traditionsunternehmen wie Schade dürfe nicht verschwinden, findet er.

Warum aber ist die bekannte Familienkonditorei in wirtschaftliche Schieflage geraten? Ralf-Peter Schade führt vor allem die Auswirkungen der Bauarbeiten in der Großen Ulrichstraße und am Landgericht in den vergangenen Jahren an, die für einen Umsatzrückgang gesorgt hätten.

Laut Insolvenz-Anwalt Ulrich Luppe gebe es aber viele Gründe. Der im vergangenen Jahr eingeführte Mindestlohn gehöre dazu, aber auch das Fehlen eines geeigneten Konzepts, um auf veränderte Marktsituationen reagieren zu können.  (mz)