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Burgfest in Wettin Burgfest in Wettin: Gut gelaunte weiße Frau

Von Michael Tempel 08.09.2002, 17:53

Wettin/MZ. - Warum in Wettin seit Jahrhunderten die "weiße Frau" umgeht, weiß niemand genau zu sagen. Sicher ist nur: Trägt sie weiße Handschuhe, bringt sie Gutes. Trägt sie schwarze, bringt sie Schlechtes. Die Wettiner und ihre Gäste konnten am Wochenende aufatmen. Die weiße Frau alias Birgit Simon erschien am Samstagmittag im weißen Gewand und mit weißen Handschuhen. An ihrer Seite Ehemann Dieter, der Conrad von Wettin verkörperte, den Stammvater des legendären Fürstengeschlechts. Dem Gelingen des bevorstehenden Umzuges und des gesamten zwölften Burgfestes stand nichts mehr im Wege.

Nicht nur die sagenumwobene Frauengestalt war den Wettinern wohlgesonnen. Auch das Wetter präsentierte sich während des Festes von seiner besten Seite. Von Freitag bis Sonntag Abend warteten ein umfangreiches Programm und viele Attraktionen auf die Besucher. Von Big-Band-Klängen, Schlager und Chorgesang über historisches Handwerk sowie mittelalterliche Musik bis hin zu Rummel-Trubel oder Modenschauen - am Saaleufer und natürlich im mittleren Burghof war für die tausenden Gäste, für Jung und Alt etwas dabei. Beim Umzug wirkten zahlreiche Einwohner, Vereine und Firmen in teils historischen Gewändern mit.

Das Flanieren in überlieferter Tracht war für das Ehepaar Simon aus Döblitz nichts Neues. Sind beide doch Mitglieder im Wettiner Heimat- und Geschichtsverein. "Doch in eine so herausragende Rolle sind wir noch nie geschlüpft", sagte Birgit Simon. Ihr Conrad, äh ihr Dieter war zum Fest tadellos rasiert. Wenngleich sein historisches

Vorbild (1098-1157) Bartträger gewesen sein soll. Einen mit etwa 25 Zentimeter Länge umso prächtigeren Bart stellte Klaus Kränert zur Schau. Mit seinen Kollegen vom Zimmermannsorchester Halle hatte er sich in den Umzug eingereiht. "Wir sind das erste Mal beim Burgfest und uns gefällt es sehr gut hier", so der 47-jährige Steudener.

Für Lars Augner ist das Burgfest seit langem ein fester Termin im Kalender. Der 23-Jährige ist gebürtiger Wettiner und lebt heute in Halle. Am Wochenende schaute er mit Frau Andrea und der acht Monate alten Tochter Pauline vorbei. "Das Fest ist toll. Schade, dass der Umzug magerer ausgefallen ist." Diesen Eindruck teilten viele Besucher. "Es haben diesmal weniger Fahrzeuge am Umzug teilgenommen, jedoch waren es mehr Teilnehmer", sagte dagegen Bürgermeisterin Dorette Koch (parteilos).

Die Wettiner Burg beherbergt bekanntlich ein Gymnasium und ist Talentschmiede in vielen Kunstdisziplinen. Beim Burgfest wurde am Samstag erstmalig der vom Kulturverein Wettin und der Volksbank-Filiale gestiftete Kunstpreis vergeben. Von den 30 Gymnasiasten, die um den mit 200 Euro dotierten Preis wetteiferten, konnte der 17-jährige Claus Stabe die Juroren mit einer Radierung überzeugen.

Einen Höhepunkt erlebten rund 1 500 Burgfestbesucher bereits am Freitagabend: Bei einer Benefizgala bejubelten sie Schlager- und Popinterpreten wie die Himmelsstürmer, Drafi Deutscher und Bianca Graf. Etwa 7 500 Euro aus dem Ticketverkauf sollen den Hochwasseropfern zu Gute kommen.