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Bomben zerstörten Kirche

Von Silvia Zöller 03.04.2008, 15:31

Halle/MZ. - Ein Jahr lang hat ein vierköpfiges Team um den 71-jährigen Ulrich Wendling, der als Kind den Bau des Gotteshauses selbst erlebte, für das 100-Seiten-Werk recherchiert. In dieser Woche feiert die Gemeinde in der "Frohen Zukunft" das 70-jährige Bestehen ihrer Kirche.

Von den 60er Jahren bis 1991 war Wendling auch im Gemeindekirchenrat - bis es ihn beruflich nach Frankfurt am Main verschlug. Als er 2002 als Rentner wieder nach Halle kam, übernahm er eine neue ehrenamtliche Aufgabe für die Gemeinde: "Ich sammele und sortiere Dokumente seit sechs Jahren in Archiven." Die Daten sind nicht nur Grundlage für Berichte über die wechselvolle Geschichte der Kirche. Dem Team - zu dem auch Pfarrerin Sylvia Herche, Albrecht Krause und der ehemalige Pfarrer Reinhard Zentner gehören - gelang es auch, Biographien aller Pfarrer der Gemeinde zu sammeln. Erlebnisberichte früherer Gemeindemitarbeiter und Predigttexte (besonders lesenswert: Zentners Predigt zur Christvesper 1988, die bereits im Zeichen der Wende stand) zeichnen ein lebhaftes Bild.

Weil 1933 / 34 ein Teil der Siebel-Flugwerke aus Böblingen bei Stuttgart auf das alte Flugplatzgelände in der Nähe der Grube "Frohe Zukunft" verlegt wurde, spross schnell eine Siedlung für die beschäftigten Arbeiter und Ingenieure aus dem Boden. Kirchlich wurde der neue Stadtteil der Paulusgemeinde zugeordnet, ein Pfarrer richtete zunächst nur wöchentliche Sprechstunden ein. Der erste Spatenstich der neuen Kirche erfolgte Ostern 1937, die Weihe am 3. April 1938. Doch nur nur sechs Jahre später zerstörten Bomben das Gotteshaus. Nach einem Angriff am 7. Juli 1944 wurde die Kirche beschädigt, am 16. August 1944 brannte sie nach einem weiteren Bombenangriff völlig aus - als einzige im Stadtgebiet, wie Pfarrerin Herche sagt.

So musste das Pfarrhaus als Ort für den Gottesdienst ausreichen, bis die Heilandsgemeinde 1947 eine Holzbaracke abgeboten bekam. Eine Familie im Margueritenweg, so die Recherchen für die Chronik, hatte bei einem Bombenangriff ihr Haus verloren und sich im Garten eine Notunterkunft gebaut, aus der sie 1947 jedoch wieder in ihr hergerichtetes Haus zog. Als Notkirche wurde die Baracke geweiht.

Am 1. April 1950 wurde die Heilandsgemeinde selbständig und auch der Wiederaufbau der Kirche kam damit in Gang. Am Sonntag um 10.30 Uhr wird das Jubiläum mit einem Festgottesdienst, bei dem Bischof Axel Noack die Predigt hält, gefeiert.