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Bluegrass am Fluss Bluegrass am Fluss: Wer sind die spontanen Musiker an der Saale?

Von Katja Pausch 02.06.2020, 12:30
Michael Proschek (l.), William Waltz (2.v.l.), Andy Mikolajczyk mit Freundin und Toralf Friesecke (r.) musizieren an der Saale.
Michael Proschek (l.), William Waltz (2.v.l.), Andy Mikolajczyk mit Freundin und Toralf Friesecke (r.) musizieren an der Saale. Katja Pausch

Halle (Saale) - Zu hören sind sie an diesem sonnigen Sonntagnachmittag schon von weitem, und wer näher kommt, kennt vielleicht sogar den einen oder anderen, der da mit Gitarre oder Banjo in der Hand auf den Stufen zu Füßen der Klausberge steht und die Saiten zupft.

Toralf Friesecke zum Beispiel, Halles bekanntester Multiinstrumentalist, der von Waschbrett über Akkordeon bis zu Gitarre und eben Banjo so gut wie jedes Instrument beherrscht. Oder Michael Proschek. Beide gehören zu den bekannten Gesichtern in der halleschen Musikszene. Was sie hier zu fünft an der Saale machen? Ganz einfach: Bluegrass. Blue-was?

Bluegrass als eine der wichtigsten amerikanischen Volksmusikrichtungen

„Der Bluegrass gehört als eine der wichtigsten amerikanischen Volksmusikrichtungen zum Genre der Country-Musik,“, erklärt Michael Proschek, der sonst - also in coronafreien Zeiten - bei der halleschen Irish-Folk-Band Seldom Sober zumeist die Gitarre bedient. Vor allem Swing- und Blues-Elemente swingen mit beim Bluegrass, der seinen Namen von den blaugrünen Blättern des Wiesen-Rispengrases in den Bergen von Kentucky und Tennessee hat, wo diese Musikrichtung Ende der 1930er bis Mitte der 1940er Jahre entstanden ist.

Einer, der sich dazu bestens auskennt, ist William Waltz. Der Amerikaner, der bei der Saale-Session das Banjo spielt, kam 1993 nach Halle - und blieb für rund zwölf Jahre hier hängen. Seit seinem ersten Tag in Halle betreut Waltz bei Radio Corax eine eigene Sendung zu American Folk, die auch nach Waltz’ Rückkehr in die USA weiterlief. „Meine Sendung habe ich in Michigan über ein freies Radio produziert“, so Waltz.

Der Anlass ist simpel

Nun ist der Amerikaner, den alle nur Bill nennen, wieder hier, arbeitet als Anglist an der halleschen Uni - und ist zugleich Initiator der Spontan-Session am Saaleufer. Der Anlass ist simpel: Da Konzerte und Live-Musik auch in Halle aus bekannten Gründen in größerem Rahmen nicht stattfinden (dürfen), wollen die Musiker zumindest im kleinen Kreis unter freiem Himmel ihrer Profession nachgehen. Das bleibt kulturhungrigen Hallensern natürlich nicht verborgen.

Soll es auch nicht - denn wenn es schon kein zahlendes Publikum gibt, kann man als Musiker mit solch einer Spontan-Session nicht nur sich, sondern auch den zufällig auf Decken oder Bänken sitzenden Zuhörern eine Freude machen. Das scheint bisher ziemlich gut gelungen.

Neugierige fühlen sich von der mitreißenden Musik magisch angezogen

Denn ob Kanufahrer oder Motorboot-Kapitän, Radlergruppe oder Spaziergänger - viele Neugierige fühlen sich an diesem Nachmittag von der mitreißenden Musik magisch angezogen. Vielleicht, so Waltz, gibt es bald wieder eine Session. Und falls ja, wird es der Saalespaziergänger auf jeden Fall mitbekommen: Bluegrass ist - vor allem dank des tonangebenden Banjos - nicht zu überhören.

››Waltz’ nächste Sendung „American Folk“ auf Radio Corax, Dienstag, 2. Juni, 20 Uhr (mz)