Monatelange Baustelle Baustelle in Halle: Südstadtring wird aufgerissen

Halle (Saale) - Rund 50.000 Fahrgäste passierten normalerweise täglich die Kreuzung Südstadtring und Paul-Suhr-Straße in Bus und Bahn. Derzeit dürften es deutlich weniger sein. Denn im Südstadtring pendelt nur noch der Bus - im Schienenersatzverkehr.
Südstadtring in Halle ist über fast einen Kilometer aufgerissen
Fast einen Kilometer lang, bis hinter die Wendeschleife südlich des Platzes der Völkerfreundschaft, ist die Straße entlang der Neubauten aufgerissen. Es sieht aus, als solle ein Kanal gegraben werden. Die Autos fahren in beiden Richtungen auf der südlichen Fahrbahn.
Riesige Erdhaufen türmen sich, gewaltige Kanalrohre liegen herum. Umsteigende Fahrgäste und Kunden im Kaufland-Center stolpern an der Baustelle entlang.
Neuer Knotenpunkt für Bus und Bahn entsteht am Kaufland-Center
Direkt vor dem Einkaufscenter ist das Baufeld gut 50 Meter breit. Hier entsteht noch bis Oktober ein einzigartiger Verknüpfungspunkt von Bahn und Bus, der gleichzeitig auch die Endhaltestelle in der Südstadt ist.
„Wir bauen hier für die Zukunft eine neue leistungsfähige, einzigartige Anlage. Diese neue doppelte Kopfendstelle ist ein Modellfall mindestens für Sachsen-Anhalt: Drei Straßenbahnlinien und eine Buslinie können hier in und aus allen drei Richtungen fahren. Das ist eine technische Lösung, die es nur in Halle gibt“, sagt Gerd Blumenau. Bei der Halleschen Verkehrs AG ist der Prokurist für die Infrastruktur des städtischen Verkehrsunternehmens und das Stadtbahnprogramm verantwortlich.
In der 150 Meter langen Haltestelle werden Wende- und Abstellgleise verlegt. Am nördlichen Fahrbahnrand des Südstadtrings hält künftig der Bus. Es sei eine geradezu fantastische technische Lösung, ist Blumenau begeistert.
Baustelle bleibt über neun Monate: Das wird gemacht.
„Wir wissen natürlich, dass eine solche Baustelle in einem Wohngebiet viele Beschwernisse vor allem für die Anwohner mit sich bringt.“ Leider, sagt er, ließen sich diese nicht vermeiden. Ein Baubüro im Kaufland-Center, in dem sich die Hallenser über die Arbeiten informieren, aber auch Fragen und Beschwerden loswerden können, soll helfen, diese Maßnahmen zu kommunizieren.
Der Informationsbedarf ist groß, denn immerhin noch neun Monate bleibt die „Baustelle im Flaschenhals“ am Kaufland-Center mehr oder weniger erhalten. Im Frühjahr wird der Autoverkehr, der jetzt in beiden Richtungen auf der südlichen Fahrbahn rollt, auf die dann fertig ausgebaute nördliche verlegt. Nach der Freigabe des Südstadtrings bis Ende Juni wird das Gleisdreieck gesperrt und die Paul-Suhr-Straße folgt. Auch dort wird unter anderem die Haltestelle erneuert, zudem die Kreuzung Murmansker Straße als Ampelkreuzung ausgebaut.
17 Millionen Euro teure Baustelle: Woher kommen die Gelder?
Immerhin 17 Millionen Euro kostet der Ausbau des Südstadtrings. Das Projekt ist Teil des Stadtbahnprogramms, in dem Halles Schienennetz und die dazugehörigen Straßenanlagen für rund 300 Millionen Euro erneuert werden. „In keiner anderen deutschen Großstadt wird pro Kopf derzeit so viel Geld verbaut wie in Halle“, ist sich Gerd Blumenau sicher. Und das sei trotz der Behinderungen in der Bauzeit doch vor allem ein großes Glück. Das Programm sichere die Anlagen des Personennahverkehrs für die nächsten Jahrzehnte in hoher Qualität.
Südstadtring wird für Autofahrer auf eine Spur verengt
Um der Straßenbahn Vorfahrt zu verschaffen, beseitigt die Havag im Südstadtring die Straßenquerungen der Bahn. Dafür werden neue Gleise und die Haltestelle am Platz der Völkerfreundschaft vom Rand in die Straßenmitte verlegt. Künftig hat die Straße statt bisher zwei nur noch eine Spur pro Richtung. Allerdings ist ein Radweg auf der Fahrbahn eingezeichnet, so dass etwa ein liegengebliebenes Auto umfahren werden kann. Lediglich in Kreuzungen sind zusätzliche Abbiegespuren vorgesehen.
Maroder Fußgängertunnel am Platz der Völkerfreundschaft verschwindet
An der ehemaligen Straßenbahn-Wendeschleife, am Platz der Völkerfreundschaft, verschwindet übrigens auch der marode Fußgängertunnel unter dem Südstadtring. Stattdessen sollen die Haltestelle und auch die S-Bahn-Station über die Fußgängerübergänge barrierefrei erreichbar sein. Mit der neuen Endstelle an der Veszpremer Straße wird zudem die alte Wendeschleife Südstadt abgebaut. Der Rückbau von rund 5,5 Kilometer Gleis und 500 Tonnen Holzschwellen läuft. Ein großer Teil der Schotterböschung bleibt übrigens erhalten. Warum? „Dies ist eine Forderung des Umweltschutzes, um Siedlungsfläche für die geschützte Zauneidechse zu bleiben. Vor den Bauarbeiten werden die Tiere eingesammelt und in einem eigens abgesperrten Domizil ausgesetzt“, erläutert Gerd Meyer, Havag-Projektleiter für den Südstadtring-Ausbau. (mz)
