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Autofahren der Zukunft Autofahren der Zukunft: Lohnt sich die Wasserstofftankstelle in der Stadt?

Von Silvia Zöller 23.03.2021, 06:00
PS Union-Mitarbeiterin  Jeanette Buschner betankt ein mit Wasserstoff betriebenes Auto. Seit Eröffnung haben hier 513 Autos getankt.
PS Union-Mitarbeiterin  Jeanette Buschner betankt ein mit Wasserstoff betriebenes Auto. Seit Eröffnung haben hier 513 Autos getankt. Silvio Kison

Halle (Saale) - Emissionsfrei fahren, das ist in Halle nicht nur mit Elektroautos möglich. Seit Mai 2019 kann man in Halle in der Selkestraße auch Wasserstoff tanken und so  bis zu 600 Kilometer weit fahren. Diese Reichweite haben E-Autos nicht. Dafür gibt es aber fast 500 Elektroautos, die in Halle angemeldet sind - und nur fünf Wasserstoffbetriebene.

Wasserstofftankstelle in Halle wurde zu Hundert Prozent vom Bund gefördert

Die Frage, ob sich der Bau der Tankstelle auf dem Gelände der PS Union in der Selkestraße gelohnt hat, stellt sich aber für Geschäftsführer Volker Ciesiolka nicht. „Finanziell hat es sich nicht gelohnt, aber das haben wir auch nicht erwartet“, sagt er. Denn: Die Errichtung der Tankstelle wurde zu hundert Prozent vom Bund gefördert.

Damals hatte sich Ciesiolka mit dem Standort Halle deutschlandweit gegen 30 Mitbewerber durchgesetzt -  mit Unterstützung unter anderem des Fraunhofer-Instituts und der Stadtwerke. Bauherr war die H2Mobility, die rund eine Million Euro investiert hat. Die Tankstelle steht zwar auf dem Grundstück der PS Union, wird aber von der H2Mobility betrieben.

Halle will mit Wasserstofftankstelle Teil des bundesweiten Netzwerkes zu sein

Seit der Eröffnung wurden an der Tankstelle 513 Tankvorgänge mit Wasserstoff registriert, berichtet Ciesiolka. Das entspricht einer Menge von 1.549 Kilo Wasserstoff. Fest steht jedoch: Der Verbrauch steigt bundesweit stetig: Waren es im Januar 2017 nur 2,5 Tonnen Wasserstoff, die deutschlandweit getankt wurden, so waren  es nach Angaben von H2Mobility im Februar 2021 schon zehn Tonnen. Das Tankstellennetz ist in Deutschland auf 90 angewachsen, drei weitere stehen kurz vor der Inbetriebnahme. Ziel sei es, bis 2025 rund 400 solcher Tankstellen zu betreiben.

„Es geht uns darum, Teil des Netzwerkes in Halle zu sein“, sagt der PS-Union-Chef. Denn wer sich in Halle überlege, ein Wasserstoffauto zu kaufen, würde das für nicht sinnvoll erachten, wenn es erst in Leipzig oder Berlin die nächste Wasserstofftankstelle gäbe. „Wasserstoffautos werden uns aus der Hand gerissen“, freut sich Ciesiolka - wenn welche verfügbar sind. Denn das sei nach wie vor ein Problem. Monatelang seien über Hyundai, Vertriebspartner der PS Union, keine Wasserstofffahrzeuge verfügbar, sechs Monate Lieferzeit seien eher die Regel als die Ausnahme.

Autofahren der Zukunft: Carsharing und emissionfreie Verbraucher

So kommt es, dass „aus der Hand gerissen“ bei Ciesiolka unter dem Strich in gut drei Jahren 35 verkaufte wasserstoffbetriebene Autos bedeutet. „Deutschlandweit“, betont er. Der Preis für den wasserstoffbetriebenen Hyundai Nexo macht die Entscheidung auch nicht gerade  leicht: Rund 80.000 Euro kostet der Wagen derzeit.

Im Carsharing-Modell kommen die emissionsfreien Wagen übrigens auch über „jetzt-mobil“, das ebenfalls zur PS Union gehört, zum Einsatz. „Fünf wasserstoffbetriebene Autos werden im Rahmen des company-sharings unter anderem an die Stadtwerke oder die Stadt vermietet“, erklärt Marcel Greiner, der für diesen Bereich bei der PS Union zuständig ist.

Zukunftsorientiert: PS Union will Werkstatt für Wasserstoffautos weiter auszubauen

Die Zukunft des Autofahrens sehen Ciesiolka und Greiner aber in einer Entwicklung, die noch in den Kinderschuhen steckt. Forschungen gebe es bereits zu einer Art Hybridauto, das die Vorteile der E-Mobilität für Kurzstrecken und dem Wasserstoff für Langstrecken verbindet. „Dabei ist  die Brennstoffzelle als Range-Extender für Elektroautos im Blick“, erklärt Greiner. Damit käme die aktuelle Technik der wasserstoffbetriebenen Autos, die über die Brennstoffzelle den Wasserstoff in Elektroenergie umwandeln, zusätzlich zum Einsatz.

Noch gibt es diese Technologie jedoch nicht. Deswegen konzentriert sich die PS Union im Moment darauf, die  Werkstatt für  Wasserstoffautos weiter auszubauen und ihre Mitarbeiter für die neue Technik zu schulen.  Dabei gibt es auch für Volker Ciesiolka immer wieder Neues: „Wir werden antistatische Arbeitskleidung anschaffen. Das ist aufgrund des Einsatzes der zahlreichen Elektronikbausteine in Autos wichtig.“ (mz)