Spannung vor Entscheidung zur A143 Autobahn A143: Was direkt betroffene Anwohner von der Autobahn halten
Halle (Saale) - Am Landimbiss von Steffi Altmann sind die Autobahn-Befürworter am Dienstag klar in der Überzahl. „Ich bin dafür, dass die A143 fertig gebaut wird. Dann wird Halle entlastet. Ich bin selbst 26 Jahre nach Landsberg gefahren und musste immer durch die Stadt. Das nervt“, sagt Altmann. An den Freitischen nicken Gäste. Gespannt sind alle, welche Entscheidung das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig am Mittwoch zum geplanten Weiterbau treffen wird.
„Vor zehn Jahren sollte es den Lückenschluss schon geben. Den Leuten geht das Hin und Her auf die Nerven“, meint ein Arbeiter. Der 12,6 Kilometer lange Abschnitt soll die A143, die bei Bennstedt endet, mit der A14 verbinden. Die Planungen hatten 1991 begonnen.
Weiterbau Autobahn A143: Das Für und Wider
Wenige hundert Meter Luftlinie vom Ortszentrum entfernt an der Ziegelei haben die Kaolin- und Tonwerke ihren Sitz. Der Betrieb ruht sein längerer Zeit, die Anlagen verfallen. Geschäftsführer Jürgen Rohrmoser ist der einzige Kläger gegen den mittlerweile rund 350 Millionen Euro teuren Autobahnbau. Zwischen Salzmünde und Schiepzig würde die Trasse der A 143 einen Lagerplatz der Firma queren. 625 Quadratmeter sind betroffen. 2007 hatte bereits der Naturschutzbund (Nabu) das Projekt vor dem Bundesverwaltungsgericht zu Fall gebracht, weil Umweltbelange nicht genügend berücksichtigt wurden. Das Land besserte daraufhin erheblich nach. Reicht es?
Hans-Günter Holland kümmert sich gerade um seinen Garten. Von dem Grundstück aus ist es nur ein Katzensprung bis zu dem kleinen Hügel mit dem Lagerplatz. Die Autobahn soll hier durch eine Röhre direkt an den Häusern vorbeiführen. „Ich bin Autofahrer und finde die A 143 nicht schlecht. Und durch die Röhre werden wir vom Lärm nichts mitbekommen“, sagt er. Und wie ist es mit der Optik, mit so einem „Monster“ vor der Haustür? Daran werde man sich schon irgendwie gewöhnen.
Autobahn A143: Viele Argumente und auch Expertenmeinungen gegen den Bau
Mit dem Gewöhnen hat Heike Böltzig ihre Probleme. Sie wohnt am nördlichen Ortsrand von Friedrichsschwerz. Die neue Autobahn wird bei Brachwitz die Saale queren und dann Richtung Friedrichsschwerz verlaufen. Durch einen acht Meter tiefen Canyon soll die Blechlawine rollen, mit Tempo 60, um Friedrichsschwerz vor dem Verkehrslärm zu schützen. 200 Meter sind es bis zur Wohnbebauung. „Die Autobahn wird ein einmaliges FFH-Gebiet zerstören.
Es gibt so viele Argumente und auch Expertenmeinungen gegen den Bau, dass ich nicht verstehen kann, warum an dem Vorhaben überhaupt noch festgehalten wird“, sagt sie. Die Natur und auch die Lebensqualität müssten leiden, „nur damit Halle vom Verkehr entlastet wird, was höchst zweifelhaft ist, ob das passiert“, meint die Frau. Und noch etwas stört sie: die verhärteten Fronten zwischen Unterstützern und Gegnern. Sachliche Diskussionen gebe es kaum noch - eher Streit.
Land verspricht Umgehung für Salzmünde
Zurück nach Salzmünde. Die Gemeinde soll eine eigene Anschlussstelle zur Autobahn bekommen. „Dann wird hier bei uns wohl noch mehr Verkehr herrschen, weil alle auf die A143 wollen“, heißt es in der Runde bei Steffi Altmann am Imbiss. Oder vielleicht doch nicht? Im April 2018 hat das Land Sachsen-Anhalt ein Versprechen abgegeben. Gibt es Baurecht für die A143, soll eine Ortsumgehung kommen. Sie soll mit der neuen Autobahn fertig werden. (mz)