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Ausstellung im Kunstmuseum Ausstellung im Kunstmuseum: Moritzburg zeigt Pfeifers Halle und Pfeifers Welt

Von Detlef Färber 16.09.2017, 19:00
Die Farblithografie „Straße I“ stammt aus dem Jahr 1979.
Die Farblithografie „Straße I“ stammt aus dem Jahr 1979. Kulturstiftung Sachsen-Anhalt © VG-Bild-Kunst, Bonn 2017

Halle (Saale) - Einen krönenden Abschluss könnte man sie nennen, die kleine Schau, mit der nun auch die Moritzburg den Maler Uwe Pfeifer ehrt: Als Abschluss einer Reihe von Ausstellungen, deren Anlass der 70. Geburtstag des Meisters im Februar gewesen ist.

Die renommierte hallesche Galerie Zaglmaier und der Kröllwitzer „Kunstverein Talstraße“ waren mit großen Präsentationen auch seiner Gemälde vorangegangen, nun liefert die Moritzburg eine Zeitreise durch Pfeifers Welt anhand seiner Grafik nach. (Man hätte sich die Dramaturgie mit Blick auf die Bedeutung dieses Künstlers durchaus auch andersherum vorstellen können!)

Sonder-Präsentation im Rahmen und am Rande der neuen „Moderne“-Schau

Allerdings, die Sonder-Präsentation im Rahmen und am Rande der neuen „Moderne“-Schau des hiesigen Kunstmuseums macht, so wie sie ist, auch Sinn: Und sie beeindruckt! Hinein gelangt man sozusagen über drei breite Treppen, die als große Pfeifergemälde schon Bestandteil der „Moderne II“-Dauerschau des Hauses sind und deren Farbigkeit bezogen auf morgens, nachmittags und abends beinahe schon das Gefühl von Aufstieg und Abstieg suggeriert.

Treppen, so zeigen auch die Grafiken, sind ein tragendes Motiv im Werk des halleschen Malers, der sich nicht nur seines Studienortes wegen zu Leipziger Schule zählt: Treppen und Geländer - Elemente also, die stark strukturierend wirken und für Intensität, ja Dramatik sorgen.

Um Pfeifers Welt zu verstehen, muss man zunächst auf Pfeifers Halle blicken

Gerade Pfeifers Geländer sind lange als „die“ Grenze oder die Grenzen gedeutet worden, die es zu überwinden oder gar abzuschaffen gilt. Eine verkürzte und verkürzende Sicht, die diesem Künstler kaum gerecht wird. Denn um Pfeifers Welt zu verstehen, muss man zunächst auf Pfeifers Halle blicken: Pfeifers Halle heißt Neustadt und ist jene mit unglaublichen Erwartungen befrachtete sozialistische Zukunftsstadt, die einst die Heimat des „neuen Menschen“ sein sollte. Sie ist zum tragenden Thema Pfeifers geworden. Und der Maler hat selbst zehn lange Jahre in Halle-Neustadt gewohnt.

Doch nicht nur das, er hat etwas getan, das inzwischen (leider) wieder extra gewürdigt zu werden verdient: Er hat sich die Sache unvoreingenommen und ergebnisoffen angeschaut, hat widerstreitende Gefühle und Eindrücke zugelassen, hat sich jedem ideologisierenden Blick-Ansatz verweigert, hat sich für seine Figuren interessiert, mit ihnen gelitten und versucht, mit ihnen zu genießen, was zu genießen war.

Uwe Pfeifer hat die Ästhetik, die Moderne in dem Betonmeer gesucht

Und nicht zu vergessen, er hat die Ästhetik, die Moderne in dem Betonmeer gesucht, gefunden und effektvoll in Szene gesetzt: In zahlreiche Situationen, die dann aber nur den halleschen oder Neustädter Rahmen abgeben für das, was wiederum Pfeifers Welt und Weltsicht ist. Beispielhaft dafür steht die Grafik „Straße I“, die eingangs des Final-Jahrzehnts der DDR deren Lebensgefühl in Zuspitzung vor Augen führt. Und vor jenes große Ohr im Vordergrund, das zum angststiftenden Grundmotiv des Daseins oder „Hier“-Seins im Osten geworden war: des Noch-Hierseins!

Auch in der Nachwende-Zeit spielten und spielen die Treppen und Geländer immer mal wieder eine Rolle im Werk Uwe Pfeifers: Auch um neue Themen und Szenerien pfeifermäßig rüberzubringen. Das Geländer nun als definierendes Element und - womöglich wieder zunehmend notwendiger Ort: Als Ort auch für gewagte Balance-Akte, in dessen Nähe Feuerspiele wieder deutlich häufiger veranstaltet werden.

Pfeifer lässt dabei bisweilen einen alten Ureinwohner, einen Indianer, zuschauen - mit versteinerter Miene: Wer den jeweiligen Künstler selbst in seinen Bildern sucht - bei Pfeifer findet er ihn.

››Die Ausstellung „Uwe Pfeifer - Beton und Träume“ ist im Kabinett Westbox in der Moritzburg noch bis zum 12. November zu sehen. Geöffnet ist täglich außer mittwochs von 10 bis 18 Uhr. (mz)

„Feuerspiel“, 1997
„Feuerspiel“, 1997
Kulturstiftung Sachsen-Anhalt © VG-Bild-Kunst, Bonn 2017