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Auf ein Glühwein mit ... Auf ein Glühwein mit ...: Simone Trieder erinnert sich an Wichtel im Westpaket

Von Katja Pausch 07.12.2018, 12:50
Autorin Simone Trieder (l.) plaudert mit MZ-Redakteurin Katja Pausch über das Fest. Der kleine Weihnachtsmann steckte einst in einem Westpaket.
Autorin Simone Trieder (l.) plaudert mit MZ-Redakteurin Katja Pausch über das Fest. Der kleine Weihnachtsmann steckte einst in einem Westpaket. Silvio Kison

Halle (Saale) - Bis zum Heiligabend treffen wir prominente Hallenser auf dem Weihnachtsmarkt, die bei einem Glühwein erzählen, wie sie das Fest feiern - oder in der Kindheit gefeiert haben. Heute: Simone Trieder.

Für die hallesche Autorin verbindet sich die Erinnerung an die Adventszeit in der Kindheit vor allem mit weihnachtlich-wichtigen Tätigkeiten: dem Läuten der Kirchenglocken zum Beispiel. „Zu den Gottesdiensten haben wir damals in Gernrode, wo ich aufgewachsen bin, die Glocken noch per Hand geläutet“, erinnert sich die längst in Halle lebende Schriftstellerin. Die schwere Glocke in Schwung zu bringen, sei gar nicht so einfach gewesen.

Simone Trieder: „Als Kind war es schon manchmal unheimlich“

Und auch das Herabsenken des Adventskranzes, auf den dann die vier Kerzen gesteckt wurden, war ein nicht ganz leichtes Unterfangen. „Da musste man ganz schön an der Kurbel drehen, damit sich das schwere Metallgestell vom Kirchendach nach unten bewegt“, so Simone Trieder. Zu den „Jobs“ in der Kirche habe auch das Aufziehen der Turmuhr gehört. „Als Kind war es schon manchmal unheimlich, allein auf den verstaubten Dachboden der Kirche zu steigen.“ Schließlich sei man sich ja nie sicher gewesen, ob da oben nicht vielleicht doch eine kleine Maus ...

Aber natürlich bestand die Adventszeit nicht nur aus durchaus begehrten Pflichten - sie bescherte auch viele schöne Stunden. Dabei denkt Simone Trieder nicht nur an die nach Waschpulver und Kaffee duftenden „Westpakete“, die auch Geschenke für die Kinder enthielten. Das Wohnzimmer wurde am 23. Dezember stets für die Festtage umgeräumt: „Eine große Tafel wurde vor das Fenster gestellt, darauf kam dann eine festliche weiße Tischdecke, und rote Bänder teilten für jeden den Platz für die Geschenke ab.“

Simone Trieder: Es wurde viel gesungen und musiziert“

Ihr Vater, sagt Simone Trieder und muss schmunzeln, habe seinen Platz unmerklich stets ein Stückchen vergrößert - in der Hoffnung auf größere Geschenke. Den Baum haben die drei Kinder damals gemeinsam geschmückt. Und: „Es wurde viel gesungen und musiziert“. Das habe sich auch bei ihren eigenen Kindern erhalten: Tochter Conni spielt diverse Flöten, hat Musik in Köln studiert, Sohn Max spielt Klavier.

Und noch einiges mehr ist Familientradition: Die Blätterteigpasteten, gefüllt mit Hühnerfrikassee, sowie Bigos und Matjes zum Fest - zu verdanken dem aus Polen stammenden Teil der Familie. Zum Fest gehört auch eine Geschichte, die der Großvater - Apotheker in Zerbst - einst selbst geschrieben hat: „Weihnachten in der Rats-Apotheke“ wird jedes Jahr vorgelesen. Apropos schreiben: Die Autorin wird die Feiertage nicht nur für eine Wanderung mit Freunden am Heiligabend nutzen. Sie will auch letzte Hand an ihr neues Buch „Nick und Tina“ legen - eine Fortsetzung ihrer Geschichte „Zelle 18“, die sich mit einer jungen Liebe in Nazideutschland befasst. (mz)