Kampf auf dem Arbeitsmarkt Arbeitslosigkeit in Halle so hoch wie lange nicht
In Halle und dem Saalekreis ist die Arbeitslosigkeit auf einem hohen Niveau. Welche Probleme es gibt, erzählt die Chefin der Arbeitsagentur. Sie weiß auch, was manche Branchen rettet.
![Simone Meißner ist Chefin der Agentur für Arbeit Sachsen-Anhalt Süd.](https://bmg-images.forward-publishing.io/2025/02/07/a5c8ebd1-e609-4523-8daf-dfe7ed74266d.jpeg?rect=0%2C0%2C1248%2C742&w=1024&auto=format)
Halle/MZ. - Der Arbeitsmarkt in Halle und dem Saalekreis steht derzeit vor erheblichen Herausforderungen. Aktuelle Zahlen zeigen, dass die Arbeitslosenquote in Halle erstmals seit vielen Jahren die 10-Prozent-Marke überschritten hat. Im Saalekreis liegt die Quote bei 6,9 Prozent und ist damit im Vergleich zum Januar 2024 um zwei Prozent gestiegen, während es im selben Zeitraum in Halle ganze sieben Prozent sind. „Die Ursachen für diesen Anstieg sind vielfältig und spiegeln sowohl saisonale als auch konjunkturelle Einflüsse wider“, erklärt Simone Meißner, Chefin der Agentur für Arbeit Sachsen-Anhalt Süd, im Gespräch mit der MZ.
Eine hohe Arbeitslosigkeit gerade zu Beginn des neuen Jahres sei nicht ungewöhnlich. „Wir haben die klassische saisonale Entwicklung, die sogenannte Winterarbeitslosigkeit“, erklärt Meißner. Die kommt beispielsweise durch zum Jahresende auslaufende Verträge zustande und auch das Weihnachtsgeschäft, das in den letzten drei Monaten eines Jahres gerade im Handel in die Höhe steigt, endet im Januar.
Unternehmen in Halle und dem Saalekreis schreiben weniger Stellen aus
Zusätzlich zu den saisonalen Schwierigkeiten spiele die schwächelnde Konjunktur eine große Rolle. „Wir haben Unternehmen, die uns ihre Stellen melden, damit wir bei der Besetzung und bei der Fachkräftegewinnung behilflich sind“, so Meißner. Der Stellenbestand sei aktuell zwar weiterhin da, „was wir aber deutlich merken ist, dass die Stellenmeldungen der Unternehmen deutlich zurückgehen.“ Zwischen 25 und 29 Prozent Rückgang verzeichnete die Agentur im Vergleich zum Dezember, aber auch zum Vorjahr. „Das ist wirklich viel“, so Meißner. Und es weise darauf hin, dass Unternehmen gezwungen seien, Arbeitskräfte freizustellen. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen seien davon betroffen.
Zurückzuführen ist das laut Meißner auf die kritische wirtschaftliche Lage und den damit einhergehenden schlechten Absatzmarkt sowie gestiegene Kosten bei gleichzeitig geringem Investitionsvolumen. „Da wird jedes Einsparpotenzial geprüft und das bereitet uns schon Sorge“, sagt die Agenturchefin.
Ausreichend offene Stellen gebe es dennoch. Insbesondere in den Bereichen Verkehr, Logistik und Dienstleistungen werden nach wie vor Arbeitnehmer gesucht. Lichtblicke gibt es zudem bei den Ausbildungsberufen. „Jugendliche, die die Schule verlassen, haben zumindest rechnerisch die Möglichkeit, zwischen ein und zwei Berufen zu wählen“, sagt Meißner.
Migranten sorgen für Stabilität im Gesundheits- und Pflegebereich
Weiterhin händeringend nach Personal suchen die Gesundheits- und Pflegebranche, weiß Meißner. Was diesen Branchen zugutekommt, sind Menschen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland Arbeit suchen. In den letzten Jahren hat sich die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Migranten in Halle und dem Saalekreis deutlich erhöht. Besonders geflüchtete Menschen aus der Ukraine haben in verschiedenen Branchen, wie dem Gesundheits- und Pflegebereich, Fuß gefasst. 30 Prozent aller Menschen aus Asylherkunftsländern haben inzwischen eine Beschäftigung gefunden, berichtet Meißner. Allerdings gibt es auch Herausforderungen bei der Integration von Migranten. Sprachbarrieren und die Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsabschlüssen sind häufige Hürden. „Wir arbeiten eng mit verschiedenen Partnern zusammen, um diese Hürden zu überwinden und Migranten besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren“, erklärt Meißner.
Wie die Zukunft des Arbeitsmarktes in Halle und dem Saalekreis aussehen wird, kann Meißner nicht sagen. Klar ist jedoch, dass die Agentur für Arbeit vor allem mit ihrer mobilen App verstärkt dafür sorgen möchte, dass sich Arbeitssuchende einfacher auf dem Arbeitsmarkt zurechtfinden und leicht an mögliche Stellen und Termine kommen.