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Alternative zum Taxi Alternative zum Taxi in Halle: Shuttle auf der Überholspur - trotz Anschlag

Von Oliver Müller-Lorey 28.08.2018, 13:37
Unternehmer Dirk Willeke hat mit „Shuttle regional“ ein Beförderungsunternehmen gegründet.
Unternehmer Dirk Willeke hat mit „Shuttle regional“ ein Beförderungsunternehmen gegründet. Silvio Kison

Halle (Saale) - Auf Halles Straßen sind sie immer häufiger zu sehen: weiße VW-Busse mit einem roten Streifen und auffälliger Schrift: „Shuttle Regional“ steht auf den Fahrzeugen, die den ganzen Tag über durch die Stadt fahren und den Anschein eines Taxis haben. Am Steuer sitzen adrett gekleidete Männer in weißen Hemden, mit roter Krawatte und einer schwarzen Weste. Ein Aufdruck am hinteren Fenster verspricht: „Die Alternative für Anspruchsvolle“. Doch was ist diese Alternative, die sich in Halle ausbreitet?

Der Mann hinter dem Unternehmen ist Dirk Willeke, von Hause aus Versicherungsvertreter und ehemaliger Taxifahrer, aber seit zwei Jahren Geschäftsführer des schnell wachsenden Unternehmens. Nach der Wende leitete er zunächst einen kleinen Taxibetrieb. Dann lernte er über die Versicherung einen Unternehmer kennen, der sein Geld mit dem Transport von Behinderten verdiente. „Ich sagte ihm, dass ich Interesse hätte, wenn er in Rente geht“, erinnert sich der 47-Jährige. Er übernahm die Firma tatsächlich und begann mit drei Bussen, behinderte Menschen auf Arbeit zu fahren. Doch dabei blieb es nicht.

Immer mehr Hotels nutzen Shuttle-Service

Schnell hätten ihn Hotels angesprochen, die mit den Dienstleistungen der herkömmlichen Taxen nicht zufrieden seien und fragten, ob er die Gäste nicht fahren könne. „Die haben gesagt: ,Sie schickt der Himmel‘“, so Willeke, der über negative Erfahrungen mit der Taxi-Zentrale berichtet. „Ich hätte eigentlich nie gedacht, dass es in Halle so einen Markt für mich gibt. Immerhin gibt es hier rund 240 Taxen und das ist eigentlich auskömmlich.“

Trotzdem seien immer mehr Hotels, Firmen und auch Privatleute auf ihn zugekommen und vor einigen Wochen sei ihm schließlich sein größter Erfolg geglückt: Willeke habe die Ausschreibung für den Schul-Transport von behinderten Kindern in Halle, Köthen und Bitterfeld gewonnen. „Das sind rund 200 Kinder“, sagt er. Von da an sei das Unternehmen extrem schnell gewachsen.

Shuttle Regional: 35 Autos sind am Start - 30 Busse

35 Autos sind am Start - 30 Busse, die jeweils mit einem Rollstuhlplatz ausgestattet seien und fünf normale Pkw. Kürzlich habe er zusätzlich die Ausschreibung für die Transporte zum Schwimmunterricht gewonnen. „Wir fahren für die Leopoldina, für Halloren und Hotels“, sagt der Unternehmer stolz. Inzwischen müsse er Kunden mit Anfragen sogar bremsen, weil er erst einen Kredit brauche um in noch mehr Autos investieren zu können.

Den Erfolg sehen in Halle nicht alle gern. Vor fünf Wochen habe jemand Buttersäure in den Lüftungsschlitz eines seiner Autos geschüttet. „Aber so werden die Leute, die das gemacht haben - ich glaube kaum dass das eine Privatperson war - das Problem nicht lösen.“ Die Kunden kämen inzwischen von ganz allein. Tatsächlich ist Willeke inzwischen auch eine Konkurrenz für normale Taxen, auch wenn er niemanden von der Straße aufsammeln darf und nur sehr wenige spontane Fahrten machen würde, wie er sagt. Das Kerngeschäft sei der im Voraus geplante Transport.

Für Transportunternehmen gelten andere Regeln als für Taxen

Schließlich gelten für ihn auch andere Regeln als für Taxen. Einen Personenbeförderungsschein müssten seine Fahrer auch haben, allerdings keine Ortskenntnisprüfung ablegen. Weil das Geschäftsmodell aber offiziell als „Mietwagen-Vermittlung“ gelte, müssten die Fahrer nach jeder Fahrt zur Zentrale in der Innenstadt zurückkehren - leer. Aus umwelttechnischer Sicht sei das natürlich sinnlos. „Ich hoffe, dass diese Regel bald geändert wird“, sagt Willeke, der mit seinen Preisen unter denen der Taxen liegt.

Eine Benachteiligung der herkömmlichen Taxen könne er aber nicht erkennen. „Die haben doch die gleichen Möglichkeiten, können doch auch eine Kleiderordnung für ihre Fahrer beschließen und die Taxen putzen“, sagt er. Die Taxigenossenschaft will sich nicht zur neuen Konkurrenz äußern. Man freue sich über jeden Mitbewerber, sagt Winfried Bahr, Chef der Genossenschaft. (mz)