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Eine Million Investition Alleskönner im Stil einer Straßenbahn

Das Holzbauunternehmen Brüninghoff in Niemberg hat eine Million Euro in eine neue Abbundmaschine investiert. Sie soll die Arbeit erleichtern und den Holzbau in Sachsen-Anhalt vorantreiben. Warum das wichtig ist.

Von Luisa König 11.07.2024, 14:00
Knut Lichtenberg zeigt die neue Abbundmaschine. Wie das Holz geschnitten werden soll, wird am Computer festgelegt, der Rest passiert automatisch.
Knut Lichtenberg zeigt die neue Abbundmaschine. Wie das Holz geschnitten werden soll, wird am Computer festgelegt, der Rest passiert automatisch. (Foto: Luisa König)

Niemberg/MZ. - Sie zieht sich einmal quer durch die gesamte Halle und sieht ein bisschen aus wie eine Straßenbahn: Die neue Abbundmaschine in der Brüninghoff Niederlassung in Niemberg.

Seit etwas mehr als einem Monat zählt die 47 Meter lange Maschine zu den neusten Errungenschaften vor Ort. Für Werksleiter Knut Lichtenberg ein großer Schritt. „Das erleichtert uns viel Arbeit“, sagt der 55-Jährige, der die Niederlassung in Niemberg seit mehr als 20 Jahren leitet.

Zuschnitt spart Zeit

Wieso er die Investition von etwa einer Million Euro in Kauf genommen hat, wird schnell klar. Das unfertige Holz kommt in Form eines großen Quaders auf die Ladefläche der Maschine, von dort aus wird es von zwei Befestigungsarmen durch den 17 Meter langen Hauptteil gezogen und zurechtgeschnitten. Löcher werden gebohrt, Kerben eingearbeitet und sogar eine Gravur oder ein Druck sind möglich. Nach wenigen Minuten, je nach Arbeitsaufwand, kommt das fertige Stück Holz auf der anderen Seite wieder heraus. Für Lichtenberg ist die Abbundmaschine ein wahrer Alleskönner. „Es ist ein bisschen so, wie wenn man ein Auto bestellt und bei der Ausstattung alle Häkchen setzt“, scherzt er. Die neue Technik soll es ermöglichen, den Holzbau in Sachsen-Anhalt weiter voranzubringen.

Im Inneren der Maschine gibt es die verschiedensten Werkzeuge.
Im Inneren der Maschine gibt es die verschiedensten Werkzeuge.
(Foto: Luisa König)

Denn das ist ein Ziel der Brüninghoff Holz GmbH, die insgesamt vier Standorte in Deutschland hat und, salopp gesagt, Häuser aus Holz baut. Die Niederlassung in Niemberg gibt es seit 1992. „Wir haben bei unserem Nachbarn Roggemann eine Halle gebaut und er meinte, dass eine kleine Ecke auf dem Gelände noch frei ist, wo wir hin sollen“, erzählt Lichtenberg. Da der Osten im Aufschwung war, entschied Brüninghoff sich dazu. Mittlerweile beliefert der Standort hauptsächlich größere Städte wie Dresden, Leipzig oder Berlin. „Die Holzbauweise ist in Sachsen-Anhalt noch nicht so angekommen“, mutmaßt der 55-Jährige.

Solche Fertigbauteile werden in Niemberg hergestellt und dann auf die Baustelle geliefert.
Solche Fertigbauteile werden in Niemberg hergestellt und dann auf die Baustelle geliefert.
(Foto: Luisa König)

Vor allem Vorurteile rund um Stabilität und Lebensdauer von Häusern aus Holz seien weiterhin stark verbreitet. Bevorzugt werde eher die klassische Betonbauweise. Lichtenberg will mit den Vorurteilen aufräumen: „Eine Holzbauweise kann bei allem mithalten. Das einzige Problem ist Staunässe, die verträgt Holz nicht. Wenn man aber gut plant, kann man sie umgehen.“ Und nicht nur das – seiner Ansicht nach müssen in Zukunft mehr Häuser mit Holz verarbeitet werden, um der Energiewende und dem Klimawandel entgegenzuwirken. Und zuletzt sei Holz nicht nur nachhaltig, sondern optisch einfach schön. „Es gibt ein anderes Klima, man fühlt sich wohl.“

Ausbau in Niemberg geplant

Dass die Bauweise funktioniert, zeigen mehrere Beispiele. So baut die Firma über die nächsten Jahre verteilt 30 Mehrfamilienhäuser in Berlin und auch ein 76 Meter hohes Hochhaus in Amsterdam haben sie aus Holz errichtet. Auch eine Kombination aus konventionellem Beton und nachhaltigem Holz sei möglich. Beispielsweise dann, wenn Holz als thermische Hülle eines Hauses genutzt wird.

In Niemberg kann die Herstellung von Fassaden, Dächern und Wänden bald wieder auf Hochtouren weiterlaufen, dann sind alle vertraut mit der Maschine. Im nächsten Schritt plant Lichtenberg, den Standort zu erweitern. „Eine angrenzende Ackerfläche haben wir schon gekauft“, verrät er. Dort soll eine zweite Halle entstehen, in der die Elementierung, also der Zusammenbau der einzelnen Teile, stattfinden soll. Das Zuschneiden des Holzes passiert weiterhin in der bereits bestehenden Halle. Bleibt die Nachfrage hoch, könnte sich Lichtenberg auch vorstellen, die neue Halle mit Robotertechnik auszustatten.