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Abschied zum Jubiläum Abschied zum Jubiläum: Motionworks-Gründer sagt nach 20 Jahren Tschüss von Firma aus Halle

Von Julius Lukas 05.06.2019, 05:00
Über 800 Figuren hat die Motionworks-Serie „Die Abenteuer des jungen Marco Polo“. Seit 2013 sind 52 Folgen in zwei Staffeln erschienen. Gerade wurde die Serie an den weltgrößten Streamingdienst Netflix verkauft.
Über 800 Figuren hat die Motionworks-Serie „Die Abenteuer des jungen Marco Polo“. Seit 2013 sind 52 Folgen in zwei Staffeln erschienen. Gerade wurde die Serie an den weltgrößten Streamingdienst Netflix verkauft. dpa

Halle (Saale) - Der Anruf aus der Magdeburger Staatskanzlei kam prompt. 1998 hatten Tony Loeser und Romy Roolf das Animationsfilmstudio Motionworks gerade in Leipzig gegründet, da klingelte bereits das Nachbarland an. In Sachsen-Anhalt war man auch an Unternehmen mit Potenzial interessiert.

Motionworks: Made in Halle bald auf Netflix

Also machte die Magdeburger Staatskanzlei den Animationsexperten heftige Avancen. „Das Werben um uns war schon intensiv “, erzählt der langjährige Geschäftsführer Tony Loeser. Und es war auch erfolgreich. Schon 1999 zog Motionworks nach Halle um. „Die Räume, die man uns anbot, die Kreativszene mit der Kunsthochschule - das sprach für die Stadt.“

20 Jahre sind seitdem vergangen, und der Anruf von damals hat sich als Volltreffer erwiesen. Aus dem kleinen Trickfilmunternehmen ist eine Branchengröße geworden. Motionworks ist international erfolgreich - Produktionen wie die Serie „Die Abenteuer des jungen Marco Polo“ beweisen das. „Die wurde gerade an Netflix verkauft“, freut sich Romy Roolf. Eine eigene Produktion beim größten Video-Streamingdienst der Welt unterzubringen, ist so etwas wie ein Ritterschlag.

Motionworks das wichtigste Partnerstudio beim Film „Der kleine Eisbär“

Als Tony Loeser und Romy Roolf Ende der 1990er ihre Unternehmung starteten, wurden sie noch belächelt. Der Animationsfilm, noch dazu mit der Spezialisierung auf Kinder, hatte in Mitteldeutschland keine Tradition. „Dass es das nicht gab, war für uns ein entscheidender Grund, Motionworks zu gründen“, sagt Loeser.

Er und auch Roolf waren damals in der Branche bereits bestens vernetzt. „Das erleichterte den Start natürlich ungemein“, meint Mitgründerin Roolf. So wurde die junge Firma das wichtigste Partnerstudio beim Film „Der kleine Eisbär“. Der erschien 2001 und zog drei Millionen Menschen ins Kino. Ein grandioses Ergebnis für einen deutschen Animationsfilm.

Partnerstudios sitzen in Indien, Kanada oder Irland

Der Erfolg brachte Motionworks Bekanntheit - und mehr Freiheit, auch eigene Ideen zu verwirklichen. „Mullewapp“ etwa, die Geschichte von drei tierischen Freunden, die zusammen viele Abenteuer erleben. Oder das aktuelle Großprojekt rund um den jungen Marco Polo. Nach zwei TV-Staffeln wird derzeit an der Kinofassung gearbeitet. „Der Stoff schreit danach, auf die große Leinwand zu kommen“, sagt Romy Roolf.

Wie die Serie ist auch der Film ein internationales Unterfangen. Partnerstudios sitzen in Indien, Kanada oder Irland. „In Deutschland haben wir gar nicht die Kapazitäten für solch ein Projekt“, erklärt Tony Loeser. Für ihn liege das auch daran, dass der Animationsfilm hierzulande sehr stiefmütterlich behandelt wird.

Motionworks: Erfolg mit Region und Halle teilen

Trotz weltweiter Produktionen versuchten Loeser und Roolf von Anfang an Kräfte aus Halle und Umgebung in ihre Vorhaben einzubinden. „Mehr als 80 Prozent unserer Mitarbeiter kommen aus der Region“, sagt Roolf. Viele davon seien Eigengewächse, die es auf ein Top-Niveau geschafft haben, so Tony Loeser: „Wenn man unterwegs ist, merkt man schnell, dass unsere Leute mit den Kreativen weltweit mithalten können.“

Dieses Level erreicht zu haben, macht den Motionworks-Gründer stolz. Nach 20 Jahren geht für den 65-Jährigen jedoch die Zeit an der Spitze seiner Vorzeige-Firma zu Ende. Am vergangenem Samstag hat er seinen Posten an Romy Roolf übergeben. Die 58-Jährige wird zusammen mit der Produzentin Grit Wißkirchen nun das Studio leiten.

Nach 20 Jahren: Gründer hat neue Aufgaben als Großvater warten

„Für mich ist das Jubiläum der richtige Zeitpunkt, diesen Schritt zu gehen“, sagt Loeser. Und als Berater bleibe er an einigen Projekten beteiligt. Allerdings warte nun auch ein Job auf ihn, dem er sich lange nicht intensiv genug widmen konnte. „Ich bin seit einer Weile Großvater und denke, dass meine Enkel sich freuen werden, wenn sich mich ab jetzt häufiger sehen“, sagt Loeser. (mz)