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47 Geheimnisse 47 Geheimnisse: Was verbirgt sich hinter den kleinen Türchen im "Strieses Biertunnel"?

Von Katja Pausch 18.12.2019, 15:30
Historiker Andreas Pečar nennt in „Strieses Biertunnel“ im Fach 17 einen Bierkrug sein eigen.
Historiker Andreas Pečar nennt in „Strieses Biertunnel“ im Fach 17 einen Bierkrug sein eigen. Steffen Schellhorn

Halle (Saale) - Wer „Strieses Biertunnel“ auf Halles Kulturinsel das erste Mal betritt und sich bei der Suche nach einem freien Platz in dem urigen Lokal umschaut, wird sie unweigerlich entdecken: die kleinen verglasten Fensterchen, die sich an den vertäfelten Wänden links und rechts des Eingangs aufreihen. „47 sind es“, weiß „Striese“-Wirt Michael Neubauer. Was mag sich hinter den Türchen verstecken?

Geheimes des Türchen Nummer 17 im „Strieses Biertunnel“

Sicher wissen das nur die wenigsten Gäste, die Neubauer seit 1995 in der drei Jahre zuvor eröffneten Theaterkneipe unweit des Uni-Campus’ fast jeden Abend persönlich empfängt. Zufallsgäste sind darunter ebenso wie Leute, die auf Empfehlung zu „Striese“ kommen. Und natürlich - schließlich ist es eine Theaterkneipe - viele bekannte Gesichter: Schauspieler wie Hilmar Eichhorn und Reinhard Straube zum Beispiel, manchmal Peter Sodann und ab und zu NT-Chef Matthias Brenner sind zu Gast. Und dann gibt es noch diverse Stammtische bei „Striese“.

Einen davon haben die Historiker der halleschen Universität reserviert. Und hierin liegt des Geheimnis’ Schlüssel. Denn Andreas Pečar, Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit, ist im Besitz eines solchen - für Fach Nummer 17. In diesem befindet sich nichts Geringeres als ein zünftiger Bierkrug. Nicht irgendeiner, sondern der des Professors.

Wie er dazu kam? Es sei ganz einfach gewesen, so Pečar. „Mit dem Umzug der Historiker vom Hohen Weg zum Steintor-Campus suchten wir in der Nähe ein Lokal, in dem wir nach unserem Dienstags-Kolloquium noch in lockerer Runde diskutieren konnten“, so der Wissenschaftler.

Auf Deckel des Bierkrugs eine Widmung eingravieren

Im „Striese“ sei man fündig geworden. Dem aufmerksamen Professor waren die ominösen Fächer sofort aufgefallen. Als er von deren Bestimmung - nämlich persönlich zugeordnete Bierkrüge der Gäste aufzubewahren - erfahren hatte, stellte sich ihm gleich die nächste Frage: „Wie kommt man zu einem Humpen?“ Für Pečars Kollegen und Mitstreiter der Philosophischen Fakultät war damals, vor vier Jahren, sofort klar: Wir schenken dem Professor einen Bierkrug.

In Anlehnung an das in der Hofkultur unter dem preußischen König Friedrich Wilhelm I. zelebrierte Tabakskollegium, einem Diskutiertreff bei Speis und Trank, ließen die lieben Kollegen auf dem Deckel des Bierkrugs eine Widmung eingravieren: „Tabaks=Collegium zu Halle - Von wahren Freunden“ steht da, wobei sich die „wahren Freunde“ nicht nur auf die Kollegen, sondern auch auf eine der zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen Pečars mit dem Titel „Falsche Freunde“ zur Epoche der Aufklärung beziehen. Den Bierkrug selbst ziert das badische Wappen - als eine Reminiszenz an die Heimat des renommierten Geschichtsprofessors: Pečar stammt aus Freiburg im Breisgau. (mz)

Fach Nummer 17
Fach Nummer 17
Steffen Schellhorn