100. Auflage im Objekt 5 100. Auflage im Objekt 5: Die Montags-Jazzer als fester Termin im Szenekalender

Halle (Saale) - Wenn manche Hallenser ganz gerne mal vom „toten Montag“ in ihrer Stadt reden, sind sie vermutlich keine Jazz-Fans. Denn denen ist der Montag heilig - nicht irgendeiner, sondern jeweils der erste Montag im Monat. Dann nämlich wird im Objekt 5 die „Saitenbühne“ eröffnet, und es heißt „It’s Session-Time!“
Kaum anderswo passt der Jazz besser hin als ins schummrige Halbdunkel des Objekts, in das er nach dem Aus der Kaffeeschuppen-Session eingezogen ist. Das war im Mai 2011 - und am heutigen Montag nun kann Session-Organisator Peter Häseler Hundertjähriges feiern. Nicht nach Jahren, klar. Wohl aber nach der Anzahl der Veranstaltungen, von denen bisher keine einzige ausgefallen ist.
Musiker wie Publikum genießen im Objekt die entspannte Klub-Atmosphäre
Und auch die Zuhörer sind eisern: Egal, ob Semesterferien die Stadt leer fegen, ob große Hitze im Hochsommer, strömender Regen oder Glatteis im Winter - nichts kann Halles Jazz-Fans abhalten. Sie sind stets verlässliche und treue Gäste. Zwischen Tresen und „Saitenbühne“, die wie der doppelsinnige Name schon sagt, extra für die Montags-Session seitlich aufgebaut wird, lauschen die Zuhörer mit einem Bier oder Wein in der Hand den mal harmonisch swingenden, mal auch schrägen oder gar experimentellen, aber stets hörenswerten Klängen.
Beide - Musiker wie Publikum - genießen im Objekt die entspannte Klub-Atmosphäre, in der die Musiker und Bands vornehmlich aus Halle und Leipzig, aus Bernburg und Berlin und auch aus Köln jazzen und jammen. Auffallend viele junge Leute sind unter den Zuhörern, von denen viele Stammgäste sind.
Montags-Jazz: Der Eintritt ist frei
Der Eintritt ist frei, denn, so Häseler, „es ist ein Abend ohne Garantie - man weiß nie, was musikalisch passieren wird.“ Nach dem obligatorischen zumeist 45-Minuten-Opener der jeweiligen Eröffnungsband sind dann stets Mitspieler gefragt. „Da kann es schon passieren, dass wir vier Saxophone und drei Trompeten, aber keinen Drummer haben“, sagt Kontrabassist Häseler, der selbst meistens nur dann selbst spielt, wenn ein Bassist fehlt.
Im Gepäck hat der 59-Jährige seinen Bass - oft einen seiner selbstgebauten - aber meistens doch. „Kann ja sein, ein Basser ist ohne Instrument da“, so der Jazzer. Passiert sei dies schon - da fehlten einem Schlagzeuger die Sticks.
„Der Schlagzeuger hat sich den Arm gebrochen“
„Da bin ich eben noch mal schnell nach Hause gefahren“, schmunzelt der Musiker, der die Session ehrenamtlich betreut und von Bands und Publikum gleichermaßen für seine originellen Moderationseinlagen gefeiert wird. Nächstes Ziel: Zehn Jahre Jazz-Session, im Mai 2021.
Doch nun steht am Montag zunächst die 100. an - mit dem Leipziger Jazz-Pianisten Robbi Nakayama. Die Besetzung der Band ist allerdings noch offen: „Der Schlagzeuger hat sich den Arm gebrochen“, so Session-Chef Häseler, für den als Jazzer Improvisation kein Fremdwort ist - weder auf noch hinter der Bühne.
››Jazz-Session, Montag, 2. September, Objekt 5, Beginn 21 Uhr, Eintritt frei (mz)