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Bildung in Gräfenhainichen Bildung in Gräfenhainichen: Lernen mit Weitblick

Von Ulf Rostalsky 28.06.2018, 08:45
Tobias Löser und Kampmann-Geschäftsführer Rüdiger von Scheven unterzeichnen gemeinsam den Ausbildungsvertrag.
Tobias Löser und Kampmann-Geschäftsführer Rüdiger von Scheven unterzeichnen gemeinsam den Ausbildungsvertrag. Thomas Klitzsch

Gräfenhainichen - Eine kleine Unterschrift hat große Wirkung für Tobias Löser. Alles wird anders werden für den 17-Jährigen aus Zschornewitz. Ab 1. August ist er Auszubildender, will Fachlagerist werden. In der Gräfenhainicher Kampmann Eingangsmatten GmbH setzt man auf den jungen Mann.

An sich nicht ungewöhnlich. Und doch ist alles etwas anders. „Tobias kennt uns. Wir kennen Tobias – seit Jahren“, sagt Kampmann-Geschäftsführer Rüdiger von Scheven. Das Unternehmen ist einer von sechs Kooperationspartnern im Projekt „Weitblick“. Mit dem setzt die Schule an der Lindenallee auf frühzeitige und umfassende Berufsorientierung. Der Erfolg gibt den Heidestädtern Recht.

Seit 2009 haben sieben Förderschüler das Projekt mit Erfolg durchlaufen. Sie haben einmal wöchentlich in einem Unternehmen ihrer Wahl Praxisluft geschnuppert. „Sie haben auch den Sinn von Ausbildung erkannt“, ist Schulleiter Torsten Kunze überzeugt. Die Schüler schafften in Kooperation mit der Ferropolisschule den Hauptschulabschluss und begannen danach eine Lehre. Die Palette der Berufe ist breit, reicht von der Servicefachkraft im Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg, den Fachlageristen bei Unilever bis zum Fertigungsmechaniker bei Imerys Fused Minerals in Zschornewitz.

„Wir bereiten die Schüler vor. Unser Schulprogramm ist auf die Berufsorientierung angepasst, schließt für alle verbindliche Praxistage ein.“ Schulleiter Kunze will Erfolg dennoch nicht nur an Lehrverträgen festmachen. Zahlen belegen, dass in Gräfenhainichen offensichtlich mit „Weitblick“ gearbeitet wird. Zwischen 80 und 90 Prozent der Schulabgänger schaffen den Hauptschulabschluss.

Im Landesdurchschnitt sind es nach Angaben des Pädagogen 23 Prozent. Mehr als die Hälfte der Schulabgänger beginnt sofort eine Ausbildung. Das Land hinkt mit 24 Prozent deutlich hinterher. „Es ist aber beileibe kein Selbstläufer. Hier steckt sehr viel Energie des ganzen Kollegiums und der Kooperationspartner drin“, so Kunze.

Auf dem flachen Land werden qualifizierte Arbeitskräfte gebraucht. Kampmann reagiert darauf seit Jahren. Das Unternehmen öffnet bei Girls- und Boysdays Tür und Tor, bietet Praktikumsplätze an. „Du siehst manche Schüler immer wieder“, erklärt Rüdiger von Scheven. Er hält große Stücke auf die Berufsvorbereitung und die enge Kooperation mit der Schule an der Lindenallee. Es gibt ums Kennenlernen. „Wir wissen, auf wen wir uns einlassen.“

Im Fall von Tobias Löser ist die Sache klar. Der junge Mann ist ein ruhiger Vertreter. Eckt nicht an, zeigt aber Ehrgeiz. Kegeln ist seine Leidenschaft. „Er ist fleißig, engagiert und hilfsbereit“, schätzt sein Schulleiter ein. Mit diesen Eigenschaften hat er bei Kampmann gepunktet. Rüdiger von Scheven hält den Ball flach. Nichts überstürzen, ruhig einsteigen: Das ist seine Devise.

Deshalb hat der Geschäftsführer dem jungen Mann aus Zschornewitz zunächst zur zweijährigen Ausbildung zum Lageristen geraten. „Dann kann es immer noch weitergehen.“

(mz)

Die Kulturgruppe der Schule untermalte die Veranstaltung.
Die Kulturgruppe der Schule untermalte die Veranstaltung.
Klitzsch