Fest "Luthers Geburtstag" Tradition in Eisleben: Familien kommen zum Luther-Treffen zusammen

Eisleben - Luther - ein Nachname der verbindet. Familien aus ganz Deutschland - darunter viele schon zum wiederholten Male - kamen zum großen Luther-Treffen anlässlich des Geburtstagsspektakels des Reformators am Wochenende in Eisleben zusammen.
Besucher mit Name Luther aus ganz Deutschland in Eisleben
Für Marie-Luise Luther aus Freyburg (Unstrut) war es beispielsweise Besuch Nummer vier der historischen Feierlichkeiten. Die 28-Jährige reiste mit ihren Eltern und ihrem Freund an. „Es macht mich stolz, aus dem berühmten Haus des Reformators abzustammen“, sagte sie. Die junge Frau brachte eine Urkunde mit, die besagt, dass sie ein direkter Nachkomme von Luther ist. Die Abstammung wurde ihr von der Vereinigung der Lutheriden bescheinigt.
Wenn Martin Luther Geburtstag feiert, muss er nicht lange bitten. Der Reformator (Torsten Lange-Klemmstein) zog mit Gattin Katharina von Bora (Corinna Thenee) und großem Gefolge am Sonntagnachmittag vom Knappenbrunnen vorbei am gerade erst sanierten Luther-Denkmal bis zur Festtagstafel auf dem Eisleber Marktplatz. Spielleute und Ratsherren begleiteten ihn anlässlich seines 533. Ehrentages. Viele Schaulustige säumten den Weg der historischen Gesellschaft, unter die sich auch Teilnehmer des Luther-Treffens gemischt hatten.
Die Bäckerei Morgenstern steuerte traditionell den elf Meter langen Stollen für die Geburtstagstafel bei, an der auch Gisela Weser, Deutschlands älteste aktive Tanzlehrerin der Welt, einen Platz angeboten bekam. Mit in der Runde saß außerdem das Oberhaupt der Stadt Mansfeld in historischem Gewand: Gustav Voigt lud alle Gäste und Eisleber zum Mansfelder Song- und Slam-Festival im nächsten Jahr auf das Schloss ein. Zur Veranstaltung vom 18. bis 20. August wird auch die Gruppe „Keimzeit“ erwartet. Zur Premiere in diesem Jahr trat Sänger Heinz Rudolf Kunze vor das Publikum.
Das Spektakel „Luthers Geburtstag“ begann bereits am Freitagabend mit einem Mittelaltermarkt und dem Einzug der Ehrengäste, darunter natürlich Martin Luther und seine Gemahlin. Das Lutherlied des halleschen Stadtführers Klaus Dieter Kühner, bekannt auch als Catch Bolder, wurde dort erstmals vorgestellt. Bis zum Sonntagabend konnten die Besucher in eine längst vergangene Zeitepoche eintauchen, wo auch altes Handwerk vorgeführt wurde. Nicht zuletzt lockte Luthers Bier-Nacht am Samstag in die Stadt. (mz/dka)
Zum Treffen der Luther-Familien war die Freude über das Wiedersehen bei den Stammgästen nicht zu übersehen. „Mittlerweile sind wir Luthers untereinander Freunde geworden, und das haben wir der Stadt Eisleben zu verdanken“, stellte Gabriele Luther fest.
Das empfanden Karin und Olaf Luther aus Eschwege sowie Ingrid und Hans-Günther Luther aus Halle ganz genau so. Laut Ahnenforschung stammt Hans-Günther Luther vermutlich in der 16. Generation vom Bruder Martin Luthers, Jacob Luther, ab. „Es ist zwar noch nicht bewiesen, aber wir haben diese Informationen von unseren Großeltern überliefert bekommen“, erzählte der 75-Jährige.
Selbstverständlich wissen die Luther-Familien schon vieles über den Reformator - zum Beispiel, dass er früher Luder hieß. Einen Zugewinn an Erkenntnissen brachte ihnen die Festveranstaltung in Eislebens Rathaus. Vom bekannten Namensforscher Jürgen Udolph erfuhren sie, dass Luther seinen Namen erst im Alter von 34 Jahren änderte.
Luther erstmals am 31. Oktober 1517 mit mit „Luther" unterzeichnet
Nach seinen Recherchen aus zahlreichen Briefen zeichnete der damalige Dekan Martin Luder erst am 31. Oktober 1517 das erste Mal mit „Luther“. Damals sei in Mansfeld Plattdeutsch beziehungsweise Niederdeutsch gesprochen worden, so der Forscher. Der Geburtsname „Luder“ hatte eine negative Bedeutung, dessen sich Luther wohl bewusst war. Aus diesen Gründen nannte er sich als gelehrter Mann in „Luther“ um, vermutet Udolph. „Als Fazit sei zu sagen, dass Martin Luther etwas eitel war“, so der Ahnenforscher.
Seit der Runde im Rathaus darf sich Eisleben „Reformationsstadt Europa“ nennen. Martin Friedrich von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen Europas überreichte die Urkunde der Oberbürgermeisterin Jutta Fischer (SPD). (mz)