Was Tierheime dazu sagen Tiere unterm Weihnachtsbaum
Wem sein Geschenk nicht gefällt, der kann es nach Weihnachten auch ganz leicht wieder umtauschen. Das gilt aber nicht, wenn man einen Vierbeiner adoptieren will.
Eisleben/Sangerhausen. - Süß und niedlich sind sie anfangs immer. Aber was tun, wenn man merkt, dass ein Haustier weitaus mehr bedeutet. „Die Tiere werden einfach so draußen ausgesetzt“, sagt Angelique Plewa (34) stellvertretende Leiterin des Tierheims „Am Sandgraben“ in Eisleben. Es passiere wohl häufiger, dass Tiere nach Weihnachten wieder vor die Tür gesetzt werden. „Heute früh hatten wir eine Katzenkiste vor unserem Hof stehen. Und das ist nicht das erste Mal.“ Vor ein paar Wochen fand das Tierheim einen Hund, der in Hettstedt an einem Baum angebunden war. Das Tierheim von Sangerhausen wurde ähnlich überrascht: „Ein Karton voller Katzen stand plötzlich vor unserer Tür“, erzählt Ursula Einecke, Mitarbeiterin des städtischen Tierheims der Kreisstadt. Darin drei Babykatzen, von denen sie eine bereits vermitteln konnte. „Wir haben sie an eine Dame übergeben, deren Katze vor kurzem überfahren wurde“, meint die Tierpflegerin. Die neue Besitzerin habe sich sehr gefreut, dass sie nun wieder Gesellschaft habe.
„Wir weisen gerade zur Weihnachtszeit darauf hin, dass der Hund nicht als Geschenk dient“, meint Plewa. Vierbeiner, die zu ihrem Tierheim gehören, wurden allerdings nicht wieder abgegeben. Es waren alles fremde Tiere, die die Besitzer aus ihrem alten Zuhause rausgeschmissen hätten. „Unsere Tiere sind gechipt, sodass wir sie erkennen können“, erklärt die Tierliebhaberin.
Bevor man sich ein Tier wünscht, solle man sich Gedanken darüber machen, was es genau bedeute - sagen vor allem die Experten. „Ein Tier ist kein Gegenstand“, beteuert Plewa. „Man hat Verantwortung ihm gegenüber.“ Vor allem bei Hunden rät sie den Interessierten, sich vorab mit der Rasse intensiv zu beschäftigen. Man müsse sich über das Jagdverhalten und den Auslauf informieren. „Man kann einen Hund nicht nur kaufen, weil er schön aussieht“, meint die stellvertretende Leiterin. Tierpflegerin Einecke findet das auch: „Wenn Leute sich ein Tier anschaffen, sollten sie sich bewusst machen, dass man, solange das Tier lebt, in der Fürsorgepflicht ist“, erklärt sie. Herrchen seien an ihre Hund so lange gebunden. Besonders bei Kindern, die sich ein Haustier wünschen, würde die Motivation oft nachlassen. Sie seien dann schnell genervt von dem Aufwand.
Junge Katzen und kleine Hunde vermittelt das Tierheim von Eisleben wohl fast jede Woche, jetzt vor Weihnachten fragte ein Anrufer auch nach Kaninchen, aber das Tierheim hat zurzeit keine. „Da gehen viele dann in die Zoohandlung“, meint Plewa. Ein- bis zweimal im Jahr finden auch Vorfallshunde, also solche, die beißen oder auf andere Weise auffällig wurden, ein neues Zuhause.
Die Leute sollten auf eine artgerechte Tierhaltung achten. Eine Katze brauche genügend Kratz- und Klettermöglichkeiten, eine Toilette mit Katzenstreu, einen gemütlichen Schlafplatz und einen Napf mit Futter. „Haustiere sind kein Spielzeug für die Kinder“, erklärt Plewa. „Sie sollen über Jahre hinweg ein schönes Zuhause bekommen, wo sie sich wohlfühlen.“ Außerdem spielen die kleinen Vierbeiner sehr gerne und benötigen ausreichend Beschäftigung und Aufmerksamkeit, was nicht zu unterschätzen sei.
Wenn Leute in das Tierheim kommen, dann fragt Plewa zunächst nach den Lebensumständen. „Vor der Adoption fragen wir ab, welche Wohnsituation der Besitzer hat“, sagt sie. Bei Hunden ließen sie die Interessierten drei bis viermal vorbeikommen, um zu gucken, ob es passe. Dann setzt das Tierheim einen Pflegevertrag von drei bis vier Wochen auf. Wenn alles stimmt, schließt Plewa mit dem neuen Besitzer einen Abgabevertrag und die Adoption war erfolgreich. „Die meisten Leute, die zu uns kommen, hatten schon mal ein Tier und sind erfahren. Wir haben kaum mit Erstbesitzern zu tun“, meint Plewa. Es seien alles verlässliche Menschen, die die Tierheimmitarbeiter meist schon seit Jahren kennen.
„In letzter Zeit hat es mit dem Aussetzen zugenommen, weil viele die Kosten für das Tier nicht stemmen können“, erzählt Plewa. Das Tierheim bekomme mehrmals in der Woche Adoptionsanfragen, aber der Platz fehle. „Wir sind voller als voll“, beteuert Plewa. Sie nehmen nur noch Tiere von der Gemeinde an. Auch die Kapazität in Sangerhausen sei ausgeschöpft. „Wir haben nicht einmal mehr Öffnungszeiten. Interessenten können aber einen Termin bei uns vereinbaren“, meint Einecke. Plewa rät den Besitzern, ihr Tier privat zu vermitteln. Da kann Facebook oder Ebay eine gute Hilfe sein. Wer Tipps braucht oder beraten werden will, der könne sich jederzeit beim Tierheim melden. Von „Tieren unterm Weihnachtsbaum“ sind die Tierheime zwar nicht begeistert, sie haben jedoch so oder so ganzjährig mit ausgesetzten Vierbeinern zu kämpfen.