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Tagebau Romonta Tagebau Romonta: Steine vom Bahnprojekt "Stuttgart 21" landen in Amsdorf

Von Wolfram Bahn 10.02.2015, 17:19
Die alte Dampfspeicherlok (vorn) hat gerade einen Containerzug aus Stuttgart vom Bahnhof Röblingen nach Amsdorf gebracht.
Die alte Dampfspeicherlok (vorn) hat gerade einen Containerzug aus Stuttgart vom Bahnhof Röblingen nach Amsdorf gebracht. Jürgen Lukaschek Lizenz

Amsdorf - Der Probelauf ist abgeschlossen - nun rollen die Güterzüge vom Bahnprojekt „Stuttgart 21“ quasi im Dreiertakt zum Bahnhof nach Röblingen. Jede Woche am Dienstag, Donnerstag und Samstag kommen jetzt dort 20 Waggons mit 40 Containern an. Sie bringen jeweils 1 000 Tonnen Gesteinsmaterial, das über ein Anschlussgleis zur Romonta GmbH nach Amsdorf weiter befördert wird. Das Bergwerksunternehmen nutzt das Material, um einen Teil der Südböschung, die im Januar 2014 bei einem Grubenunglück ins Rutschen kam, wieder zu stabilisieren.

„Doch das ist für uns nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Romonta-Vorstand Uwe Stieberitz. Die Menge, die mit den bisher 45 Containerzügen aus Baden-Württemberg nach Amsdorf geschafft wurde, entspricht nach seinen Angaben in etwa der Tagesleistung des Abraumbaggers, der derzeit am Abbaufeld „Kupferhammer“ ein neues Braunkohlenflöz freilegt.

Stieberitz ist dennoch froh, dass das gebeutelte Unternehmen einen Auftrag von der Deutschen Bahn AG an Land ziehen konnte, der über zwei Jahre läuft. Sein Blick richtet sich aber weit in die Zukunft. Romonta will zu einem Container-Umschlagplatz für die gesamte Region werden. „Ich bin überzeugt, dass die Schiene eine Renaissance erlebt“, so Stieberitz.

Und Olaf Böhmer von der Transa Spedition GmbH mit Sitz in Leipzig pflichtet ihm bei. Seine Firma wickelt gemeinsam mit der Firma Bares aus Siersleben die Transporte der Gesteinsmengen aus Stuttgart über die Schiene in den Tagebau nach Amsdorf ab. „Der Standort hat da enormes Potenzial“, glaubt der Logistikexperte.

Er kann sich durchaus vorstellen, dass eines Tages auch Container aus dem Überseehafen in Hamburg im Mansfelder Land umgeschlagen werden. „Die Voraussetzungen sind günstig“, so Böhmer. Er weiß aus Erfahrung, dass das Terminal in Schkopau ausgelastet ist. Romonta könnte einspringen und für Unternehmen eine Alternative sein, um Güter über die Schiene in die Region Halle-Leipzig zu bringen. Und das nicht nur, weil Transporte über die Straße mit Schwerlastern auch durch den Mindestlohn immer teurer werden, wie Romonta-Geschäftsführer Tom Naundorf glaubt. „Darin liegt unsere Chance“, sagte er der MZ.

Welche Projekte in Zukunft noch geplant sind und wie viel Tonnen Erdmassen bald eingelagert werden, lesen Sie auf Seite 2.

Rund 700 000 Euro hat der weltgrößte Produzent von Rohmontanwachs im Vorjahr in die Hand genommen, um das Anschlussgleis und den Umschlagplatz auf dem Betriebsgelände zu ertüchtigen. Entstanden ist ein Kombi--Terminal mit neuer Beleuchtung und einer Waage. „Wir können hier jetzt alle Arten von Containern umschlagen“, sagt Stieberitz. Es wäre aus seiner Sicht ein weiteres Standbein, um den Standort mit den rund 400 Beschäftigten zu sichern, wenn in 15 bis 20 Jahren die Kohle im eigenen Tagebau ausgeht.

Baulogistiker Böhmer, dessen Firma eine Tochter der Schenker AG ist, hält es nicht für ausgeschlossen, dass Amsdorf bei weiteren Bauvorhaben der Bahn einbezogen wird. Er denkt da beispielsweise an die geplante Sanierung der Eisenbahnstrecke zwischen Berlin und Dresden. Auch da fällt eine Menge Gestein an, das irgendwo hingeschafft werden muss.

Zwölf Millionen Tonnen Aushub

Doch das ist noch Zukunftsmusik. Außerdem müsse das alles mit dem Bergamt abgestimmt werden, wirft Romonta-Geschäftsführer Naundorf ein. Bisher hat das Unternehmen lediglich für die Erdmassen vom Projekt „Stuttgart 21“ eine Genehmigung zur Einlagerung in der Grube. Rund eine halbe Million Tonnen aus dem Tunnelvortrieb werden es am Ende sein, die im Tagebau Amsdorf landen. Etwa acht Millionen Tonnen Erdaushub fallen nach Angaben des Kommunikationsbüros des Projektes allein im unmittelbaren Umfeld des Bahnknotens in Stuttgart an. Weitere zwölf Millionen Tonnen Aushub werden zudem für den Neubau der Strecke nach Ulm veranschlagt.

Nur ein Bruchteil davon ist für Amsdorf bestimmt. Es ist der einzige Umschlagplatz des Projektes, an dem noch eine Dampfspeicherlok zum Einsatz kommt. Sie stammt aus dem Jahr 1953 und wurde bisher eingesetzt, um Wachs zum Hauptabnehmer nach Bayern zu schaffen. Die Lok ist energiesparend. Sie wird mit Dampf, den Romonta im eigenen Kraftwerk erzeugt, gespeist. (mz)

Mit Spezialfahrzeugen werden die Container auf dem Umschlagplatz abgestellt.
Mit Spezialfahrzeugen werden die Container auf dem Umschlagplatz abgestellt.
Jürgen Lukascheck Lizenz
Danach werden sie mit Schwerlastern der Firma Bares zum Tagebau gebracht und ausgeschüttet.
Danach werden sie mit Schwerlastern der Firma Bares zum Tagebau gebracht und ausgeschüttet.
Lukaschek Lizenz
Fahrer Jens Pietsch legt letzte Hand an.
Fahrer Jens Pietsch legt letzte Hand an.
Jürgen Lukaschek Lizenz