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Tag des offenen Denkmals Tag des offenen Denkmals: Pfarrhaus wird Schauraum

Von helga langelüttich 09.09.2012, 17:11

erdeborn/MZ. - Zum ersten Mal wurde am Sonntag das alte Pfarrhaus von Erdeborn der Öffentlichkeit in seiner neuen Funktion vorgestellt: Zu einer Ausstellung ihrer Werke hatten Simone Distler und Gian Merlevede eingeladen "ganz locker, wer möchte, kann kommen", erklärte Gian.

Wer den Schauraum betritt, dessen Blick fällt sofort auf eine über zwei Meter hohe Skulptur - aus Papier. Sara Riesenmey hat sie erschaffen, wie auch kleinere Bilder, deren Sinn man erst erfasst, wenn man dicht an sie herantritt: Mit Nadeln und Garn hat sie das A4-große Druckpapier mit zarten Motiven versehen.

Die 29-jährige Kusine des Hausbesitzers Merlevede kommt aus der französischen Schweiz und hat in Genf Kunst studiert. So ist sie die erste Gastausstellerin des Künstlerpaares in Erdeborn.

"Poor but rich" (arm, aber reich) steht klein und unauffällig neben den strahlend weißen Papierblättern. Riesenmey erklärt, was sie damit aussagen will: Das Material ist wenig beachtet, es gewinnt durch die Bearbeitung und man kann mit dieser Kunst sensible Themen ansprechen, für die sonst die Worte fehlen.

Die Kunst hat sie familiär geprägt: Der gemeinsame Großvater war Maler, sein wie das Schaffen von Mutter, Bruder und Kusin haben ihren Lebensweg geprägt und sie zur Kunst geführt.

Das war anders bei dem 39-jährigen Gian Merlevede: Der Belgier mit Schweizer Mutter erklärte bereits mit sechs Jahren, dass er Künstler werden wollte, doch seine Mutter war dagegen. Doch der Großvater erteilte ihm die erste Lektion, aber dann war er alleingelassen. Ohne Anleitung versuchte er sich in Ölmalerei, was ihm nach seiner eigenen Meinung misslang, heute malt der freischaffende Maler in Acryl.

Sein künstlerisches Rüstzeug holte er sich an der Kunstschule in Antwerpen. In einem beeindruckenden Bild setzt er sich mit Hans Sedlmayrs "Verlust der Mitte" auseinander, einem tief religiösen Motiv, das zu vielen Debatten Anlass gab und noch gibt.

In ihm stecken zwei Seiten, erzählt der junge Künstler: Die poetische, kreative und, weniger ausgeprägt, die analytische, wissbegierige Seite, die ihn vor einigen Jahren nach Kanada führte. Doch nachdem er erkannt hat, dass es dort die gleichen Probleme gibt wie in seiner Heimat, kehrte er zurück.

Die Ehe mit Simone Distler, 30, schafft den gemeinsamen Austausch, sorgt für gegenseitiges Verständnis und verhindert die Vereinsamung, erklärt der Künstler. Distler kommt aus Unterfranken und war zunächst in der Modebranche tätig. Heute malt sie in Öl oder in Acryl und studiert zur Zeit auf der Burg Giebichenstein in Halle.

Aus diesem Grund hatte das Paar passenden Raum gesucht - und im alten Pfarrhaus von Erdeborn gefunden. "Hier haben wir den idealen Platz gefunden", so Merlevede. Langfristig soll ihr Domizil ein Gäste-Atellier werden, ein Schauraum eben.