Stadtplanerin geht in Rente Stadtplanerin geht in Rente: Gisela Kirchner: "Man muss in dem Beruf die Stadt lieben"

Eisleben - „Es fällt mir sehr schwer, loszulassen“, sagt Gisela Kirchner. „Es war mein Wunschberuf, und ich habe die Arbeit auch immer geliebt.“ Die 63-Jährige hat seit 1990 die Stadtplanung und -sanierung in Eisleben verantwortet - nun geht sie zum 1. November in den Ruhestand. „Schweren Herzens“, wie sie betont. Am heutigen Freitag hat sie ihren letzten Arbeitstag im Bauamt in der Klosterstraße, danach hat sie noch Urlaub.
Gisela Kirchner lebt in Holdenstedt und studierte an der Hochschule in Weimar Architektur und Städtebau
„Die Wende war für mich wie eine Erlösung“, sagt Kirchner. „Zu DDR-Zeiten konnte man ja viele Ideen leider nicht umsetzen.“ Die gebürtige Holdenstedterin, die bis heute mit ihrem Mann in dem Ort lebt, hatte an der renommierten Hochschule in Weimar Architektur und Städtebau studiert. Sie spezialisierte sich auf den Städtebau. „Mich hat immer interessiert, die Menschen und ihre Umwelt in der Gesamtheit zu betrachten.“
Nach dem Abschluss wurde die junge Diplom-Ingenieurin für drei Jahre als Stadtplanerin nach Magdeburg vermittelt. Weil ihr Mann eine Stelle als Ingenieur beim VEB Korrosionsschutz Eisleben bekam und auch das erste Kind geboren worden war, orientierte sie sich ebenfalls nach Eisleben. 1982 fing Kirchner beim „Hauptauftraggeber Komplexer Wohnungsbau“ an, einer beim Kreis angesiedelten Einrichtung. „Ich war für die Realisierung von Kinderkrippen, Kindergärten und Schulen zuständig.“
Nach der Wende wurde das Stadtplanungsamt in Eisleben neu aufgebaut
Mit der Wende wurde der „Hauptauftraggeber“ abgewickelt. „Mein großes Glück war, dass das Stadtplanungsamt neu aufgebaut wurde. Ich bewarb mich und wurde genommen“, erzählt Kirchner. „Da herrschte eine richtige Aufbruchstimmung.“ Das erste große Projekt sei der Flächennutzungsplan gewesen - was Neuland für eine DDR-Stadtplanerin war.
„Die Gesetzlichkeiten waren natürlich anders, aber die Herangehensweise hatten wir gelernt.“ Denn die Ausbildung in Weimar sei schon zu DDR-Zeiten auch im Westen anerkannt gewesen. Hilfe leisteten damals Fachleute von der Konrad-Adenauer-Stiftung und aus der Partnerstadt Herne. Auch zu den Kollegen beim Kreis und dem Land habe sie immer ein „sehr offenes und schönes Verhältnis“ gehabt.
Stadtsanierung und Planung der Gewerbegebiete gehören zu den Aufgaben von Gisela Kirchner
Parallel zur Planung und Entwicklung der Gewerbegebiete begann die Stadtsanierung. „Wir haben gemeinsam mit dem Stadtrat Ideen und Konzepte erarbeitet.“ Dank umfangreicher Förderung konnten seitdem zahlreiche Straßen, Plätze und Gebäude saniert werden - in Kooperation mit der Kirche, der Stiftung Luthergedenkstätten und Privateigentümern.
In den 2000er Jahren folgte dann der Stadtumbau, unter anderem mit dem Projekt „Lutherweg“. „Darauf bin ich besonders stolz“, so Kirchner.
„Man muss in dem Beruf mit der Stadt leben und die Stadt lieben. Und man muss immer offen und fair mit den Bürgern umgehen“, so die Stadtplanerin. Wer ihr Nachfolger wird, ist noch nicht entschieden. „Ich bin mir aber ganz sicher, dass das, was wir hier aufgebaut haben, in guten Händen bleiben wird.“ (mz)