Seltener Vogel Seltener Vogel: Der Milan als letzte Chance gegen den Windpark

Eisleben/MZ - Im Konflikt um einen geplanten Windpark rund um den Galgenberg bei Helfta setzen die Gegner ihre Hoffnungen auf einen Greifvogel. Dabei handelt es sich um den Rot- beziehungsweise Schwarzmilan, der streng geschützt ist. Nach dem aktuellen Artenschutzgesetz dürfen 1.000 Meter um einen Milan-Horst keine Windräder aufgestellt werden.
„An diesem Punkt werden wir ansetzen“, so Jost Naumann, einer der Initiatoren eines Aktionsbündnisses, das den Windpark verhindern will. Nicht nur aus seiner Sicht sind die Belange des Natur- und Artenschutzes bei dem umstrittenen Vorhaben zu wenig berücksichtigt. Immerhin will ein Unternehmen aus Niedersachsen auf dem Areal vor den Toren der Lutherstadt insgesamt 17 fast 200 Meter hohe Windräder bauen.
Von solchen Dimensionen sei niemals die Rede gewesen, als vor drei Jahren die Fläche im Regionalen Entwicklungsplan als Vorranggebiet für Windräder ausgewiesen wurde, erklärte Naumann. Er hat sich deshalb mit dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in Verbindung gesetzt, um weitere Verbündete zu finden. Auch Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) habe bei seinem Besuch in Eisleben zugesagt, die Sache zu prüfen. Etliche Windpark-Gegner hatten im Oktober bei Haseloffs Stippvisite in der Lutherstadt gegen das Vorhaben mit Plakaten protestiert.
Es wäre nicht der erste Windpark in Deutschland, der an naturschutzrechtlichen Belangen scheitert. Erst jüngst hat das Bundesverwaltungsgericht die Klage eines Investors abgewiesen, der bei Gerbstedt insgesamt 17 Windräder bauen wollte, was ihm aber das Landesverwaltungsamt nicht gestattete. Auch hier spielten die Brutplätze des Milans eine wichtige Rolle. Allerdings lag die dort beanspruchte Fläche anders als bei Eisleben nicht in einem Vorranggebiet für Windkraftenergie.
Das Aktionsbündnis, dem auch Eisleber Stadträte, ein Rechtsanwalt und weitere Bürger der Lutherstadt angehören, glauben dennoch an ihre Chance. Als Trumpf halten sie die jüngste Erfassung von Milanbrutplätzen im Raum Eisleben durch die Landesschutzwarte in Steckby in den Händen. Dieses sogenannte Monitoring aus dem Jahr 2012 weist etliche Brutplätze des geschützten Vogels an der Bahnstrecke Halle-Kassel, die entlang des geplanten Windparks verläuft, aus. Inwieweit die Einwände der Naturschützer im Genehmigungsverfahren beim Landkreis gehört werden, ist offen.
Wie ein Sprecher des Landkreises auf Anfrage sagte, werde das Bundesimmissionsschutzverfahren erst eröffnet, wenn von allen Trägern öffentlicher Belange eine Stellungnahme vorliegt. Er geht davon aus, dass alle Unterlagen bis Jahresende da sind. Danach hat der Landkreis noch drei Monate Zeit, um das Verfahren abzuschließen.