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Sanierung der Eisleber Andreaskirche Sanierung der Eisleber Andreaskirche: Schäden an Dachkonstruktion größer als erwartet

Von Jörg Müller 15.11.2016, 16:00
Seltenes Bild: Der Giebel zum Marktplatz hin ist geöffnet worden. Der gewaltige Dachstuhl ist im Kern circa 500 Jahre alt.
Seltenes Bild: Der Giebel zum Marktplatz hin ist geöffnet worden. Der gewaltige Dachstuhl ist im Kern circa 500 Jahre alt. Peter Kramer

Eisleben - Er betreut die Sanierung der Eisleber St.-Andreas-Kirche   schon seit etlichen Jahren  - aber hier oben ist Sixtus  Hermanns bisher auch noch nie gewesen. „Das ist ein Ort, wo man nur äußerst selten einmal hinkommt“, sagt der Diplom-Ingenieur aus Bleicherode. Zusammen mit Geschäftsführer Marco Ritschel und zwei Zimmerleuten der Firma Lackner & Ritschel aus Leinefelde-Worbis steht Hermanns im Dachstuhl  der Kirche.

Sanierung der Andreaskirche in Eisleben gerät 2014 ins Stocken

Nachdem die 2011 begonnene Dachsanierung Ende 2014 aus finanziellen Gründen ins Stocken geraten war, geht es nun mit dem dritten Bauabschnitt weiter. Pfarrerin Iris Hellmich hofft, dass es auch der letzte sein wird: „Es  wäre sehr wichtig, dass das Dach endlich fertig wird.“

Die im Kern circa 500 Jahre alte Dachkonstruktion ist ein gewaltiges Bauwerk mit insgesamt vier „Etagen“ querliegender Balken. Damit die oberen Balkenlagen zugänglich sind, muss ein immenser Aufwand getrieben werden - neben dem Baugerüst mit Aufzug an der Fassade sind auch innen Gerüste mit Sicherungen notwendig. Dieser Aufwand ist natürlich nur in größeren Zeitabständen möglich -  was eben erklärt, dass Bauingenieur Hermanns nun zum ersten Mal auf einer der oberen Balken-Etagen steht.

Und hier gleich etwas Interessantes entdeckt: eine kleine Bronzeglocke.  Laut der Aufschrift wurde die  Glocke 1698 von Jobst Wilhelm Hornemann in Hettstedt gegossen. „Das ist ein spannender Befund“, so Hermanns. Freilich dürfte die Glocke schon lange nicht mehr geläutet worden sein.

Allerdings müssen die Bauleute  auch weniger erfreuliche Entdeckungen machen: „Die Schäden sind doch größer, als ich erwartet hatte“, sagt Hermanns. Betroffen seien sowohl die Balken, als auch die Schalung des Dachs. Es gebe Schädlingsbefall sowie verformte  und gebrochene Balken. Eine Herausforderung für die Baufirma. „Unser Ziel ist immer, so viel historische Substanz wie möglich zu erhalten“, so Hermanns. „Dafür braucht man Zimmerleute mit viel Erfahrung. Das ist sehr wichtig.“

Trotz der „dramatischen Schäden“ gehe er davon aus, dass das Dach inklusive der Schieferdeckung bis zum Frühjahr fertig werde. An der Ost-Fassade sind auch Instandsetzungsarbeiten an Steinen und Mauerwerk geplant. „Das ist ein außergewöhnlich repräsentativer Giebel“, so Hermanns.

Landeskirche und Evangelischer Kirchenkreis Eisleben-Sömmerda stellen mehr Geld für Sanierung zur Verfügung

Möglich geworden ist die Fortsetzung der Dachsanierung,  weil vor allem die Landeskirche und der Evangelische Kirchenkreis Eisleben-Sömmerda mehr Geld zur Verfügung gestellt haben. Bund und Land hatten ihre Mittel für Projekte bis zum Reformationsjubiläum gekürzt, da die Baumaßnahmen in Wittenberg teurer werden, als geplant.

Laut Pfarrerin Hellmich hat der jetzige Bauabschnitt einen Umfang von circa 500.000 Euro. Außer der Landeskirche, dem Kirchenkreis und der Kirchengemeinde haben Lotto-Toto Sachsen-Anhalt, die  Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler (Kiba) und  die Rudolf-August-Oetker-Stiftung  zur Finanzierung beigetragen. Unterstützt wird das Projekt auch im Rahmen der Städtebauförderung von Stadt, Land und Bund.

Als nächstes, so die Pfarrerin, sind weitere Arbeiten an der Fassade vorgesehen. Dafür sind aus dem Zukunftsfonds des Landkreises Mansfeld-Südharz bereits 20.000 Euro bewilligt worden. „Der Nord-Turm wäre natürlich auch wichtig. Und dann müsste es innen weitergehen“, so Hellmich. „Es gibt noch sehr viel zu tun. Aber diese Kirche als prominentes Gebäude in Eisleben und als Zeugnis der Reformation hat es auch verdient.“ (mz)