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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Hilflose Seniorin schlägt Alarm

Von KATHARINA THORMANN 29.09.2011, 16:15

ALTERODE/MZ. - "Ich habe es draußen nur plätschern gehört", erzählt die 87-Jährige. Zum vierten Mal binnen vier Wochen. Das Resultat: Eine bis zu 30 Zentimeter dicke Schlammschicht hat ihren Garten hinterm Haus überzogen. Wo einst die Erdbeerpflanzen aus der Erde schauten, sprießen jetzt flächendeckend Äste und Geröll aus dem Matschboden. "Das Schlimmste daran ist, dass ich es nicht mehr selbst wegräumen kann", sagt Trempler. Sie ist seit zwei Jahren bettlägerig und auf fremde Hilfe angewiesen.

Auch Sohn und Enkel können nicht zu Hacke und Spaten greifen. "Sie leben seit Jahren verteilt in ganz Deutschland", sagt Nachbarin Liselotte Heidenreich. Sie und ihr Mann Hans-Dieter sind quasi Familienersatz. Täglich schauen sie nach dem Rechten. Doch auch die beiden sind mit den Schlammmassen überfordert. Warum es die Seniorin jetzt so hart getroffen hat, können sie sich nur so erklären: "Der Schlamm kam mit ganzer Wucht vom Acker aus Richtung Ulzigerode und weil der Flutgraben so zugewachsen ist, lief alles in den Garten." Und dort beginnt die braune brühe langsam an fest zu trocknen.

Verantwortlich für die Bewirtschaftung des Grabens ist ihrer Meinung nach die Stadt Arnstein. Doch bisher ist Hilfe ihrerseits ausgeblieben. "Die Antwort ist doch jedes Mal die gleiche: Kein Geld!", sagt Nachbar Reinhard Grude. Dabei hat sich die Situation nicht nur am Ulzigeröder Weg, wo auch er wohnt, verschärft. Auch im Unterdorf sind die Schlammmassen durch die Gärten gelaufen und haben wieder große Schäden auf den Grundstücken der Anwohner angerichtet.

Auch der Stadt Arstein ist die dramatische Situation im Ort bekannt. "Wir werden den Flutgraben in der nächsten oder übernächsten Woche bereinigen und ausbaggern", kündigte Bauamtsleiter Hans-Detlev Bauer am Freitag an. Erst mussten aber die Schäden erfasst und die nötige Technik zur Beräumung besorgt werden. "Eine Wichtung, welche Stellen am schlimmsten sind und zuerst beräumt werden müssen, haben wir noch nicht vorgenommen", sagt Bauer.

Die Hoffnung, dass die Stadt den zugewucherten Flutgraben neben ihrem Haus möglichst zügig von Steinen und Gestrüpp befreit, hat Hildegard Trempler noch nicht aufgegeben. Nur das Wetter sollte bis dahin weiter so trocken bleiben. Denn bei einem nächsten Starkregen drohen nach dem voll gelaufenen Garten die Lehmwände ihres Geburtshauses ausgespült zu werden. Wenn dies geschieht, ist Trempler gezwungen, ihr Geburtshaus nach 87 Jahren zu verlassen.