Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Herkunft der Salpetersäure unklar

Helbra/Sangerhausen/dpa. - Dienstagvormittag mussten die Einsatzkräfte auf dem ehemaligen Bergbaugelände am Malakow-Turm in Helbra noch einmal unter Vollschutz-Ausrüstung arbeiten: Feuerwehrleute und Mitarbeiter des Kreis-Umweltamtes nahmen Bodenproben an jener Stelle, wo am Montagnachmittag eine mysteriöse Rauchsäule aus der Erde gestiegen war. Dies hatte einen Großeinsatz ausgelöst, an dem 110 Mitglieder von zehn freiwilligen Feuerwehren sowie Spezialkräfte des ABC-Zuges der Kreisfeuerwehrbereitschaft beteiligt waren. Dienstagmittag konnte Dennis Amey, Gemeindewehrleiter der Verbandsgemeinde Mansfelder Grund-Helbra, dann Entwarnung geben: "Es besteht keine Gefahr mehr." Als Ursache der Rauchsäule bestätigte sich eine chemische Reaktion der Salpetersäure, die bereits am Vortag identifiziert worden war. "Die Säure wird jetzt neutralisiert und das belastete Erdreich danach abtransportiert", sagte Amey. Er hob vor allem die sehr gute Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr, Polizei und Landkreis während des Einsatzes hervor. Die Havarie-Stelle, die sich auf einem eingezäunten Gelände im Gemeindeeigentum befindet, war am Montagabend zunächst mit einer Betonplatte gesichert worden. Die Polizei sperrte das Gebiet weiträumig ab.
Die Herkunft der giftigen und ätzenden Flüssigkeit, die in vielen Bereichen der Industrie verwendet wird, ist noch unklar. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts auf illegale Ablagerung gefährlicher Abfälle. Auch Dr. Mansour Dlikan, Chemiker der Schatz Umwelt GmbH Brücken, die das verunreinigte Erdreich am Dienstag abtransportierte, geht "zu 99 Prozent" davon aus, "dass dort jemand etwas abgekippt hat". Nach seiner Schätzung könne es sich um eine Menge zwischen fünf bis 50 Litern Säure gehandelt haben. Betroffen war eine Fläche im Durchmesser von etwa einem Meter und bis in eine Tiefe von rund zwei Metern. Geschäftsführer Ralf Schatz sagte der MZ, er vermute, dass die Salpetersäure erst vor kurzem dort abgelagert worden sei. "Sie reagiert sehr schnell." Deshalb könne man auch davon ausgehen, dass nur die eine Stelle auf dem Gelände belastet gewesen sei. "Sonst würden wir auch woanders eine Reaktion sehen." Fässer oder andere Behälter habe man nicht gefunden. "Zuerst hatten wir auch an einen Tank gedacht. Aber da war nichts."
Um die Säure im Boden zu neutralisieren, setzte die Spezialfirma Natronlauge ein. "Beides sind gefährliche, ätzende Substanzen, aber zusammen ergeben sie Wasser und Salz", so Schatz. Das Vermischen des Schlamms mit der Natronlauge sei "relativ unkompliziert". Das neutralisierte Erdreich werde anschließend zunächst in das firmeneigene Zwischenlager für Sondermüll transportiert. Er rechne mit etwa 20 bis 30 Kubikmetern Material, so Schatz.
Der ehemalige Werkleiter der August-Bebel-Hütte, Armin Leuchte, sagte der MZ, dass die Ursache für die Havarie nicht im Bergbau oder dem Hüttenbetrieb liegen könne. "Mit Salpetersäure haben wir nie etwas zu tun gehabt", so Leuchte. Auch Dr. Wolfgang Eisenächer, der als Diplom-Ingenieur in verschiedenen Funktionen auf der Hütte tätig war, hat keine Erklärung für den aktuellen Vorfall. Es habe dort nur Abwasserleitungen gegeben. "Aber nicht mit Salpetersäure." Auch Tanks oder ähnliches seien dort nie vergraben worden.