Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Aquarianer macht Hobby zum Beruf
OSTERHAUSEN/MZ. - "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht", sagt Sebastian Bollmann. Der 29-Jährige ist seit seiner Kindheit Aquarianer. "Angefangen habe ich mit Süßwasser, aber dann bin ich vom Meerwasser infiziert worden", erzählt er. Und seit 2005 lebt er auch davon: Bollmann betreibt in Osterhausen einen Großhandel von marinen Lebewesen. "AZB Meerwasser" importiert Fische, Korallen und andere Tiere und verkauft sie an Einzelhändler weiter. "Wir sind ein reiner Großhandel", stellt Bollmann klar, "Privatkunden können wir nicht bedienen."
Der junge Mann, der aus Allstedt stammt, hat zunächst einen Abschluss als Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik gemacht. Gleich nach dem Studium startete er aber sein eigenes Geschäft. "Ich wollte das einfach mal ausprobieren", sagt er. In Allstedt mietete er einen kleinen Raum und fing mit einigen Aquarien an. "Zuerst habe ich noch Groß- und Einzelhandel betrieben", so Bollmann. Da es in der Region aber nur relativ wenige Privatkunden gebe, lohne sich der Aufwand nicht. Deshalb habe er sich auf den Großhandel konzentriert. Mit Erfolg: Das Geschäft wuchs so stetig, dass der Raum in Allstedt bald zu klein wurde. Weil er dort kein passendes Grundstück fand, siedelte er sich im Gewerbegebiet Osterhausen an. Hier ist - neben einem Wohnhaus - eine 200-Quadratmeter-Halle entstanden, wo die Aquarien in mehreren Etagen stehen. Die technische Anlage habe er selbst gebaut, so Bollmann. Das Wasser - insgesamt 60 000 Liter - fließe in einem Kreislauf. Um das Meerwasser zu erzeugen, wird Trinkwasser komplett entsalzt und dann mit einer speziellen Mischung wieder aufgesalzt. Das Wasser muss außerdem gekühlt, mit Sauerstoff gesättigt und zur Abtötung von Keimen mit UV-Licht bestrahlt werden. Auch ein Notstromaggregat ist vorhanden - ein längerer Stromausfall könnte zu einem Totalverlust führen.
Aus der Ein-Mann-Firma ist mittlerweile ein kleines Familienunternehmen geworden. Sowohl Bollmanns Verlobte Jennifer Jänecke (26) als auch seine Eltern Petra und Jürgen Bollmann arbeiten bei "AZB Meerwasser" mit. Seine Verlobte betreut die Aquarien mit, seine Mutter ist für die Buchhaltung zuständig, und sein Vater fährt die Bestellungen aus. Freilich nur in Deutschland, ins Ausland werden die Tiere per Kurierdienst transportiert. "Wir haben Kunden in Österreich, den Niederlanden und Belgien", so Bollmann. "Außerdem gibt es Tschechen, die immer selbst herkommen und ihre Ware holen, sowie zwei Kunden aus Kiew, die einen eigenen Fahrer schicken." Auch Zoos, so in Erfurt, Leipzig und Berlin, habe er schon beliefert.
Die Geschäftsbeziehungen hätten sich über die Jahre entwickelt. "Das läuft vor allem über Mund-zu-Mund-Propaganda." Gerade in seiner Branche komme es auf den guten Ruf an. Denn für den Kunden sei entscheidend, woher die Fische kommen, wie sie gehalten werden, ob sie gesund sind. "Wenn man zuverlässig Qualität liefert, spricht sich das herum." So entstehe ein Vertrauensverhältnis. Bollmann bekommt seine Tiere aus dem Ausland geliefert, zum Beispiel aus Indonesien, Australien, Sri Lanka, Hawaii, von den Philippinen und den Malediven. Dort werden sie in Farmen gezüchtet oder gefangen. Eine Seepferdchen-Art und eine Fisch-Art, einen Maulbrüter, züchtet Bollmann auch selbst. "Da hängt immer viel Herzblut dran."