1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Eisleben
  6. >
  7. Landgericht Halle: Landgericht Halle: 295 000 Euro Verlust bei Spekulationen

Landgericht Halle Landgericht Halle: 295 000 Euro Verlust bei Spekulationen

01.07.2014, 17:05
Die Fassade des Landgerichts in der Innenstadt von Halle.
Die Fassade des Landgerichts in der Innenstadt von Halle. dpa/Symbol Lizenz

Halle (Saale)/Friedeburg/MZ - Ein Verstoß gegen das Kreditwesengesetz sowie gewerbsmäßiger Betrug in 28 Fällen werden einem 52-jährigen Friedeburger vorgeworfen, der sich seit Mittwoch vor dem Landgericht Halle verantworten muss. Der Mann soll laut Anklage der Staatsanwaltschaft ein Finanzmakler-Unternehmen betrieben und zwischen April 2006 und Juli 2009 von Kunden Darlehen zur Geldanlage bekommen haben, ohne die dafür erforderliche Erlaubnis zu besitzen. Die Gesamthöhe der Darlehen wird auf rund 160 000 Euro beziffert. Den Kunden soll eine Verzinsung von bis zu 20 Prozent versprochen worden sein. Laut Staatsanwalt Ralf-Peter Terstegen handelte es sich um eher „konservative Anleger“, die in Finanzsachen unbedarft gewesen seien. Die meisten wohnen in Mansfeld-Südharz und dem Saalekreis. „Die Kunden haben ihm vertraut“, so Terstegen. Im einzelnen lag die Höhe der Beträge zwischen 1 000 und 50 000 Euro.

Bis 24 Prozent Rendite versprochen

Außerdem soll der Angeklagte für einen sogenannten Anlageclub Kunden als Gesellschafter angeworben haben, denen er Renditen von bis zu 24 Prozent versprochen habe. Über die Risiken der Anlage soll er die Kunden nicht informiert haben. Er habe zudem vorgetäuscht, so die Staatsanwaltschaft, dass das Kapital sicher und risikoarm angelegt und von professionellen Fondsmanagern verwaltet werde. Von den eingeworbenen Kundengeldern in Höhe von insgesamt rund 460 000 Euro sollen bei Finanzspekulationen rund 295 000 Euro verloren gegangen sein.

Für den Prozess hat die Wirtschaftsstrafkammer unter Vorsitz von Richter Helmut Tormöhlen zunächst acht Verhandlungstage angesetzt. Allerdings werden nach Ansicht des Verteidigers des Angeklagten, Tino Gunkel, wegen der schwierigen Rechtslage und der Vielzahl an Zeugen „acht Termine wohl nicht ausreichen“. Wie Gunkel zum Prozessauftakt sagte, habe sein Mandant nicht vorsätzlich gehandelt und sich auch nicht bereichern wollen. „Das ist kein Fall eines typischen Anlagebetrügers, der in Saus und Braus lebt“, so der Rechtsanwalt. „Er hat selbst an die hohe Rendite geglaubt.“

„Wollten den Kunden nur helfen“

Der Angeklagte ist gelernter Tischler, konnte in dem Beruf wegen Krankheit aber nicht mehr arbeiten. Zunächst gründete er einen Bauelemente-Handel, wechselte später jedoch in die Versicherungs- und Finanzbranche. Die Firma habe individuelle Konzepte für die Kunden entwickelt. „Es ging uns dabei nicht um unseren Verdienst, sondern darum, den Leuten zu helfen. Wir haben ihnen nichts verkauft, was sie nicht wollten.“

Bei der Suche nach Anlagemöglichkeiten für kleinere Beträge seien sie auf das „Trading“ gestoßen. Dieser Begriff steht für den Handel an Finanz- und Rohstoffmärkten. Er habe eine „Traderin“ aus Moers (Nordrhein-Westfalen) kennengelernt, die dann mit den Kundengeldern gehandelt habe. Er selbst habe davon keine Ahnung, so der Angeklagte. „Ich habe ihr vertraut.“

Etwas seltsam mutet freilich der Umgang des Angeklagten mit den Kundengeldern an. Wie er sagte, habe er das Geld - bis zu 100 000 Euro - immer persönlich nach Luxemburg gebracht und dort bar eingezahlt. Warum er das Geld nicht einfach überwiesen hat? „Daran habe ich nicht gedacht.“