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Kamerad Martin kehrt nach der Restaurierung zurück

Von JÖRG MÜLLER 02.12.2009, 19:03

EISLEBEN/MZ. - "Das ist ein wichtiger Tag für Eisleben und die Region", so Rhein. Denn der um 1590 entstandene Kamerad Martin sei nicht nur das älteste Denkmal eines Bergmannes, sondern überhaupt europaweit das erste Denkmal, das keinen Adligen oder Kirchenmann, sondern einen "ganz normalen Menschen, einen Arbeiter" darstelle. "Der Kamerad Martin ist von herausragender kulturhistorischer Bedeutung", so Rhein.

Die Restaurierung der Sandsteinfigur konnte komplett durch Spenden finanziert werden. Fünf Unternehmen - die Sparkasse, die Volksbank, Romonta, die Volksküche und Project Möbel - sowie der Rotary-Club Eisleben tragen die Kosten von 5 800 Euro. "Wir freuen uns über dieses bürgerschaftliche Engagement", sagte Rhein. Seinen Platz hat das Denkmal, das als Leihgabe der Stadt gezeigt wird, künftig im Neubau am Geburtshaus - in unmittelbarer Nähe zu den kleinen Plastiken von Nappian und Neuke (um 1290 entstanden), den Begründern des Mansfelder Bergbaus. Zwar habe der Kamerad Martin nur indirekt mit dem Bergmannssohn Martin Luther zu tun, so Rhein, gleichwohl sei Luthers Geburtshaus aber der richtige Ort für das Denkmal.

Nach den Worten von Michael Richter, Stellvertreter der Oberbürgermeisterin, zeugt der Kamerad Martin davon, dass der Bergbau eine "eigenständige Kultur hervorgebracht hat". Er hoffe, so Richter, dass es weitere Forschungen geben werde, denn "es sind noch viele Fragen offen". Zum Beispiel, wer der Künstler gewesen ist und ob tatsächlich die Gräfin Margarete von Mansfeld das Denkmal in Auftrag gegeben habe.

Die Tatsache, dass die Figur kniet, ist für Christian Philipsen, Leiter der Eisleber Lutherhäuser, freilich ein deutlicher Hinweis, dass das Denkmal im Auftrag der Grafen entstanden ist. Zudem sei auf dem Schild ihr Wappen abgebildet. "Der Kamerad Martin symbolisiert nicht den Stolz der Bergleute. Die Grafen wollten damit ihre Herrschaft über die Neustadt zeigen."

Auch der Restaurator Ilja Streit aus Weimar hat sich intensiv mit der Geschichte des Denkmals beschäftigt. Der Kamerad Martin sei mehrfach restauriert und dabei verändert worden. Das betrifft insbesondere die Haltung des rechten Arms. Hintergrund: Nach dem Unfall mit dem Lkw 1926 schuf der hallesche Bildhauer Karl Christian Schmidt eine Kopie aus Muschelkalk. Das in mehrere Teile zerbrochene Original kam ins Museum. Für die Kopie, die am Breiten Weg aufgestellt wurde, spendete offenbar die Mansfeld AG eine Keilhaue aus Bronze. Weil der Arm das schwere Teil aber nicht tragen konnte, sei seine Haltung verändert worden. Und als in den 80er Jahren dann das Originaldenkmal wieder zusammengesetzt wurde, habe man sich wohl an der Kopie orientiert. "Das alles ist mittlerweile aber selbst Geschichte", so Streit. "Deshalb haben wir uns entschieden, den Arm so zu lassen." Überhaupt sei das Ziel gewesen, den Bestand zu konservieren. So wurden auch die wenigen Reste der ursprünglich sehr üppigen Bemalung nur gesichert. "Eine neue Farbfassung kam nicht in Frage." Die umfangreichen Ergänzungen in der Vergangenheit - die Skulptur besteht nur noch etwa zur Hälfte aus dem Originalmaterial - wurden ebenfalls so belassen. "Es wäre gut, auf einer Tafel die Geschichte und die verschiedenen Zustände des Denkmals zu erläutern", so der 37-jährige Diplom-Restaurator.