Fassungslosigkeit nach Brand Fassungslosigkeit nach Brand in Röblingen am See: "Das ist eine Katastrophe"

Röblingen - Frank Gruber kann es noch nicht recht fassen. Am Donnerstagmorgen steht der 42-Jährige vor jenem Wohnblock in der Heinrich-Heine-Straße, in dem er seit etwa zwei Jahren lebt. Er blickt hinauf aufs Dach. Oder besser: auf das, was davon noch übrig ist. Am Abend zuvor tobte dort ein heftiges Feuer, die Flammen fraßen sich durch weite Teile des Dachstuhls. „Ich hab das noch gar nicht realisiert“, sagt er.
Die ganze Sache nimmt ihn mit, das merkt man ihm an. Doch hat er auch Glück gehabt. Glück im Unglück sozusagen. Denn als das Feuer am Mittwochabend ausbrach, da schlief er bereits in seinem Bett. Er bekam gar nicht mit, was sich in dem Wohnblock abspielte. Erst die Einsatzkräfte der Feuerwehr brachten ihn in Sicherheit: Sie brachen die Wohnungstür auf, schauten sich um - und entdeckten ihn.
Anwohner nach Brandnacht in Röblingen: „Ich habe gar keine Sachen, kein Geld, kein Handy, gar nichts“
„Ich hab mich schon erschreckt, als die Feuerwehr plötzlich bei mir am Bett stand“, berichtet Gruber und vergräbt seine Hände in den Hosentaschen seiner Jogginghose. Es ist immer noch jene, die er trug, als er tags zuvor nichtsahnend ins Bett ging, seine Wohnung durfte er auch am Donnerstagmorgen noch nicht betreten. „Ich habe gar keine Sachen, kein Geld, kein Handy, gar nichts“, sagt er. Als ihn die Feuerwehr rettete, habe er sich nur schnell eine Jacke angezogen, dann ging es raus, zunächst in den Krankenwagen, dann zu seiner Ex-Freundin, die ihm Obhut bot. „Ich muss jetzt warten, wie es weitergeht“, sagt er.
Gruber ist einer von jenen Bewohnern, die nach der vollständigen Evakuierung des Blocks mit fast 20 Wohnungen bei Bekannten oder Verwandten unterkamen. Maik Ranneberg und Ilona Spröte hingegen nahmen das Angebot der Gemeinde Seegebiet-Mansfelder Land an, im Gasthof Zahn im benachbarten Stedten zu übernachten. Elke Busch-Krapoth hatte das organisiert. Die Mitarbeiterin der Gemeinde stand am Mittwochabend als Ansprechpartner für die Bewohner zur Verfügung.
„Ich habe mit dem Gasthof telefoniert und es gibt noch freie Zimmer“, so Busch-Krapoth, die Ranneberg und Spröte, die auf einen Rollator angewiesen ist, zu einem Wagen der Feuerwehr führte, der die Bewohner dann nach Stedten brachte. „Ausweis und Papiere, das ist alles noch drin“, so Ranneberg, der beim Verlassen der Wohnung zumindest eine Sporttasche mit Kleidung schnappen konnte. Er selbst habe den Brand zunächst nicht mitbekommen. „Ein Nachbar hat bei mir geklingelt und gesagt, wir müssen schnell raus.“
Dachstuhlbrand: Anwohner alarmierten Feuerwehr
Am Morgen nach dem Brand, im Hellen, zeigt sich das ganze Ausmaß des Schaden, den die Flammen angerichtet haben. Viele Menschen gehen an dem Wohnblock vorbei und betrachten den ausgebrannten Dachstuhl. Auch Siegfried Tänzer, der im Block gegenüber wohnt, bleibt vor dem schwer beschädigten Haus stehen. Er war einer der ersten, die den Brand am Vorabend bemerkten. Er wollte gegen 19.30 Uhr die Katzen reinholen, erinnert er sich. „Da war schon das ganze Viertel verqualmt.“ Eine Mitmieterin war da bereits gemeinsam mit ihrem Kind draußen, sie verständigte die Feuerwehr. „Wir sind dann zu dem Wohnblock hin und haben versucht zu klingeln“, berichtet Tänzer.
Die Klingeln hätten jedoch nicht funktioniert, man habe daraufhin an den Türen getrommelt und laut gerufen. Dann sei das Feuer durch das Dach geschlagen, sagt Tänzer, der selbst bei der Feuerwehr tätig war. „Ich wusste, wenn es durch das Dach geht, dann ist das Feuer nur noch schwer zu halten. Wenig später stand alles in Brand.“ Wie aber geht es nun weiter? Mit dem Haus? Mit den Bewohnern? Diese Fragen stellen sich viele, die am Morgen danach am Brandort vorbeikommen.
Eigentümer zum Brand in Röblingen: „Das ist eine Katastrophe“
Darunter auch der Eigentümer des Wohnblocks, der anonym bleiben will. „Das ist eine Katastrophe“, hatte er bereits am Mittwochabend gesagt, als er die Flammen aus dem Dachstuhl lodern sah. Jetzt, bei Tageslicht, ist seine Stimmung nicht viel besser. „Das ist traurig“, sagt er. Schon während eines heftigen Sturms vor einigen Jahren sei das Dach eines seiner Häuser stark in Mitleidenschaft gezogen worden, berichtet er. Das Wichtigste allerdings sei, dass sich bei dem Brand in der Heinrich-Heine-Straße niemand verletzt habe, betont er. Man müsse nun versuchen, das Dach zu sichern und abzudecken.
Vor dem Wohnblock packen am späten Donnerstagmorgen die Kriminaltechniker der Polizei ihre Sachen zusammen. Die Polizei gibt bekannt, dass ein technischer Defekt als Brandursache ausgeschlossen werden könne. Es wird weiter ermittelt. Später können dann die ersten Bewohner ihre Wohnungen wieder betreten. Jene, die direkt unter dem Brandherd liegen, werden aber wohl für Monate nicht mehr bewohnbar sein.
(mz)

