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Erinnerungen an Eisleber Wiese Erinnerungen an Eisleber Wiese: Jutta Fischer eröffnet Wiesenmarkt zum 12. Mal

Von Detlef Liedmann 06.09.2017, 10:19
Von Kopf bis Fuß auf Wiese eingestellt: Eislebens Oberbürgermeisterin Jutta Fischer.
Von Kopf bis Fuß auf Wiese eingestellt: Eislebens Oberbürgermeisterin Jutta Fischer. Detlef Liedmann

Eisleben - Eislebens Oberbürgermeisterin Jutta Fischer (SPD) ist längst im Wiesenmarktfieber: Auf ihrem Beratungstisch im Rathaus sitzen Wiesi und Knuddel-fritz, das Maskottchen der Cranger Kirmes in Eislebens Partnerstadt Herne, neben einem Spielzeugkarussell. Dann bringt Stadtsprecher Maik Knothe auch noch Fischers Wiesenmarktinsignien: Hammer und Zapfhahn.

Zum zwölften Mal wird das Stadtoberhaupt im Festzelt das erste Fass Bier anstechen und damit den Wiesenmarkt 2017 offiziell eröffnen. Nur einmal ist ihr bisher ein Missgeschick passiert: „Der Hahn war drin, aber es kam kein Bier. So eine Situation müssen sie einfach weglächeln und das habe ich gemacht“, erinnert sich Jutta Fischer. Ihre erste Erinnerung an das größte Volksfest in Mitteldeutschland ist freilich eine ganz andere.

Oberbürgermeisterin Jutta Fischer stand als Kind zwei Stunden vor Eröffnung der Eisleber Wiese an

„Vier oder fünf Jahre alt muss ich da gewesen sein. Und bin auf einem Pferd geritten. Da saß immer noch jemand mit drauf, der aufgepasst hat, dass wir Kinder nicht runterfallen“, sagt das Stadtoberhaupt.

Nicht nur im Mansfelder Land fiebern die Leute jetzt schon wieder dem dritten Wochenende im September entgegen. Es ist bald wieder Wiesenzeit und vom 15. bis 18. September befindet sich die Lutherstadt garantiert wieder im Ausnahmezustand. Anlass genug, für einen Moment inne zu halten und zurück zu blicken.

Liebe Leser, jetzt sind Sie gefragt. Welches sind Ihre schönsten Erinnerungen an den Wiesenmarkt, waren Sie mal im Umzug dabei oder haben Sie hinterm Grill gestanden?

Schreiben Sie per E-Mail an[email protected], per Post an MZ-Lokalredaktion, Plan 7, 06295 Lutherstadt Eisleben, oder rufen Sie an unter 03475/61 46 10. Wir rufen zurück und bringen Ihre Geschichte zu Papier. (lied)

Auch wenn kein Wiesenmarkt war, hat sich Jutta Fischer als Kind oft auf dem Festgelände aufgehalten, mit ihren Freundinnen Helga und Heidemarie. „Im Winter war der kleine Abhang an der Käserei unser Rodelberg.“ Zu entdecken habe es jedenfalls immer etwas gegeben, denn einige Eisleber Schausteller haben, wenn sie nicht unterwegs waren, ihre Wohnwagen im linken hinteren Teil des Geländes abgestellt.

Als Mädchen hat Jutta Fischer mit ihrer Großmutter und „Tante Kühne“, einer Nachbarin, immer schon zwei Stunden vor Eröffnung der Wiese angestanden: Nach Pulsnitzer Lebkuchen, Weintrauben und Fisch. „Wenn die Geschäfte um drei aufgemacht haben, waren wir als erste dran.“ Am Fischstand gab es meist Sprotten. „Das war für uns in Eisleben zu der Zeit schon etwas Außergewöhnliches“, so Fischer. Und Pulsnitzer Lebkuchen kaufe sie auch heute noch. „Ich bilde mir jedenfalls ein, dass sie wie damals schmecken“, sagt sie.

Jutta Fischer fuhr als Jugendliche gern Autoscooter auf dem Wiesenmarkt

Irgendwann kam die Zeit, da ist Jutta Fischer nicht mehr mit den Großeltern, sondern mit ihren Freundinnen losgezogen. Autoscooter ist sie gern gefahren und hat die Treppe an der großen Rutsche ein ums andere Mal erklommen. 15 bis 20 Mark habe sie durchschnittlich in der Tasche gehabt, so wie viele Jugendliche zu DDR-Zeiten auf dem Wiesenmarkt. „Wir haben gelost wie die Wilden oder an der Schießbude gestanden.“ Weil es dort meist Dinge zu gewinnen gab, die man im Geschäft nicht zu kaufen bekam.

Und weil die Schausteller gern mal ein Auge zudrückten. Bei einer Flasche Wein oder Likör. „Sind wir doch mal ehrlich. Auf der Wiese hat das doch fast jeder Jugendliche probiert“, sagt Jutta Fischer. Einer der Freunde war meist auch schon etwas älter und bekam den Gewinn ausgereicht, ehe die Flaschen kreisten.

Auf den Wiesenmarkt geht das Stadtoberhaupt noch immer gern. „Nicht nur von Amts wegen.“ Da mischt sie sich auch mal unter die Schausteller, um zu rekommandieren. Das kaum noch gebrauchte Wort steht für empfehlen, nahelegen oder werben. Fahren wird sie auch hier und da.

„Ich bin ein Kind der Wiese. Und das, so lange ich denken kann“, sagt das Stadtoberhaupt im Brustton der Überzeugung. (mz)