Eisleber Firma EWS Eisleber Firma EWS : Der "Pink Fire" ist der Hit
Eisleben - Dieser Schuh ist der Hit - obwohl er noch nicht einmal verkauft wird. Erst zur Fachmesse RETTmobil in Fulda vom 11. bis 13. Mai bringt die Eisleber Firma EWS „Die Schuhfabrik“ ihr neues Sondermodell offiziell auf den Markt: den „EWS Pink Fire“, einen Feuerwehrstiefel für die Frau - mit Sohle, Nähten, Reißverschluss und einem Schaftteil in Pink.
Die Firma EWS „Die Schuhfabrik“ geht auf die 1945 gegründete Produktivgenossenschaft „Mansfelder Schwerbeschädigter e.G.m.b.H.“ zurück. Die Beschäftigten, überwiegend Kriegsversehrte, waren in den Gewerken Tischlerei, Flechterei, Stickerei und Schuhmacherei tätig. Die Betriebsstätten befanden sich in Eisleben (Glockenstraße und Breiter Weg), Mansfeld und Großörner. Ab 1950 spezialisierte sich der Betrieb auf die Schuhproduktion. 1957 wurde das Produktionsgebäude in der Klosterstraße fertiggestellt, wo das Unternehmen bis heute seinen Sitz hat. 1972 wurde die Genossenschaft (PGH Progema) enteignet und zum VEB Schuhfabrik Eisleben verstaatlicht. Seit 1981 gehörte der Betrieb zum Kombinat Schuhe Weißenfels. Das 1990 reprivatisierte Unternehmen musste 2001 Insolvenz anmelden. 2005 übernahm Jörg Schlichting die Firma, die heute zu den führenden Herstellern von Feuerwehr- und Sicherheitsschuhen in Europa zählt.
Riesige Resonanz auf Facebook
„Vor sechs Wochen haben wir auf Facebook zum ersten Mal ein Foto gepostet“, erzählt Firmeninhaber Jörg Schlichting, der immer noch über die gewaltige Resonanz staunt: Rund 42.000 Leute habe die Firma mit dem Post erreicht. „Da gibt es einen richtigen Hype um den Schuh“, freut sich der 53-Jährige. Dass ein Feuerwehrstiefel in Pink natürlich nicht jedermanns Sache ist, sei ihm klar. „Aber es wird darüber gesprochen. Und es hat einen hohen Wiedererkennungswert“, so Schlichting. „Wir haben damit jetzt den Farbton Pink im Markt besetzt.“ Einem durchaus hart umkämpften Markt, in dem sich EWS über die Jahre eine gute Position erarbeitet hat.
"Pink Lady" von 2010
Bereits 2010 haben die Eisleber mit einer limitierten Edition „Pink Lady“ für den Rettungsdienst auf sich aufmerksam gemacht. Für einen Feuerwehrstiefel in Pink sei die Zeit damals aber noch nicht reif gewesen, meint der Inhaber rückblickend. Im vergangenen Jahr habe es dann immer wieder Nachfragen nach einem pinken Feuerwehrstiefel gegeben. Nun ist es also so weit - und die Firma bewirbt das neue Produkt dann auch mit dem Slogan: „Ihr wolltet ihn, ihr werdet ihn bekommen!“
Aufwand musste das Unternehmen in diesem Fall weniger bei der Modellentwicklung treiben - der Schuh ist ja vorhanden -, sondern vor allem bei der Beschaffung der Materialien. Schließlich werden an Feuerwehrstiefel besonders hohe Anforderungen gestellt. So muss zum Beispiel spezielles Garn verwendet werden. „Wir haben das gemeinsam mit unseren Lieferanten gelöst“, so Schlichting. Der „Pink Fire“ erfülle die Norm für Feuerwehrstiefel und sei vom Tüv entsprechend zertifiziert.
Alleinstellungsmerkmal kreiert
„Wir werden sicher keine riesigen Mengen verkaufen“, sagt der Firmenchef. „Aber wir haben mit diesem Produkt ein Alleinstellungsmerkmal. Und wir können damit den Wunsch von Frauen nach einem besonderen Schuh bedienen.“ In den Facebook-Kommentaren ist Schlichting sogar ein ungeahnter Werbe-Effekt für das Ehrenamt aufgefallen - nach dem Motto: Wenn du einen pinken Stiefel haben willst, musst du zur Feuerwehr gehen.
Das Unternehmen, das im vergangenen Jahr sein 70-jähriges Bestehen gefeiert hat, produziert mit 27 Beschäftigten rund 46 000 Paar Schuhe pro Jahr. Der größte Teil, circa 70 Prozent, sind Feuerwehrstiefel. „Diesen Markt bearbeiten wir auch intensiv“, so Schlichting. Abgesetzt werden die Schuhe über Fachhändler oder direkt an die Feuerwehren beziehungsweise Kommunen. Eine große Rolle spielen dabei die Fachmessen in Fulda, Hannover und Düsseldorf sowie Fachtagungen.
Jedes Jahr werden neue Modell entwickelt
Neben Feuerwehrstiefeln bietet EWS Schuhe für den Rettungsdienst sowie für Industrie- und Forstarbeiter an. Pro Jahr werden drei bis vier Modelle neu entwickelt beziehungsweise in der Optik oder beim Material überarbeitet. 15 Prozent der Produktion werden exportiert, in die Schweiz und die Niederlande, nach Österreich, Polen, Tschechien und Ungarn. Der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei rund 3,8 Millionen Euro. „Das Geschäft ist stabil“, sagt Schlichting. „Es ist aber auch noch Luft nach oben.“ (mz)