Eisleben Eisleben: Steht Ruf des Gymnasiums auf dem Spiel?
eisleben/MZ. - Im Eisleber Martin-Luther-Gymnasium soll sich mit dem kommenden Schuljahr einiges ändern. Grund dafür sind die enorm gestiegenen Schülerzahlen. Nach den Worten des Schulleiters Jörg Goldbach werden ab dem kommenden Schuljahr alle Fünft- bis Achtklässler in Haus I im Siegfried-Berger-Weg unterrichtet. Alle anderen Klassen haben künftig Unterricht im Haus II in der Geiststraße, der ehemaligen Berufsschule.
Ganz neu ist diese Variante nicht, denn schon jetzt haben nicht alle Gymnasialklassen Platz im eigentlichen Martin-Luther-Gymnasium. Und die Situation wird nicht besser. Im kommenden Schuljahr werden laut Goldbach 820 Mädchen und Jungen in 35 Klassen am Gymnasium unterrichtet. Diese passten unmöglich alle ins das traditionelle Schulgebäude. Daher sei die Schulleitung zu der neuen Lösung gekommen. Es gebe für die fünften bis achten Klassen wesentlich günstigere Bedingungen im Siegfried-Berger-Weg (Haus I) und für die älteren Schüler sei das Haus II in der Geiststraße geeigneter.
Außerdem habe die Neuordnung einen Vorteil für die Abiturprüfungen. In der ehemaligen Berufsschule in der Geiststraße gibt es mit einer großen Aula einen Raum für alle Prüflinge. In dem traditionellen Haus seien in stark belegten Fächern die Schülerinnen und Schüler bei den Abiprüfungen auf bis zu sechs Unterrichtsräume verteilt. "Wir werden weniger Aufsichtspersonal bei den Prüfungen benötigen", so Goldbach.
Dieser Argumentation des Schulleiters des Martin-Luther-Gymnasiums können sich einige Elternvertreter überhaupt nicht anschließen. In einem Brief an die MZ schreiben sie, dass mit diesen Plänen eine Tradition sterbe. Wenn ab dem nächsten Schuljahr die Abiturprüfungen nicht mehr im eigentlichen Luther-Gymnasium, sondern in der Schule in der Geiststraße abgelegt werden, sei das Traditionshaus nur noch "ein Durchgangsgebäude", das an Wert und Interesse verliere.
Die Briefeschreiber, die anonym bleiben wollen, deren Namen der MZ aber bekannt sind, sind der Meinung, es sei besser, Geld für die optimale Ausstattung im Haus I, statt für die Schulorgel zu sammeln. "Für wen soll diese noch erklingen, wenn kein Abiturient im Haus I des Martin-Luther-Gymnasiums mehr seinen Abschluss machen wird?", fragen die Elternvertreter. Außerdem habe das Haus in der Geiststraße, wo künftig die Abiturprüfungen abgelegt werden sollen, nichts mehr mit Martin Luther zu tun. Es gelte das Erbe der "alten" Lutherschule zu wahren und "die Tradition nicht zu brechen".