Kein Herz für Katzen? Eisleben: Futterstelle für Katzen geräumt - Kritik von der "Initiative Tierschutz - Tiere in Not"
Eisleben - Horst Koss ist besorgt und verärgert zugleich. Der 76-Jährige hat über viele Jahre eine Futterstelle für Katzen in Eisleben betreut. „Jetzt darf ich die Tiere auf einmal nicht mehr füttern“, sagt er. Seine größte Angst ist, dass die freilebenden Katzen nun verhungern könnten.
Koss nahm deshalb Kontakt zur Stadt auf. Er wollte wissen, weshalb die Katzen nicht mehr mit Futter versorgt werden dürfen. Mit der Antwort kann er sich nicht zufrieden geben. Denn aus seiner Sicht war die Futterstelle offiziell freigegeben.
Stadt Eisleben räumt Futterstelle für Katzen
Die Stadt widerspricht jedoch dieser Auffassung, wie die MZ auf Anfrage erfuhr. Demnach würde es derzeit keine genehmigten Futterstellen für freilebende Katzen in Eisleben geben. Die Verwaltung teilt im konkreten Fall außerdem mit, dass die geräumte Futterstelle in der Annengasse eine nicht genehmigte Futterstelle auf einer Freifläche der Stadt gewesen sei. „Nachdem diese Liegenschaft verkauft wurde, hat der Betreiber der Futterstelle diese auf eine andere Freifläche verlagert“, heißt es.
Der Pächter dieser Fläche sei wiederum mit einer Fremdnutzung seiner Pachtfläche nicht einverstanden gewesen. Er sei aus diesem Grund an das Amt für Liegenschaften herangetreten, das sich wiederum mit dem Ordnungsamt in Verbindung setzte. Katzenfreund Koss ärgert sich auch, dass die Katzenboxen, die er dort aufgestellt hatte, verschwunden sind: „Keiner will es gewesen sein.“
Kritik von der „Initiative Tierschutz - Tiere in Not“
Christine Bril von der „Initiative Tierschutz - Tiere in Not“ bezeichnet die Auflösung der Futterstelle als gravierenden Verstoß gegen den Paragrafen 1 des Tierschutzgesetzes, weil die Stadt keine Alternative aufgezeigt habe: „Es wurde das Leiden der Tiere billigend in Kauf genommen.“ Eine Anzeige wegen dieses Verstoßes wurde deshalb gegen den Bürgermeister der Stadt verfasst.
Bril kritisiert auch, dass Koss ihr zufolge ohne vorherige Benachrichtigung vor vollendete Tatsachen gestellt wurde: „Ohne die Möglichkeit, eine Ausweichstelle für die Tiere entweder angeboten zu bekommen oder selbst aktiv zu suchen“. Nach ihren Worten lässt sich mit Spendenquittungen beweisen, dass die Futterstelle ursprünglich genehmigt war. Sie seien Koss anfangs vom „Tierschutzverein „Mansfelder Land“ und später durch das Eisleber Tierheim ausgestellt worden.
Keine rechtlichen Verpflichtungen seitens des Eisleber Tierheim-Vereins
Andreas Stude, Vorstandsvorsitzender des Eisleber Tierheim-Vereins, hält dagegen. Er bestätigt zwar, dass dem Eisleber Spendenquittungen für seine Unkosten ausgehändigt wurden. Er verweist gleichzeitig auf ein weiteres Schreiben aus dem Vorjahr, in dem sich der Verein bei Koss zwar für das Füttern freilaufender Katzen auf eigene Kosten bedankt. „Wir haben ihn aber gleichzeitig darauf hingewiesen, dass wird damit keine rechtlichen Verpflichtungen eingehen und die Katzen nicht als Eigentum des Vereins anerkennen.“
Stude schlägt Koss jetzt eine andere Möglichkeit vor, wie er die Katzen weiter versorgen könnte: „Er kann die Tiere auf seinem Grundstück füttern.“ Es befinde sich nur wenige Meter entfernt von der bisherigen Futterstelle. (mz)