DDR-Löschfahrzeug DDR-Löschfahrzeug: Tüftler machen Oldtimer flott

Helbra - Gerd Wyszkowski hat sie nicht gezählt: Jede Menge neue Videos und Fotos sind am vergangenen Wochenende auf dem Smartphone des Helbraers gelandet. Fast ausschließlich ein Motiv ist sehen - ein Feuerwehrauto aus DDR-Zeiten. Und nicht etwa irgendeins.
Bei dem Tanklöschfahrzeug „TLF 16 GMK“ (ein W50, Baujahr 1987) handelt es sich um ein vor Jahren ausgemustertes Einsatzfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Helbra. Bei den Feuerwehrleuten wurde es immer nur „Unser alter Mann“ genannt.
Fahrzeug aus privater Kasse bezahlt
Die erst vor wenigen Wochen gegründete ortsansässige Interessengemeinschaft „DDR-Löschzug.ML“ entdeckte im Internet, dass es zum Verkauf stand und wurde mit dem Verkäufer im Elbe-Elster-Kreis schnell handelseinig.
„Eine Privatperson gab uns einen Vorschuss, damit wir das Auto kaufen konnten. Wir zahlen das natürlich alles zurück“, versichert Wyszkowski.
Die aktuellen Aufnahmen erinnern an die erste große Ausfahrt, die der 40-Jährige und René Krahberg von der Interessengemeinschaft mit dem Fahrzeug nach dessen Rückkehr im Mansfelder Land unternahmen.
Ihr Ziel war das rund 200 Kilometer entfernte Ludwigsfelde. Dort fand am vergangenen Wochenende das mittlerweile fünfte IFA-Nutzfahrzeugtreffen statt. Fans aus allen Himmelsrichtungen reisten an und präsentierten ihre Lastwagen, die im Ludwigsfelder IFA-Werk (Brandenburg) hergestellt wurden.
Mit Rettungswagen im Lkw-Korso
Ein Höhepunkt der Veranstaltung war eine Geländefahrt, die es in sich hatte. Über ausgefahrene und zum Teil sehr abschüssige Waldwege ging es. „Unser alter Mann hat durchgehalten“, erzählt Krahberg. Das Fahrzeug meisterte jedes Hindernis und kam ohne Panne ans Ziel. Der Allradantrieb erwies sich als unverwüstlich und geländegängig.
Das Löschfahrzeug reihte sich außerdem in einen zweistündigen Lkw-Korso durch die Innenstadt von Ludwigsfelde ein. „Zwei Stunden lang waren wir mit Blaulicht unterwegs“, erzählt Wyszkowski.
Die Polizei hatte den Fahrzeugen für diese Ausfahrt eine Sondergenehmigung erteilt. „Als alles vorbei war, mussten wir unser Blaulicht abdecken“, sagt Wyszkowski. Es sollte nicht erst zu Missverständnissen auf den Straßen kommen.
Interesse für Technik
Der Austausch mit anderen Teilnehmern und den Besuchern ermutigt die Männer, die Arbeit der Interessengemeinschaft fortzuführen. „Wir ernteten weder Hohn noch Spott“, so Krahberg. Die Leute interessierten sich für die Technik. Es sei schon sehr erstaunlich, wie viele sich noch für die alte Technik begeistern.
Genau diese Begeisterung und genau dieses Interesse seien auch der Ansatz gewesen, weshalb die Helbraer die Interessengemeinschaft gründeten. „Wir wollen nicht nur alte DDR-Fahrzeuge erhalten“, erklärt Krahberg. Der Wandel der Technik im Laufe der Zeit soll dargestellt werden. Die Interessengemeinschaft möchte zeigen, unter welchen Bedingungen Feuerwehrleute früher gearbeitet haben.
Was Krahberg in diesem Zusammenhang begeistert: „Die Mechanik der Fahrzeuge war noch so, dass man mit dem Werkzeug selbst Hand anlegen konnte, wenn etwas nicht funktionierte.“ Das gehe natürlich beim heutigen Stand der Technik nicht mehr.
Ob es bei dem aktuellen Namen der Interessengemeinschaft bleibt, ist noch nicht endgültig entschieden. Die Mitglieder wollen ihre Aktivitäten künftig nicht nur auf DDR-Fahrzeugtechnik beschränken. Eine Namensänderung scheint ein logischer Schritt. (mz)