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Buchstaben einzeln in Blei gegossen

19.04.2010, 17:43

Anja Rödiger und Jan Schneppe haben sich beeindruckt gezeigt von dem, was sie in der alten Druckerei Heise in Hettstedt vorgefunden haben. "Ich bin zwar Hettstedter, habe aber gar nicht gewusst, dass es hier so eine alte Druckerei gibt", sagte Schneppe. Von Freunden habe er davon erfahren und die Sonderöffnungszeit zum Tag der Industriekultur am Sonntag genutzt, um sich diese alte Drucktechnik mal anzusehen.

In Karl Ermisch haben nicht nur diese beiden Besucher einen sachkundigen Führer durch die Räume gefunden. Ermisch ist als Freund des Vereins Alte Druckerei Heise seit mehr als zwei Jahren im Rahmen eines Ein-Euro-Jobs in der Druckerei und hat sich gut eingefuchst. "Die Dinge wachsen einem ans Herz", sagte er, unter anderem mit Verweis auf die heute noch genutzte Handtiegelpresse, die aus dem Jahre 1893 stammt. Klare Gliederung des Aufbaus der historischen Schätze in Setzerei, Drucksaal und Stereotypie lassen den Herstellungsprozess einer Zeitung mit der alten Technik gut verstehen. Da sind in der Setzerei große Kästen mit Lettern, Buchstaben in allen Größen, da ist eine Setzmaschine zu sehen, auf der die Texte Buchstabe für Buchstabe in Blei gegossen wurden. In großen Metallrahmen zusammengesetzt, wurde aus dem Blei dann eine so genannte Mater, die wiederum in Blei gegossen, gemeinsam mit den aus den Bildern hergestellten Klischees dann die Druckplatte ergab. Damit konnten dann in der Rotationsmaschine des Baujahres 1899 auf schon recht moderne Art Zeitungen hergestellt werden.

In den anderen Pressen, ebenfalls mit Baujahr vor oder kurz nach der Wende des 19. Jahrhunderts, wurde direkt der Bleisatz zum Druck genutzt. Über all das konnte Ermisch seine Gäste informieren. Begonnen hatte die Geschichte der Druckerei Heise bereits 1889. Ihr Gründer E. Freyberg verkaufte sie 1909 an Wilhelm Hohnbaum-Hornschuh. Bis nach der Wende ist die Druckerei dann in Familienbesitz geblieben, ehe sie dann von Freunden der "schwarzen Kunst" entdeckt wurde, die alle nur möglichen Hebel in Bewegung gesetzt haben, um diese für die Nachwelt zu erhalten. Die Mitglieder des am 15. Februar 2001 gegründeten Vereins alte Druckerei Heise habe es schließlich geschafft, dass die Stadt das Gebäude von der Erbin der Druckerei erworben hat. Fördermittel sind beantragt und ausgereicht und mehrere ABM-Projekte initiiert worden. Unter dem Strich seien rund 5 Millionen Euro in die Sanierung des Hauses und der alten Maschinen geflossen. Der Löwenanteil davon in Form von Fördermitteln.

Geöffnet ist die Druckerei am Busbahnhof mittwochs und freitags von 9 bis 13 Uhr, für Gruppen auch nach telefonische Absprache unter 03476 / 80 01 76.