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Ausstellung in Hergisdorf Ausstellung in Hergisdorf: Wiedersehen mit den Helden

Von kathrin labitzke 05.06.2014, 19:34
Die Ausstellung fasziniert die Zuschauer.
Die Ausstellung fasziniert die Zuschauer. Labitzke/winterfeld Lizenz

hergisdorf/MZ - Der Zeitpunkt ist mit Bedacht gewählt: In der Sankt Ägidius-Kirche in Hergisdorf ist derzeit eine Fotoausstellung zu sehen, die sich mit den Pfingstbräuchen in den Grunddörfern beschäftigt. Die mehr als 100 Bilder, die im Kirchenraum ausgestellt sind, stammen von Joachim Blobel. Dabei kannte der gebürtige Quedlinburger bis vor drei Jahren weder die früheren Bergbausiedlungen im Mansfelder Land, noch hatte er bis dahin etwas vom Brauch des „Dreckschweinfestes“ gewusst.

Erst nachdem er im Jahre 2011 als Standfotograf für das Filmteam von Mario Schneider arbeitete, lernte er Land und Leute in den Grunddörfern kennen. Der Helbraer Dokufilmer drehte damals einen Streifen über die archaischen Sitten zu Pfingsten in Hergisdorf, Ahlsdorf, Ziegelrode und Kreisfeld, wie die Grunddörfer heißen.

Die Aufnahme des Pfingstbrauchs in den Grunddörfern im Mansfelder Land auf die Unesco-Liste des Immateriellen Weltkulturerbes ist im ersten Anlauf gescheitert. Die Pfingstvereine wollen aber ihre Bewerbung aufrechterhalten.

Auch das Questenfest aus dem Südharz hat es nicht geschafft. Die vom Kultusministerium eingesetzte Jury mit drei Vertreter des Museumsverbandes Sachsen-Anhalts, des Landesheimatbundes und des Händel-Hauses hatte sich für zwei andere Vorschläge aus Sachsen-Anhalt entschieden. Dabei handelt es sich um die Finkenliebhaberei im Harz und die Salzwirker-Brüderschaft der Halloren in Halle. Im Kultusministerium waren acht Anträge aus dem Land eingereicht worden. 

Unter dem Titel „MansFeld“ kam der Dokumentarfilm im Vorjahr in die Kinos. Erzählt wird die Geschichte dreier Jungen, die nach und nach mit den alten Bräuchen zu Pfingsten vertraut gemacht werden. Entstanden ist ein authentischer, echter Heimatfilm über den Landstrich, in dem Mario Schneider aufwuchs. Der Lohn der Arbeit waren mehrere Filmpreise. Und aus den Aufnahmen, die Blobel für den Film beisteuerte, ist die ungewöhnliche Fotoausstellung entstanden. „Es ist der Kontrast, von dem die Bilder leben“, so der 43-Jährige Fotograf, der seine Bilder und Collagen für einen Monat in der Hergisdorfer Kirche ausgehängt hat. Im vorigen Jahr waren diese Fotografien schon im Quedlinburger Stadtschloss zu sehen.

Schnappschüsse

Dorthin hatte Joachim Blobel auch Jürgen Colawo, den Amtmann der Pfingstgesellschaft Hergisdorf, eingeladen. „Unsere Region auf diese Art und Weise bekannt zu machen, ist doch phänomenal“, sagte Colawo erfreut. „Ich war begeistert, dass sich so viele Menschen für unseren Pfingsttanz interessieren“, so der Hergisdorfer. Schnell war beiden damals klar, dass diese Fotoszenen und Schnappschüsse auch in den Ursprungsorten ausgestellt werden müssen. „Nur so ist es möglich, dass wir nicht nur die Bilder zeigen können, sondern auch das Original dazu“, meinte der Künstler, der zu Beginn der Ausstellung dann auch viele Protagonisten von den Dreharbeiten wiedererkannte. So wie den Pfingstburschen Stefan Ecke aus Hergisdorf. Ihm war vorher nicht bewusst, dass er beim Sprung in den Ahlsdorfer Fischteich als „Fotomodell“ agierte.

Drehaufnahmen nichts Alltägliches

Auch zwei der damals drei im Film mitwirkenden Kinder sind zur Ausstellungseröffnung gekommen. Einer davon ist Sebastian Eichler aus Ahlsdorf, der zu den Drehaufnahmen gerade einmal zehn Jahre alt war. „Es ist schon etwas Besonderes, in einem Film mitzuwirken“, meinte er. Den Dokumentarfilm hat er sich gemeinsam mit seiner Familie schon oft geschaut. Auch für Paul Tim, der heute dreizehn Jahre alt ist, waren die Drehaufnahmen nichts Alltägliches. „Irgendwann kann ich es meinen Kindern und Enkeln präsentieren“, verkündete der Hergisdorfer Teenager. Mindestens fünf Mal hat er sich Paul den Film schon angeschaut und ihn natürlich als DVD zu Hause im Schrank.

Zur Vernissage organisierte der im vorigen Jahr gegründete „Freundeskreis des St. Ägidiuskirche“ auch das passende Rahmenprogramm. So erfuhren die zahlreichen neugierigen Einwohner und Gäste der Ausstellung nicht nur Hintergrundwissen vom Künstler Joachim Blobel zu den einzelnen fotografierten Szenen, sondern sie erlebten zudem ein Konzert vom Kammerchor Madrigal Eisleben.

Die Ausstellung in Hergisdorf ist bis zum 30. Juni jeweils dienstags und donnerstags und am Wochenende von 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet.

Joachim Blobel mit den Filmhelden Sebastian Eichler (l.) und Paul Tim.
Joachim Blobel mit den Filmhelden Sebastian Eichler (l.) und Paul Tim.
Labitzke/winterfeld Lizenz