Aus für Seniorentreff in der Straße des Aufbaus Aus für Seniorentreff in der Straße des Aufbaus: Ein Abschied mit Wehmut in Eisleben

Eisleben - Zum Abschied kullerten auch Tränen: Der Seniorentreff in der Straße des Aufbaus ist gestern das letzte Mal geöffnet worden. Jetzt ist Schluss. Die Räumlichkeiten stehen nicht mehr für diesen Zweck zur Verfügung.
Die Wohnungsbaugesellschaft der Lutherstadt Eisleben mbH (Wobau) wurde am 21. Juni des Jahres 1994 gegründet. Die Lutherstadt ist alleinige Gesellschafterin des Unternehmens. Aufsichtsratsvorsitzende ist die Oberbürgermeisterin Jutta Fischer. Im vergangenen Jahr wurde gemeinsam mit den Stadtwerken - auch diese bestehen seit 1994 - ein Bürgerfest gefeiert.
Über viele Jahre hat die Wohnungsbaugesellschaft (Wobau) Eisleben eine Wohnung als Treffpunkt in der Straße des Aufbaus kostenfrei bereitgestellt. Auch die Betriebskosten sind übernommen worden. Mehrfach sei dieses kostenfreie Angebot verlängert worden, sagt Wobau-Geschäftsführer Marc Reichardt. „Aber wir sind kein Sozialverein.“ Deshalb habe man jetzt die Reißleine gezogen. Die Wohnung solle nun ganz normal vermietet werden.
Ohnehin sei das Projekt anders gedacht gewesen. Von dort sollten Aktivitäten für das Wohngebiet koordiniert werden. Das sei nicht so zum Tragen gekommen. Außerdem würden die Leute, die sich dort treffen, nur zu einem begrenzten Teil Mieter bei der Wobau sein. Die Schließung sei in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat erfolgt.
Räumlichkeiten fehlen
Die Gesellschaft für Sanierung und Gesamtstrukturentwicklung (GSG) hatte zuletzt mit Hilfe von Ein-Euro-Jobbern die Betreuung der älteren Leute in dem Treff übernommen. „Wir hätten das auch weiter gewährleisten können“, sagt GSG-Geschäftsführerin Siegried Bärwinkel. Aber ohne die dazu notwendigen Räumlichkeiten sei das nicht möglich, sagt Bärwinkel, die das Engagement der Wobau in der Vergangenheit hervorhebt. Im Moment kenne sie keine Alternativmöglichkeiten, die Senioren in anderen Räumen unterzubringen. Denn es stelle sich immer die Frage, wer das Geld für die Miete und die Betriebskosten bereitstellt.
Trauriger Abschied
Die älteren Leute haben am Dienstag jedenfalls mit Wehmut Abschied von den Räumen in der Straße des Aufbaus genommen. „Wir sind alle sehr traurig“, sagt die 85-jährige Ingeburg Köhler, die seit vielen Jahren den Treff besucht und den sie eigentlich nicht missen möchte. Zweimal in der Woche, dienstags und donnerstags, sind die Senioren in die Straße des Aufbaus gekommen. Manchmal waren es bis zu 40 Leute. Viele Freundschaften seien im Laufe der Zeit entstanden. Bei Kaffee und Kuchen hatte man sich immer etwas zu erzählen. Aber nicht nur das stand auf dem Programm. „Wir haben gemeinsam auch Ausflüge unternommen“, sagt Ingeburg Köhler.
Einige Leute, die inzwischen weggezogen sein, würden immer noch mit dem Bus in die Straße des Aufbaus kommen, um ihre Bekanntschaften zu pflegen und ein wenig Abwechslung vom Alltag zu erhalten. „Und das soll nun alles vorbei sein?“, so Frau Köhler leise. (mz)