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«Apollonia» schwebt ganz sicher zu Boden

Von Burkhard Zemlin 20.02.2008, 17:40

Eisleben/MZ. - "Eine tolle Leistung. Phantastisch!", lobte Peter Rostalski, Mitglied des Gemeindekirchenrates, nachdem sich die Anspannung gelegt hatte.

Minuten zuvor waren Christian Beck und seine Männer noch auf der schwankenden Glocke herum geturnt, hatten mit Flaschenzügen, Trennschleifern und anderem Werkzeug hantiert, um das zentnerschwere stählerne Joch vom Klangkörper zu lösen. Akrobatische Fähigkeiten waren gefragt und kühles Blut. Zeitweise schien nichts mehr zu gehen, doch Christian Beck und Frank Kübitz bewahrten die Ruhe und fanden eine Lösung. Die beiden sind ein eingespieltes Gespann. Der dritte im Bunde, Steffen Puff, der sich kurzzeitig vom schwankenden Joch bedrängt sah, versicherte hinterher, keine Angst gehabt zu haben. "Beim Chef passiert nichts", sagte er mit Blick auf Christian Beck. "Man muss sich Gedanken machen und darf nicht hektisch werden", beschrieb Frank Kübitz, worauf es bei seiner Arbeit ankommt.

Die Arbeit der Glockenbauer ist in der Petrikirche getan, alle drei Glocken stehen am Fuße des Glockenstuhls, an dem jetzt die Zimmerleute zum Zuge kommen. Das aus massivem Eichenholz gefertigte Gebälk soll von Grund auf saniert werden, eine Konstruktion, die den Handwerkern um Dirk Schäfer einiges abverlangen wird. Bauleiter Axel Unrein aus Körner bei Mühlhausen sagte, dass so viel wie möglich der alten Balken wieder verwendet werden. An jenen Stellen des Glockenstuhls, wo ein Austausch unumgänglich ist, kommt Eiche zum Einsatz, die schon mehr als 100 Jahre lagert. Jüngeres Holz würde reißen, so der Bauleiter.

Voraussichtlich im Sommer werden die Glockenbauer erneut nach Eisleben kommen, um das Geläut wieder einzubauen. Bis dahin haben sie auch die neuen hölzernen Joche fertig, die die alten aus Stahl ersetzen sollen. Wenn sie eingebaut werden, wird das auf eine Art und Weise geschehen, die bereits unsere Altvorderen gekannt haben. "Dann werden die Glocken wieder richtig schwingen können", freut sich Wolfgang Neumann, ehernamtlicher Mitarbeiter der Kirchengemeinde, schon jetzt.