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Angeln am Süßen See Angeln am Süßen See: Verdrängt Hecht den Zander?

Von Wolfram Bahn 26.02.2016, 10:32
Berufsfischer Christian Kulawik hat Glück gehabt. Er holte einen stattlichen Zander aus dem Süßen See. Doch dies wird immer seltener.
Berufsfischer Christian Kulawik hat Glück gehabt. Er holte einen stattlichen Zander aus dem Süßen See. Doch dies wird immer seltener. Klaus Winterfeld

Seeburg - Was waren das noch für Zeiten: Da sind die Angler an den Süßen See gefahren, haben ihre Köder ausgeworfen und irgendwann zappelte ein stattlicher Zander am Haken. Schon in den zurückliegenden Jahren hat das immer weniger geklappt, glaubt man den Petrijüngern. Doch auch Berufsfischer Ulrich Kulawik befürchtet, dass die guten Zanderjahre am Süßen See vorbei sein könnten. „Dafür gibt es verschiedene Ursachen“, sagt Kulawik, der am benachbarten Kernersee seit längerem einen Fischerhof betreibt.

Sind Kormoranschwärme schuld?

Nach seinen Worten setzen vor allem die Kormoranschwärme dem Fischbestand im größten Gewässer des Mansfelder Landes zu. Die gefräßigen Vögel verschlingen ein Pfund Fisch pro Tag. Gerade jetzt würden besonders viele zweijährige Zander im See schwimmen. „Und die haben gerade die richtige größer als Futter für diese Vögel“, so der studierte Binnenfischer. Was erschwerend dazukommt sind die milden Winter. Dadurch fehlen die Eisschichten, unter denen sich die Jungfische verstecken können. Kulawik will deshalb Versuche mit Schutzkäfigen starten. Doch die Kormorane allein sind aus seiner Sicht nicht dafür verantwortlich, dass sich der Fischbestand im Süßen See verändert hat.

Klares Wasser hat Folgen

Früher war das Gewässer viel trüber als heute. Von den Äckern floss stickstoffbelastetes Wasser in den See. Über die Böse Sieben kam Abwasser aus den Klärwerken hinzu. Das alles gibt es jetzt nicht mehr. Die Vorhaben zum Umweltschutz am Süßen See haben gegriffen. „Das Wasser ist fast so klar wie im Geiseltalsee“, hat Kulawik ausgemacht. Und das hat Folgen. Der Zander fühlt sich in trüben Gewässern und in relativer Dunkelheit wohl. Der Grund: Der Raubfisch kann in solch einer Umgebung besser sehen als die meisten anderen Fische. Das hilft ihm beim Jagen. Im klaren Wasser geht dieser Vorteil verloren, so Kulawik, der auch das fehlende Kraut im Wasser als Ursache für den Wandel des Fischbestandes bezeichnet.

Neue Leitfischarten im Süßen See

Nach seinen Angaben wirken sich die neuen Wasserverhältnisse vor allem zugunsten der Hechte aus. Diese Raubfischart, die zum „Fisch des Jahres 2016“ erklärt wurde, hält sich gerne in Ufernähe von Seen und Teichen auf. Hechte bevorzugen Schilfränder, von denen es rund um den Süßen See ausreichend gibt, auch wegen der geschützten Uferbereiche an den Salzwiesen bei Lüttchendorf. Jedenfalls will Kulawik festgestellt haben, dass sich neue Leitfischarten im Süßen See ausbreiten. Früher seien dies Aal und Zander gewesen, jetzt würden Hecht und Schleie den Ton angeben. Darauf versucht sich auch sein Fischerhof am Kernersee einzustellen. Dort wird neuerdings mehr grätenfreies Hechtfilet angeboten. Zunehmend öfter liegt auch geräuchertes Barschfilet aus. „Doch die Kunden nehmen das nicht so an. Es schmeckt eben nicht wie Zander“, räumt Kulawik ein. Er hofft deshalb, dass die meisten der zweijährigen Zander durchkommen und dann eines Tages im Netz landen. (mz)

Immer öfter zappeln junge Hechte statt Aal und Zander im Netz.
Immer öfter zappeln junge Hechte statt Aal und Zander im Netz.
Lukaschek