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Alter «Bergfried» hängt in der Aula

Von Gudrun Riedel 11.12.2007, 16:44

Eisleben/MZ. - Und so meinte Schulleiterin Barbara Sparing, "wenn wir heute etwas geschenkt bekommen, dann wollen wir unseren lieben Gast mit Musik und Gesang beschenken." Denn der Eisleber Maler Alfred Röder war gekommen, um das großformatige Gemälde mit dem Titel "Bergfried des Eisleber Schlosses" an die Einrichtung zu übergeben.

Doch zuvor erlebten er und einige Mitschüler sowie auch Gäste ein kleines Lied- und Instrumentalprogramm. Und das war von Ina Brückner zusammengestellt und von Gesangs- und Instrumentalgruppen einstudiert worden.

Auf Flöten, Xylophonen und Key-Boards spielten die musikbegeisterten Kinder. Begleitet von ihren singenden Mitschülern boten sie ein kleines Konzert, welches nicht nur weihnachtliche Stimmung verlieh, sondern auch die fleißige und ideenreiche Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer erkennen ließ.

Da das Bilder-Geschenk, dass Röder im Jahre 2000 in Öltechnik gemalt hatte, noch verhüllt war, richteten sich natürlich während des Programms die Blicke der Kinder immer wieder auf die Stelle, wo das Bild hing. Bevor jedoch die Hüllen fielen, ergriffen der Maler selbst und Eberhard Eigendorf das Wort, um über die Geschichte des Bergfrieds zu informieren, der aus vielen Grafiken und Gemälden bekannt ist.

So erfuhren Kinder und Gäste unter anderem, dass in der Nähe der heutigen Schloßplatz-Schule vor 1 000 Jahren eine prachtvolle Burg stand, die einst ein Bergfried zierte und viele Jahre als Wehrturm diente. Als die Burg verfiel, errichteten an gleicher Stelle die Mansfelder Grafen im 15. Jahrhundert ein Wohnschloss, in das der Bergfried integriert wurde. Beim großen Stadtbrand von 1601 brannte das Schloss zwar ab, aber der schön geformte, mächtige Bergfried trotzte dem Feuer und blieb als Wahrzeichen des ehemaligen gräflichen Schlosses stehen.

Im Jahr 1881 wurden die Ruinen des Schlosses - bis auf den Bergfried - abgetragen. Und unmittelbar daneben begann man mit dem Bau des königlich-preußischen Gymnasiums. Am Reformationstag, 31. Oktober 1883, wurde das Martin-Luther-Gymnasium eingeweiht, welches von Tausenden von Kindern bis 1929 besucht wurde. Es galt deutschlandweit als eine vorbildliche Lehranstalt. Und unter dem Protest vieler Heimat- und Geschichtsfreunde sowie Eisleber Bürger musste der historische Bergfried schließlich 1969 dem Bau einer Kaufhalle weichen.

Damit verlor die Stadt Eisleben eines der ältesten und geschichtsträchtigsten Denkmale der Frühromanik des neunten Jahrhunderts. "Ich wollte den Turm wieder auferstehen lassen und habe ihn nach alten Stichen und Fotografien gemalt", sagte jetzt Röder bei der Übergabe seines Gemäldes.

"Ich schenke den Bergfried der Schule, denn er stand neben dem Gymnasium, in dem ihr heute unterrichtet werdet. Hier gehört mein Bild her und soll nunmehr immer daran erinnern, welches herrliche Bauwerk nicht mehr vorhanden ist", fügte der Künstler noch erklärend hinzu.

Unter dem Beifall und Jubel der Mädchen und Jungen enthüllten Lehrer der Schloßplatz-Schule und Maler Röder gemeinsam das Bildwerk. Es findet in der Aula der Schule einen würdigen Platz und kann von den Kindern jederzeit betrachtet werden.

Dass das Gemälde nunmehr der Eisleber Schloßplatz-Schule gehört, wurde auch mit folgender Handlung dokumentiert: Schulleiterin Sparing und Maler Röder bestätigten bei der Übergabe per Unterschrift in einer künstlerisch schön gestalteten Unkunde den Eigentumswechsel.