Alte Tanzschule Triebel-Hölzer Alte Tanzschule Triebel-Hölzer: Wobau arbeitet an Sanierungskonzept für marodes Gebäude

Eisleben - Das kleine Schild hängt noch neben dem Eingang des Hauses in der Eisleber Klosterstraße: „Tanzschule Triebel-Hölzer“. Generationen haben hier das Tanzen - und das anständige Benehmen - gelernt. Doch diese glanzvollen Zeiten sind lange vorbei: Das in den 1880er Jahren gebaute Haus mit dem Tanzsaal steht leer und ist in einem sehr schlechten Zustand.
Wobau hat ehemalige Tanzschule 2016 erworben
Unter anderem ist durch das undichte Dach jahrelang Wasser eingedrungen und hat zu schweren Schäden an Decken und Fußböden geführt. „Das ist alles völlig marode“, sagt Marc Reichardt, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft (Wobau) der Lutherstadt Eisleben, im Gespräch mit der MZ.
Die Tanzschule wurde 1883 vom „Königlichen Hoftanzmeister“ Oscar Hölzer gegründet. Hölzer ließ auch das Wohnhaus mit dem Tanzsaal in der Klosterstraße erbauen. Nach Hölzers Tod 1930 führte seine Tochter Paula mit ihrem Mann Erich Triebel die Tanzschule weiter.
Gisela Weser, die aus Leipzig stammte, verschlug es 1948 nach Eisleben. Sie hatte Pädagogik studiert, entdeckte dann aber in der Tanzschule ihre Leidenschaft fürs Tanzen. 1960 legte sie die Prüfung als Lehrerin für Gesellschaftstanz ab; in den Kursen tanzte sie mit Erich Triebel. Als dieser 1968 plötzlich während eines Auftritts starb, arbeitete Weser selbstständig weiter.
2003 wurde sie ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen. 2017 starb sie im Alter von 96 Jahren. Die traditionsreiche Tanzschule wird heute von Sirka Triebel geführt, der Enkelin Erich Triebels. (mz)
Das kommunale Unternehmen hat die Immobilie 2016 von der im Mai vergangenen Jahres verstorbenen Gisela Weser erworben. Weser, die laut Guinness-Buch die älteste aktive Tanzlehrerin der Welt war, hatte hier bis ins hohe Alter Tanzkurse geleitet.
Die Wohnungen im Vorderhaus sind freilich bereits seit längerem nicht mehr bewohnt. Für die Wobau sei es auch weniger um das Haus gegangen, als vielmehr um das große Grundstück, wie Reichardt sagt. „Wir wollen unseren Parkplatz erweitern.“ Das Unternehmen hat seinen Sitz am Schloßplatz; der Parkplatz dahinter grenzt unmittelbar an das Grundstück, das zu der ehemaligen Tanzschule gehört.
Wie geht es nun mit dem Haus weiter? „Wir haben erst einmal das Dach notdürftig abgedichtet, damit die Schäden nicht noch größer werden“, sagt der Geschäftsführer. Die komplette Sanierung dürfte mehrere hunderttausend Euro kosten. „Das ist für uns natürlich jenseits von Gut und Böse.“
Sanierung ohne Fördermittel nicht bezahlbar
Denn der finanzielle Aufwand müsse ja in einem gewissen Verhältnis zu den späteren Mieteinnahmen stehen. Und in dem Haus seien nicht mehr als drei bis vier Wohnungen unterzubringen. Dazu kommt, dass das Gebäude unter Denkmalschutz steht, was im allgemeinen zu zusätzlichen Kosten führt.
Ohne Fördermittel werde die Sanierung jedenfalls nicht bezahlbar sein. Über die Stadtsanierung gebe es Zuschüsse für das Dach und die Fassade. Was sonst eventuell noch an Unterstützung möglich sei, müsse man sehen. „Wir arbeiten daran“, so Reichardt. „Aber in diesem Jahr wird noch nichts passieren.“ (mz)
