494. Eisleber Wiese 494. Eisleber Wiese: Zehn Dinge, die Sie über das Volksfest unbedingt wissen sollten

Eisleben/Hettstedt - Warum die Eisleber Wiese statistisch gesehen das größte Volksfest der Welt ist.
Jeder Eisleber geht bei erwarteten 500.000 Besuchern rein rechnerisch innerhalb von vier Tagen 20 Mal auf den Wiesenmarkt. Da kann der Münchner nicht mithalten. Der schafft es innerhalb von 16 Tagen nur ganze sechsmal aufs Oktoberfest. Und älter ist das Volksfest in Eisleben sowieso. Während es hier 1521 losging, wird in München erst seit 1810 kräftig gefeiert.
Warum man bei der Zahl 494 für die aktuelle Wiese vorsichtig sein sollte.
Rein rechnerisch beginnt am Freitag der 494. Wiesenmarkt, rein geschichtlich scheint diese Zahl aber nicht ganz zu stimmen. Erstens wurde früher wohl kaum gezählt, zweitens ist überliefert, dass in Zeiten großer Kriege das Fest ausgefallen ist. Richtig gezählt wird erst seit 1971, als die Eisleber Stadtväter den 450. Jahrestag der Verleihung des kaiserlichen Privilegs Karls V. von 1521 zur Abhaltung eines Vieh- und Ochsenmarktes zum Anlass nahmen, die Zahl 450 ganz dick herauszustreichen. Aber sei es, wie es sei: Auf den Plakaten steht die Zahl 494 unumstößlich.
Warum der Eisleber Wiesenmarkt dank Hamburg weltweit bekannt ist.
Im Hamburger Miniaturwunderland, mittlerweile anerkannt als größte Modellbahnanlage der Welt, findet sich als einer der zuerst gebauten Teile auch Mitteldeutschland. Und darauf findet sich auch ein Volksfest. Von einer Kirmes im Ostharz ist dort die Rede. Und weil „Wilde Maus“ und „Spinne“ ihre Runden drehen, ist ganz klar: Diese Kirmes ist die Eisleber Wiese.
Warum man am Sonnabend die Augen offen halten und ein kleines Geschenk dabei halten sollte.
Am Sonnabend feiert Vanessa Meyer ihren 18. Geburtstag. Sie kennen Vanessa nicht? Hier die Auflösung: Die Tochter der Schausteller Madlen und Frank Meyer wurde am 19. September 1997 geboren, in Eisleben, am damaligen Eröffnungstag der Wiese. Soweit aus der Historie bekannt, ist die junge Dresdnerin das einzige Schaustellerkind, welches je zur Eisleber Wiese geboren wurde. Also die Augen schön offen halten. Am Freitag kann man übrigens Augenzeuge einer Kirmestaufe werden: Der fünfjährige Carl, jüngster Spross aus der Schaustellerfamilie Meyer, erhält den Segen. Eine Eisleber Pfarrerin kommt dazu extra um 11 Uhr zum Autoscooter.
Warum der Wiesenmarkt mehr Platz braucht, als die 80 000 Quadratmeter, von denen oft die Rede ist.
Die 80 000 Quadratmeter, das sind ungefähr zwölf Fußballfelder, sind die reine Fläche, welche durch Fahrgeschäfte und Händler in Anspruch genommen wird. Hinzu kommen 25 000 Quadratmeter, auf denen Zugmaschinen, Autos, Wohnwagen und Packwagen abgestellt werden, sowie 105 000 Quadratmeter Parkflächen für die Besucher. Macht summa summarum 210 000 Quadratmeter, also 32 Fußballfelder. Genauso viele Mannschaften nehmen an einer Fußball-Weltmeisterschaft teil.
Warum Maskottchen Wiesi ein echter Riese ist.
Das Maskottchen Wiesi ist laut Steckbrief 2,03 groß, 83,66 Kilogramm schwer (entspricht einem Body-Mass-Index von 20,6), hat schwarze Augen, grüne Haare und Schuhgröße 53. Ein echter Riese also, wenngleich die Frau, die sich im Kostüm verbirgt, natürlich weder so groß noch so schwer ist. Treffen kann man das Maskottchen am Sonnabend ab 15 Uhr am Souvenirstand zur Autogrammstunde. Wiesi als Werbefigur und Maskottchen gibt es übrigens seit 1999. Ideengeber war einige Jahre zuvor Grafiker Lutz Döring aus Erdeborn, eine Art Geburtshelfer Marktmeister Siegmund Michalski. In dem Wiesi-Kostüm steckt Nicole Wiesenmüller vom Eigenbetrieb Märkte. Und ihr macht das großen Spaß.
Warum am Sonnabend wahrscheinlich die Amtszeit von Schützenkönig Michael Litschko endet.
Seit 1999 wird immer am Wiesensamstag der Schützenkönig ermittelt. Den Sieg im Jahr darauf konnte bei den bisherigen 16 Auflagen nie jemand wiederholen. Es wäre also eine Premiere, würde Litschko dies gelingen. Die Kette des Schützenkönigs hatte er im vorigen Jahr unter ungewöhnlichen Umständen errungen. Der Vogel war noch nicht abgeschossen, aber die Munition war alle. Da er der letzter Schütze war, der angelegt hatte, wurde er zum Wiesenkönig gekürt. Weil das umstritten war unter den 22 Schützenvereinen, die teilnahmen, soll diesmal der Modus verändert werden. Geschossen wird in diesem Jahr erstmals auf dem neuen Schießplatz neben dem großen Festzelt in Höhe des Hundeplatzes.
Warum man beim Wiesenmarkt auf seine Gesundheit achten sollte.
Statistiken sagen, dass zur Wiese täglich bis zu 40 Besucher medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Meist handelt es sich um Kreislaufprobleme nach wilden Fahrten auf Karussells oder anderen Fahrgeschäften. Weit weniger häufig als Ursache gilt im Vergleich zum Münchner Oktoberfest übermäßiger Alkoholgenuss. Einen lebensbedrohlichen Notfall gab es 2005. Ein Besucher war von einer Biene in den Mund gestochen worden.
Warum zwei Seiferts zur Legende wurden.
Oscar und Oskar Seifert sind zwei Legenden des Eisleber Wiesenmarktes. Beide stammten aus Leipzig, Oscar Seifert war fliegender Händler und Marktschreier, heute würde man ihn wohl als Kultfigur bezeichnen. Auf dem Eisleber Wiesenmarkt war er ob seiner launigen Sprüche eine Berühmtheit. Er starb 1932. In den 1960er Jahren kam Oskar Seifert nach Eisleben, Enkel von Oscar Seifert. In der Tradition seines Großvaters bereiste er landauf landab die Volksfeste. Allerdings nicht als fliegender Händler, sondern mit seinem Fahrgeschäft namens „Aeroplan“. Wenn man ihm heute noch begegnen will, muss man am Freitag zur Eröffnung auf den Markt kommen. Dort verkörpert der Entertainer Jost Naumann den legendären Wiesenhändler.
Warum ein Riesenrad zur Wiese viel mehr Strom verbraucht, als ein Einpersonenhaushalt im ganzen Jahr.
Ein Singlehaushalt verbraucht im Jahr durchschnittlich 2.000 Kilowattstunden Strom. Vergleichsweise wenig im Angesicht des Riesenrades „Bellevue“. Das braucht bei einem Anschlusswert von 400 Kilowatt dafür gerade einmal fünf Stunden. Auch andere Fahrgeschäfte sind echte Stromfresser und brauchen deshalb meist einen eigenen Anschluss an das Netz. Den besorgen die Stadtwerke der Lutherstadt Eisleben, deren Abkürzung „SLE“ man oft sieht.
P.S.: Zum Abschluss noch etwas, was die Eisleber Wiese so einzigartig macht: Am Tag vor der Wieseneröffnung gibt es immer ein Benefiz-Fußballspiel zwischen den Schaustellern und einem Oldie-Team vom FSV Hettstedt. Da beweisen die Besitzer und Angestellten der Fahrgeschäfte und Imbissbuden, dass sie durchaus auch mit dem Ball umgehen können. Der Erlös kommt meist Kindern und Jugendlichen zugute. Diesmal geht das Geld an den Nachwuchs der Feuerwehr aus Helfta, der gerade wieder bei den Deutschen Meisterschaften für Furore gesorgt hat. Im Laufe der Jahre sind fast 10 000 Euro an Spenden gesammelt worden. (mz)