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Zum Start von "Dessau Dancers" Zum Start von "Dessau Dancers": Die "wahren Helden" treffen sich an alter Wirkungsstätte

Von DANNY GITTER 15.04.2015, 19:20
Wie damals in den 1980ern, können sie es auch heute noch. Am Mittwoch stellten Dessaus Breakdancer das unter Beweis.
Wie damals in den 1980ern, können sie es auch heute noch. Am Mittwoch stellten Dessaus Breakdancer das unter Beweis. Lutz Sebastian Lizenz

DESSAU - Er hatte das damals im Westfernsehen und in einigen Musikvideoclips gesehen und es ließ ihn nicht mehr los. Breakdance, diesen neuartigen Trend aus den USA, wollte Heiko Michel unbedingt in Dessau nachahmen. Das war im November 1983. Mike Buchmayer alias „Magic Mayer“ und noch ein paar andere hatten diese Idee auch. Ghettoblaster und Linoleum-Matten sowie genügend Freiraum, mehr brauchte es nicht zum kleinen Glück.

Zum Kinostart von „Dessau Dancers“ gibt es am Donnerstag in der UCI-Kinowelt um 20 Uhr eine Filmvorführung, bei der der Regisseur Jan Martin Scharf und einige Schauspieler anwesend sind. Im Mittelpunkt dieser Ostalgie-Komödie, steht der 18-jährige Frank (Gordon Kämmerer), der mit seinen Freunden in Dessau eine Breakdance Crew nach US-Vorbild gründet und in die Mühlen des DDR-Kulturbetriebs gerät.

Auch im Kiez-Kino Dessau läuft „Dessau Dancers“, und zwar vom 16. bis 18. April und 20. bis 22. April, jeweils um 17.30 Uhr und 20.30 Uhr.  

An der Museumskreuzung begann die Breakdance-Ära der DDR. Am Vortag der Premiere des Kinofilms „Dessau Dancers“ luden Jörg Schnurre, Referent des Oberbürgermeisters und Alexander Lech, Kreativunternehmer aus Dessau, an eben diesem Ort zum „Here we come - Together“, dem Tanzveteranentreffen mit Graffiti-Workshop, Dok-Filmabend und jeder Menge Erinnerungen an die guten alten Zeiten.

„Mit wenigen Mitteln kann man einen Platz beleben, an dem sonst eigentlich gar nichts geht“, so Lech. Er sollte recht behalten. So viel Publikumsverkehr an der Museumskreuzung wie Mittwoch ist selten. „Fast so wie damals“, staunte „Magic Mayer“.

„Natürlich haben wir das mit 13, 14 Jahren genossen, im Mittelpunkt zu stehen“, blickt Michel gerne zurück. Das war nicht in erster Linie Opposition. Das war einfach nur die Leidenschaft fürs Tanzen. „Breakdance war einfach unser Lebensgefühl“, bringt es Marcel Rother, ein weiterer im Bunde, auf den Punkt. Das begeisterte damals auch viele Passanten. Manchmal legten sie täglich ihre Performance im Zentrum hin. Von der Staatsmacht wurden sie zwar beäugt, aber doch in Ruhe gelassen.

Der Dokumentarfilm „Here we come“ aus dem Jahr 2007 griff das Phänomen von Breakdance in der DDR wieder auf. Michel , Buchmayer und Rother kamen da zu Wort. Vielbeachtet, wurde die Dokumentation zum Filmstoff weiterentwickelt. „Dessau Dancers“ startet Donnerstag in den Kinos. Dessau war eine der Hochburgen dieser Jugendbewegung. So weit, so real. Doch vieles im Film ist auch Fiktion. „Beatstreet“, der US-Breakdance-Film, der als Vorbild dienen sollte, inspirierte, aber war nicht der Auslöser für die Bewegung in Dessau. Das ging schon zwei Jahre vorher los. Die „Break Beaters“ im Film waren im richtigen Leben die „Stretch Breakers“. Die lebten viel normaler als die Filmhelden, ziemlich angepasst, eben nur mit dieser geduldeten Vorliebe aus Amerika. Dass der Kinofilm hauptsächlich in Halle und Köln gedreht wurde, stößt ihnen auf. Da hätten sie sich tatsächlich mehr Dessau als Kulisse gewünscht. Aber gucken wollen Michel, Buchmayer und Rother den Streifen auf jeden Fall. Das ist Ehrensache, wo es doch indirekt um sie und ihre Leidenschaft fürs Tanzen geht. (mz)