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Wälder rings um Dessau-Roßlau Wälder rings um Dessau-Roßlau: Auf in den Wald: Pilze sammeln

Von Heidi Thiemann 20.08.2014, 06:49
Der Steinpilz gilt als edelster Speisepilz hiesiger Breiten. Er hat einen nussartigen milden Geschmack. Der Steinpilz ist vereinzelt schon ab Juli unter Kiefern, Fichten, Eichen und Buchen zu finden, in größeren Mengen ab August bis etwa Oktober.
Der Steinpilz gilt als edelster Speisepilz hiesiger Breiten. Er hat einen nussartigen milden Geschmack. Der Steinpilz ist vereinzelt schon ab Juli unter Kiefern, Fichten, Eichen und Buchen zu finden, in größeren Mengen ab August bis etwa Oktober. DPA/Archiv Lizenz

Dessau-Rosslau/MZ - „Ich hoffe, dass es ein Champignon ist“, sagt Hannes Hädecke und legt seinen Fund auf den Tisch vor Hans Berndt. Jeden Dienstagnachmittag ist Berndt im Naturkundemuseum, steht als ehrenamtlicher Pilzsachverständiger mit Rat und Tat zur Seite. Denn wer zu ihm kommt, weiß nicht, ist das ein essbarer Pilz oder ist er giftig? Und was ist das überhaupt für einer? Und gerade jetzt, wo es genug geregnet hat und warm ist, sprießen die Pilze im Wald und auf Wiesen.

Die Hoffnung von Hannes Hädecke auf ein schmackhaftes Pilzgericht muss Berndt zunichte machen. Mit dem Champignon, das stimme zwar, aber es gibt unter den 80 Champignonarten in Mitteleuropa drei, die giftig sind und Magen-Darm-Probleme bereiten. Eben solch einen hat der Dessauer im Garten. Dass es ein Karbolchampignon ist, demonstriert Berndt mit einem Schnitt. Der weiße Stiel verfärbt sich chromgelb. Der Besucher nimmt’s mit Galgenhumor: „Dann lass’ ich die Pilze stehen und guck sie mir an.“

Vom Anfassen vergiftet sich niemand

Auch Katrin Jehnert hat Pilze in ihrem Garten, „die dort auf einmal gewachsen sind. Wir wissen aber nicht, was das für welche sind“. Auch hier macht Berndt den Test am Stiel, der die junge Frau verunsichert. Könne sie den giftigen Pilz überhaupt noch anfassen, passiere ihr dann etwas? Und wie bekomme sie die Pilze aus dem Garten?

Berndt beruhigt, vom Anfassen vergifte sich niemand. Am besten sei es, die Pilze zu pflücken und in die Tonne zu werfen. Doch sie ganz aus dem Garten herauszubekommen, sei schwer, da sich ihr Myzel weit verbreitet. Erst wenn keine Nährstoffe mehr vorhanden sind, werden Fruchtkörper nicht mehr ausgebildet.

In Sachsen-Anhalt beraten 79 Pilzsachverständige in 62 Orten die Bevölkerung ehrenamtlich. In Dessau-Roßlau beraten im Auftrag des Gesundheitsamtes Hans Berndt jeweils dienstags von 15.30 bis 17 Uhr im Naturkundemuseum (Askanische Straße) sowie Rudolf Arndt nach telefonischer Voranmeldung.

Einen Überblick über die Pilzberater im Land sowie viele andere Informationen (z.B. über Schwermetall- oder Radionuklidbelastung von Pilzen) gibt es auf der Homepage des Landesverbandes der Pilzsachverständigen www.lvps.de/

Auch die Onlineredaktion von der Mitteldeutschen Zeitung hat in dieser Karte die Pilzberater in Sachsen-Anhalt aufgelistet.

Es sind vor allem Funde aus heimischen Gärten, die dem Pilzberater vorgelegt werden. „Es ist besser, wenn die Leute kommen“, weiß Berndt. Denn es gibt viele Märchen. Etwa, wenn Tiere an den Pilzen gefressen hätten, seien sie für den Menschen nicht schädlich. Der 73-Jährige schüttelt den Kopf. Grüne Knollenblätterpilze mit Schneckenfraß hat er schon oft gesehen. Menschen würden die Mahlzeit nicht überleben.

Oder am Wochenende, erzählt er, hatte er einen Anruf aus dem Wittenberger Paul-Gerhardt-Stift. Eine Frau meinte Perlpilze gefunden zu haben, hatte wohl aber dann Pantherpilze in der Pfanne. Beide sehen fast gleich aus, weist Berndt auf die sehr giftige Verwechslungsgefahr hin.

Sorgfältig jedes Merkmal vergleichen

1986 hatte der Dessauer passionierte Pilzsammler seine Prüfung zum Pilzsachverständigen abgelegt, seitdem viele Weiterbildungen besucht. Pilzsuchern empfiehlt er ein „gutes Pilzbuch, wo mindestens 500 Arten beschrieben sind. Am besten sind Bücher, die auch auf die zu verwechselnden Arten hinweisen“. Und wenn jemand einen ihm nicht bekannten Pilz gefunden hat, dann sollte er sorgfältig jedes Merkmal vergleichen: Hut, Stiel, Farbe, Verfärbung beim Anschneiden, Geruch und auch Geschmack. Denn ist dieser scharf, kann dies ein Hinweis auf Giftigkeit sein. Aber lieber Finger weg von Unbekanntem oder eben unbedingt einen Fachmann fragen!