Dienstschluss nach 45 Jahren Vom Major der NVA zum Offizier der Bundeswehr - Frank Fritzsche aus Roßlau hängt Uniform an den Nagel
Rosslau/MZ - Jetzt hängen sie im Schrank. Ordentlich gebügelt und endgültig. Die Uniformen, die Frank Fritzsche als Soldat und Offizier insgesamt über 45 Lebensjahre trug. Ende November 2021 verabschiedete das Landeskommando Sachsen-Anhalt der Bundeswehr in Magdeburg den Hauptmann der Reserve mit allen Ehren in den Ruhestand.
Bewegtes Leben in Uniformen
Jetzt freut er sich auf einen neuen, spannenden Lebensabschnitt. Frank Fritzsche war Soldat und Offizier in zwei deutschen Staaten. 15 Jahre in der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR, 20 Jahre in der Bundeswehr der Bundesrepublik und weitere zehn Jahre in der Reserve der Bundeswehr. „Jetzt bin ich 65, was ist schon dabei. Jungen Leuten wie mir ist das Alter doch allerlei“ - so launig gereimt leitete Fritzsche bei seiner Verabschiedung den Schlussakkord ein. Um dann voller Ernst und Gedanken zurückzublicken. In 15 Jahren bei der NVA sei er Soldat geworden. In 20 Jahren Bundeswehr habe er gelernt, Menschen zu führen. „Das war für mich wichtiger. Es ist mir eine Ehre gewesen, als aktiver Soldat und Reservist meinem Vaterland zu dienen und macht mich stolz.“
In die Wiege gelegt war ihm dieser Dienst nicht. Geboren 1956 in Leipzig und aufgewachsen in Bad Düben, erlernte Frank Fritzsche in der dortigen Werkzeugmaschinenfabrik zunächst den Beruf als Zerspanungsfacharbeiter beim Drehen, Schleifen, Fräsen und Bohren. Dann entschied sich der 19-Jährige aber doch für eine Laufbahn bei der Armee und begann im Sommer 1975 mit dem Studium an der Offiziersschule der Landstreitkräfte im sächsischen Löbau. Die Ausbildung zum Pionieroffizier mit Studium zum Bauingenieur brachte den jungen Leutnant dann zum Pontonregiment 3 nach Dessau. Dort ging es weiter in der Offiziershierarchie. Erst als Zugführer und Kompaniechef, dann bis 1988 als Kommandeur des I. Pontonbataillons. Inzwischen ist Fritzsche mit Annegret verheiratet, die einen Sohn mit in die Ehe bringt. 1988 wird den Fritzsches der gemeinsame Sohn geboren.
Zur Wenezeit gerade beim Studium an Militärakademie in Moskau
Und dann reist die Familie nach Moskau. Hier will Fritzsche, mittlerweile Major, an der Militärakademie die weitere Offizierslaufbahn vorbereiten. Es sollten fünf Jahre werden, aber es wurde nicht mal eins. Mit der politische Wende und der Maueröffnung beginnt vom November ’89 die Zeit der Ungewissheit. Die DDR-Botschaft an der Moskwa bleibt sprach- und machtlos. Auch beim Heimaturlaub im Winter 1990 bleibt das Problem ungelöst. Ende April wird das Studium offiziell abgebrochen und Fritzsches sind im Juli wieder in Dessau.
„In dieser Zeit wusste niemand, wie es mit den Berufssoldaten der NVA weitergehen kann“, sagt Frank Fitzsche. „Mein Beruf aber war doch Soldat.“ Er kehrte zurück in die Garnison Alten, zu seinem Schwimmbrückenbataillon. Er wollte Soldat bleiben. Und er bekam die neue Uniform der Bundeswehr. Für zwei Jahre auf Probe. Nach der Probezeit durfte er wieder Oberleutnant und Zugführer der Bundeswehr sein.
Einsatz weit weg und nah dran
Das ist er in verschiedenen Funktionen und Gegenden bis Ende der aktiven Dienstzeit im November 2010. In diese Zeit fallen auch vier Auslandseinsätze mit EU-Missionen im Kosovo, in Sarajevo und Konjic in Bosnien-Herzegowina sowie 2009 bei der internationalen Sicherheitsmission ISAF für vier Monate in Afghanistan.
Als Reservist leistete Fritzsche als Verbindungsoffizier bei der zivil-militärischen Zusammenarbeit noch viele Dienste. Wird 2017 hoch geehrt mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold. Zum Beispiel machte er sich als stellvertretender Projektoffizier für die Präsentation der Bundeswehr bei den Sachsen-Anhalt-Tagen einen Namen. „Wenn es unser Landesfest hoffentlich bald wieder gibt, werde ich es natürlich besuchen. Mein Titel ‚Mister Sachsen-Anhalt‘ muss ja verteidigt werden“, sagt Fritzsche lachend.