Verwegene Jagd steht bald an
Wörlitz/MZ. - Bei der Schleppjagd wird zu Pferd eine Hundemeute verfolgt, für die eine künstliche Fährte geschaffen wurde. Die Arbeit dieser Hunde, wie sie die Fährte aufnehmen, verfolgen, verlieren und wiederfinden, steht im Mittelpunkt des Geschehens.
Waren es bislang die Männer und Frauen der Niedersachsenmeute, die in die Parkstadt reisten, so werden in diesem Jahr die Reiter der Mecklenburger Meute erwartet. "Die Gruppe aus Mecklenburg werden viele noch aus dem Vorjahr kennen, denn da führte sie die leichte Jagd am zweiten Tag an", erklärt Organisatorin Ina Grünberg. Aus terminlichen Gründen mussten die Reiter um Camill von Dungern aus Niedersachsen in diesem Jahr ihre Teilnahme absagen. Die Mecklenburger mit ihren 36 Hunden sind freilich nicht weniger prachtvoll anzuschauen, wenn sie über die Wiesen preschen.
Ina Grünberg verweist übrigens darauf, dass man nicht unbedingt Mitglied einer Meute sein muss, um bei der Schleppjagd reiten zu dürfen. "Jeder Reiter, der sich das zutraut, kann dabei sein", sagt die Mitarbeiterin der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, die bislang immer im Sattel saß und wie viele andere Wörlitzer und Reiter aus der Region die Jagd genoss.
Solch eine Jagd wusste auch schon Fürst Franz von Anhalt-Dessau zu schätzen, der seinerzeit als vortrefflicher Reiter galt und die Tradition der Jagd in Anhalt pflegte. Die Jagd war einst ein sorgsam gehütetes fürstliches Privileg. Strenge Gesetze mit harter Strafandrohung regelten den Umgang mit dem Wild. Perfekt organisiert verliefen die Parforce-Jagden auf das Rotwild und die Sauhatzen.
Der Hofmarschall Georg Heinrich von Berenhorst vermerkte die Jagden in seinen "Tagesbemerkungen". So notierte er zum Beispiel 1772 am 10. November "Saujagd 15 Tiere", am 13. November 22 Tiere, am 25. November zwölf Tiere, drei Tage später 16. Selbst am Heiligen Abend wurden zwölf Tiere erlegt, am Silvestertag zehn. Die Jagden waren gesellschaftliche Ereignisse, an denen Gäste aus aristokratischen Kreisen ebenso teilnahmen, wie auch ".verschiedene Frauenzimmer aus Halle und Leipzig und auch Studiosi aus besagten Orten", wie Berenhorst schreibt.
An die Tradition anknüpfend führt der Anhaltische Reit- und Fahrverein Wörlitzer Winkel seit 2003 jährlich die Fürst-Franz-Gedächtnisschleppjagd durch. Die Schirmherrschaft für die Jagd wird wieder von Edda Darboven, geborene Prinzessin von Anhalt, übernommen.
Am Hauptveranstaltungstag, dem 21. Oktober, erfolgt das Stelldichein 10.30 Uhr an der Wörlitzer Rousseau-Insel, eine Viertelstunde später versammeln sich Reiter und Hunde vor dem Schloss. Im Anschluss beginnt die Verfolgung hinter der Hundemeute. Die Jagdstrecke verläuft etwa 20 Kilometer durch die malerische Wörlitzer Elbaue. Geritten wird in zwei Feldern. Die Jagd wird begleitet von Parforcehornbläsern. Das Cureé (Belohnung der Hunde) findet um circa 15 Uhr an der Luisenklippe statt.
Weil sich nicht jeder in den Sattel wagt, begleiten wieder Kutschen und Kremser die Jagdgesellschaft.
An jeweils gut einsehbaren Stellen in der Elbaue kann die Reitjagd verfolgt werden. Zur Mittagspause trifft man sich mit den Reitern bei einem Imbiss am Jagdhaus Rosenwiesche. "Auf Kutschen und Kremsern gibt es noch freie Plätze", macht Ina Grünberg aufmerksam. Und wer schließlich unbedingt einen Sattel zwischen den Beinen haben will, aber nicht auf einem Pferd sitzen möchte, der kann der vielköpfigen Gesellschaft auch ganz bequem mit dem Rad folgen.
Wer als Reiter an der Schleppjagd teilnehmen möchte oder diese von Kutsche oder Kremser aus beobachten möchte, kann sich beim Anhaltischen Reit- und Fahrverein Wörlitzer Winkel, Hinterreihe 6, 06786 Griesen, Telefon 034905 / 2 22 91, melden; E-Mail: