Versorgung in Dessau-Roßlau Versorgung in Dessau-Roßlau: Wasser marsch!

Dessau-Rosslau - Die Hitzeperiode lässt ihn kalt: Lutz Erdmann vom Dessauer Wasserwerk befürchtet deswegen keinen Versorgungsengpass. Natürlich ging die Abgabemenge der Stadtwerke an die Haushalte an so heißen Tagen, wie sie auch hinter Dessau-Roßlau liegen, hoch. Doch das sei auch über einen längeren Zeitraum locker zu verkraften, versichert er. Wie steht es in der Stadt derzeit mit der Wasserversorgung? MZ-Redakteurin Annette Gens fragte nach.
Lutz Erdmann, Abteilungsleiter der Dessauer Wasserver- und Abwasserentsorgungs GmbH (Deswa), einer Tochter der Stadtwerke, führte sie durchs Wasserwerk in der Dessauer Wasserwerkstraße.
Herr Erdmann, wie viel Wasser über Durchschnitt hat die Stadt in den vergangenen Tagen und Wochen verbraucht?
Erdmann: Es sind an den Hitzetagen rund 25 Prozent mehr Wasser als an durchschnittlichen Tagen abgefordert worden. In Dessau werden durchschnittlich 9500 bis 10000 Kubikmeter Wasser an die Verbraucher geschickt. In Roßlau sind dies rund 2500 Kubikmeter täglich. Die Verbräuche in den letzten Tagen lagen bei 12000 Kubikmeter für Dessau und ähnlich höher für Roßlau.
Müssen wir angesichts des Mehrverbrauchs bangen, dass das Wasser nicht reicht, welche Kapazität würde Sie an die Grenzen bringen?
Erdmann: Keine Bange! Die Wasserversorgung der Stadt erfolgt über mehrere Quellen. Die Deswa verfügt über Brunnen und ein Wasserwerk in Quellendorf, über Brunnen in der Nähe des Schwedenwalls im Dessauer Osten sowie im Oberluch bei Roßlau. Darüber hinaus werden Versorgungsspitzen mit Fernwasser abgedeckt. Das beziehen wir zur Hälfte aus dem Harz aus der Rappbodetalsperre und zur anderen Hälfte aus dem sächsischen Torgau.
Aber auch ohne fremde Hilfe wären wir gut aufgestellt. Nur einmal zur Erinnerung: Vor der Wende lebten weit mehr Menschen in der Stadt, die Industrie brauchte ebenfalls mehr Wasser. Zu DDR-Zeiten wurden täglich um die 30000 Kubikmeter Wasser befördert. Das Rohrnetz ist dafür ausgelegt. Es gibt also nichts zu befürchten. Im Gegenteil, unsere Brunnen können wir derzeit noch so aussuchen, dass eine optimale Qualität garantiert werden kann.
Wie wird das Wasser im Wasserwerk Dessau aufbereitet, so dass kühles Nass in guter Qualität zum Verbraucher gelangt?
Erdmann: Die Wasserqualität wird im Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter ständig mehrmals pro Woche durch ein unabhängiges Labor überprüft. Das ist uns besonders wichtig. Im Wasserwerk Dessau, das ausschließlich in die Leitungen der Stadt Dessau gelangt, durchläuft es mehrere Stufen. In einer ersten Stufe wird Kalk und Sauerstoff hinzugesetzt, um Eisen und Mangan herausfiltern zu können. Das Wasser durchläuft sogenannte Sedimentationsbecken und gelangt schließlich in der zweiten Stufe in Kiesfilter, mit deren Hilfe Schwebstoffe herausgefiltert werden. Im dritten Arbeitsgang wird wiederum der pH-Wert so angehoben, dass eine qualitativ hohe Trinkwasserqualität zur Verfügung steht. Die Abläufe sind in allen Wasserwerken ähnlich. Im Maschinenhaus überwacht ein Mitarbeiter schließlich die Menge, die abgefordert wird und die dann aus dem Fernnetz, aus Quellendorf und Dessau-Ost in die Leitungen zum Verbraucher auf den Weg geschickt werden. Auch wird dann noch einmal überprüft wie viel Chlor zur Desinfektion notwendig ist. Das erfolgt mit Fingerspitzengefühl, denn schließlich mag es niemand, Kaffee mit überchlortem Wasser zu trinken.
Im bayerischen Forchheim gab es Ängste, es könnte ein Gießverbot ausgesprochen werden...
Erdmann: Ich hab bei uns mal davon gehört in den Zeiten vor der Wende. Da soll mal in Dessau in Spitzenzeiten das Autowaschen und Gießen der Gartenanlagen mit Trinkwasser verboten worden sein. Aber ich selbst habe so etwas noch nicht erlebt. Und ich arbeite seit 1987 im Wasserwerk.
Im oberfränkischen Bayreuth sollen sich vergangene Woche mehrere Wasserrohrbrüche ereignet haben. Die Hitze habe den Boden ausgetrocknet, der sich dadurch bewegte und Leitungen bersten ließ. Ist so etwas auch in der Stadt möglich?
Erdmann: Das kann ich mir nicht vorstellen und wenn es hierzulande passiert wäre, wüsste ich es bestimmt. Unser Rohrleitungssystem befindet sich in 1,30 bis 1,50 Metern Tiefe. Da trocknet so schnell nichts aus. Dass Rohrleitungen bersten, das kenne ich eher aus den Wintermonaten und aus der Zeit, wenn der Frost aus dem Erdreich tritt. (mz)

